"Ebola verzeiht keine Fehler"

In Würzburg üben freiwillige Helfer in Schutzanzügen den Umgang mit Ebola-Patienten.
Foto: epd-bild/Wolf-Dietrich Weissbach
In Würzburg üben freiwillige Helfer den Umgang mit Ebola-Patienten.
"Ebola verzeiht keine Fehler"
Noch immer wütet die Ebola-Epidemie in Westafrika. Das Deutsche Rote Kreuz bildet seit dieser Woche erstmals Freiwillige für den Einsatz aus. In Würzburg wird das Verhalten im Hochrisikobereich geprobt.
08.10.2014
epd
Daniel Staffen-Quandt

Maria Overbeck zwängt sich in ihrem gelben Ganzkörper-Schutzanzug durch die dünne Zeltöffnung nach draußen. "Sie ist mir einfach vom Kopf gerutscht", sagt sie und hält die große Schutzbrille mit ausgestreckten Händen von sich. Im Einsatz darf so etwas nicht vorkommen. "Wenn das nicht alles gut geübt ist, passieren Fehler", sagt August Stich, Chefarzt für Tropenmedizin am Missionsärztlichen Institut Würzburg: "Und Ebola verzeiht keine Fehler." Die Berliner Ärztin wird in den nächsten Wochen nach Westafrika reisen, um die Epidemie zu bekämpfen.

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Wenige Minuten zuvor ist die 58-Jährige noch guter Dinge. Sie steht zusammen mit zwei weiteren Freiwilligen aus dem Auslandseinsatz-Pool des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Nieselregel vor einem weißen Zelt. Nein, Angst habe sie nicht vor dem Einsatz in den westafrikanischen Ländern, die von Ebola betroffen sind. "Aber Respekt muss man haben, sonst wird man leichtsinnig", sagt Overbeck. Sie hat mehrmals bereits bei Auslandseinsätzen geholfen, auch in Kriegsgebieten: "100 Prozent Sicherheit gibt es nie - auch nicht bei uns in Deutschland."

Ein Kollege hilft beim Anziehen

Ihr Kollege Michael Kühnel aus Österreich sieht es ähnlich. "Wir haben eine Verpflichtung dort zu helfen, die Menschen brauchen uns", betont der 38-Jährige. Seine Schutzbrille ist völlig beschlagen. "Ich sehe kaum etwas, und das Hören ist durch den Anzug auch sehr eingeschränkt." Overbeck kann sich unterdessen "gar nicht vorstellen, wie man in dieser Montur diffizile medizinische Aufgaben erledigen soll". Genau das aber trainieren die Frauen und Männer in dem 40 Grad warmen Zelt: Blut abnehmen etwa - oder wie man Patienten behandelt, die sich wehren.

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Auch wenn das Herunterrutschen der Schutzbrille "nicht so gut" ist, wie es der DRK-Fachreferent für Gesundheit, Andreas Fabricius, nennt - es ist auch kein Weltuntergang. Im Training sowieso nicht, aber auch nicht im Einsatz. "Sie haben bei der Übung alles richtig gemacht", sagt er zur Berliner Ärztin Overbeck. Ein Kollege hat sie sofort aus der Risikozone geschickt. Im Einsatzfall müsste sie sich nun mit einer speziellen Lösung die Augen und das Gesicht desinfizieren, anschließend den Schutzanzug wechseln, neu einkleiden und wieder zurück an die Arbeit gehen.

Doch das richtige An- und Ausziehen eines Schutzanzuges macht man nicht mal nebenbei in drei Minuten. Es ist eine langwierige Prozedur. Die gelben Overalls werden luftdicht verklebt, immer muss ein Kollege das korrekte Anziehen begutachten oder dabei helfen. Zudem werden Mundschutz, Gummistiefel und Gummihandschuhe bis zu den Ellenbogen benötigt. "Das muss alles mit Bedacht geschehen", sagt ein Mitarbeiter, der kleinste Fehler könne zur Infektion führen. Das Ausziehen dauert noch länger: Jedes Kleidungsstück wird desinfiziert oder entsorgt.

Jede Woche ein Ebola-Kurs

Neben Ärztinnen und Ärzten werden in Sirra Leone und Liberia auch Techniker für die Wasser- und Abwassereinrichtungen neuer Gesundheitszentren gebraucht. "Da wird letztendlich für die Ebola-Behandlung ein neues kleines Dorf errichtet", erklärt Tropenmediziner Stich: "Wenn sie nur Ärzte schicken, scheitern die vermutlich schon beim Aufbau der Zelte."

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Wann es für die 17 Freiwilligen ins Ausland geht, ist noch unklar. An diesem Mittwoch startet erst einmal ein Erkundungstrupp des DRK nach Westafrika. Die Ebola-Helfer selbst bleiben einen Monat im Einsatz, danach ist eine dreiwöchige Erholungsphase empfohlen. "Wir werden die Ausbildung jetzt wöchentlich anbieten", sagt Fabricius. "So lange, wie Helfer benötigt werden, und so lange wir Freiwillige dafür finden."