TV-Tipp des Tages: "Tatort: Todesbilder" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Todesbilder" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Todesbilder", 12. Dezember, 22.00 Uhr im Ersten
Der Killer treibt sein Unwesen auf höchst perfide Art: Er tötet seine Opfer im Moment ihres größten Glücks. Initialzündung sind Zeitungsfotos von strahlend gutgelaunten Menschen.

In letzter Zeit hat Grimme-Preisträger Miguel Alexandre ("Grüße aus Kaschmir") vor allem großes Fernsehen gemacht und episch erzählte Zweiteiler wie "Schicksalsjahre" oder "Der Mann mit dem Fagott" inszeniert. Die Diskrepanz zu "Todesbilder" könnte kaum größer sein. Aber auch innerhalb der Reihe fällt der Krimi aus dem Rahmen. Alexandre (Buch und Regie) erzählt eine Handlung mit klassisch amerikanischem Sujet: die Jagd nach einem Serienmörder. Der Killer treibt sein Unwesen auf höchst perfide Art: Er tötet seine Opfer im Moment ihres größten Glücks. Initialzündung sind Zeitungsfotos von strahlend gutgelaunten  Menschen. Diese Aufnahmen ergänzt der Mörder in seinem privaten Archiv um Fotografien der grausam zugerichteten Leichen.

Eindeutige Indizien

Bis zu diesem Punkt könnte die Handlung auch in jeder anderen "Tatort"-Stadt spielen. Ein Leipzig-Krimi wird sie durch den persönlichen Bezug von Eva Saalfeld (Simone Thomalla) zu einem Mann, der für ihren Kollegen Keppler (Martin Wuttke) schließlich zum Hauptverdächtigen wird: Fotoreporter Rustaveli (Merab Ninidze), vor Jahrzehnten die große Jugendliebe Saalfelds, ist ein vielfach ausgezeichneter Kriegsfotograf, der irgendwann eine bestialisch zugerichtete Leiche zuviel gesehen hat und seither unter einem posttraumatischen Belastungssyndrom leidet. Es gibt eindeutige Indizien, die auf seine Schuld hinweisen. Gleiches gilt jedoch auch für einen Fitnesstrainer. Er hat als eifersüchtiger Ex-Freund einen engen Bezug zu den ersten Opfern, einem jungen Ehepaar, das noch am Abend seiner Hochzeit grausam erschlagen wird. Zweite Tote ist eine Abiturientin, die als Beste ihres Jahrgangs in die Zeitung kam. Ihr Tod bringt einen Fahrlehrer (Peter Kremer) ins Spiel, der seine Schülerinnen regelmäßig sexuell belästigt; die erste Tote war seine Nichte. Als in der örtlichen Zeitung auch ein Foto der lachenden Eva Saalfeld erscheint, steht die Kommissarin ebenfalls auf der Todesliste.

Alexandre, ohnehin kein Regisseur, dem sich eine Neigung zu einer allzu manierierten Bildsprache nachsagen ließ, ordnet die Inszenierung ganz sachlich der Geschichte unter. Die wiederum ist jederzeit packend genug, um auf vordergründige Dynamik verzichten zu können. Das hängt auch damit zusammen, dass Alexandre den eigentlichen Hauptfiguren viel Entfaltungsmöglichkeit gibt.

Gerade das fesselnde Finale, in dem ausgerechnet der ansonsten in zwischenmenschlichen Dingen eher minderbemittelte Keppler erstaunliche empathische Fähigkeiten beweist, wäre ohne die persönliche Beziehung zwischen den beiden Ex-Gatten gar nicht möglich. Und dass Eva Saalfeld kaum unbefangen gegen den Fotografen ermitteln kann, zumal der Mann ihre einstige Beziehung mit Nachdruck reanimieren will, liegt ohnehin auf der Hand.