"Die Heimkehr" ist die erste deutsche Hesse-Verfilmung. Aber der weltberühmte Autor musste auch erst den Nobelpreis bekommen, um in der Heimat etwas zu gelten. Der SWR hatte die Idee, das Versäumte anlässlich des diesjährigen fünfzigsten Todestages Hermann Hesses nachzuholen. Das Projekt wurde Jo Baier anvertraut. Es verbietet sich naturgemäß, von einem "Glücksgriff" zu sprechen, schließlich sind die herausragenden Qualitäten des dutzendfach ausgezeichneten Autors und Regisseurs sattsam bekannt. Nicht automatisch vorauszusetzen war allerdings die Seelenverwandtschaft zwischen Hesse und Baier. Die Kongenialität von Schriftsteller und Regisseur hat einen Film ergeben, der leise daherkommt und dennoch überwältigt: weil es Baier und seinem Kameramann Wedigo von Schultzendorff gelungen ist, in Bilder zu fassen, was den Grundgedanken von Hesses Schreiben ausmacht.
Spöttische Distanz
Das verblüffendste Moment ist jedoch die Modernität der Geschichte. Baier hat die Handlung zu ihrer Entstehungszeit angesiedelt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Irgendwo in der schwäbischen Provinz erregt ein Heimkehrer großes Aufsehen: Vor dreißig Jahren hat August Staudenmeyer, vom Vater verstoßen, das Weite gesucht. In der Fremde zum wohlhabenden Mann geworden, hat ihn nun die Sehnsucht zurück in seinen Heimatort Gerbersau getrieben. Alsbald aber muss er erkennen, dass er längst eine Nummer zu groß für die Enge und Engstirnigkeit seiner einstigen Mitbürger ist. Dass er sein Glück am Ende ausgerechnet einem tragischen Unglücksfall zu verdanken hat, ist zwar die offenkundigste und bitterste Ironie der Geschichte, doch sie fügt sich ins Gesamtbild: weil August Zirner seinen Helden mit einer oft bloß in Blicken oder Haltungen verkörperten spöttischen Distanz spielt. Dank seiner hellen Kleidung hebt er sich zudem schon optisch von den stets düster gewandeten Gerbersauern ab, die dank ihrer Bigotterie und Verklemmtheit auch charakterlich eher finstere Zeitgenossen sind. Das zeigt sich vor allem bei ihrem Umgang mit einer in Ungnade gefallenen Witwe (Heike Makatsch), der sie in Wirklichkeit ausnahmslos an die Wäsche wollen.
Baier setzt die Handlung mit der ganzen Gelassenheit um, die ein herausragendes Talent und jahrzehntelange Erfahrung mit sich bringen. Der Film wirkt daher fast mühelos inszeniert, zumal sich alles so wunderbar selbstverständlich zusammenfügt: Kostümbild, Ausstattung, Musik; die namhaften Schauspieler (Herbert Knaup, Oliver Stokowski, Margarita Broich) ebenso wie die Laiendarsteller. Baiers Kunst besteht zudem darin, die großen Themen der Geschichte beiläufig und ohne große Worte zu behandeln.