Stil, Tonfall und Inhalt dieser Komödie von Thomas Kronthaler erinnern an verschiedene Arbeiten von Marcus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt ist länger tot"), und das keineswegs bloß, weil sich die Hauptfiguren ziemlich unmoralisch verhalten und man sie trotzdem gern hat. Im Mittelpunkt der makabren Handlung steht das oberbayerische Bauernehepaar Heinz und Johanna Sailer (Heinz Josef Braun, Saskia Vester), das nach dem Tod seiner Mutter vor einer nicht unerheblichen finanziellen Herausforderung steht: Rente und Pflegegeld der alten Dame machten immerhin rund 2.500 Euro pro Monat aus, und die fehlen nun; dabei ist der Kredit für den Stall noch nicht abbezahlt, der Sohn möchte gern für ein Semester ins Ausland, und die Tochter braucht dringend ein neues Auto. Kurzerhand deponiert das Paar die Verstorbene in der Gefriertruhe und tut ansonsten so, als sei alles wie immer; wenn jemand die alte Dame sprechen möchte, schläft sie gerade oder ist unpässlich.
Das geht eine Weile lang gut, aber dann steht ein Besuch ins Haus, der sich nicht abwimmeln lässt: Ein Herr von der Krankenkasse meldet sich zur Kontrolle der Pflegestufe an. Und nun hat Johanna eine Idee, die dieser bis dahin eher makabren Komödie eine ganz neue Richtung gibt: Kurzerhand bietet sie ihrer Freundin Elfriede (Monika Baumgartner) an, sich eine Woche lang um ihre pflegebedürftige Schwiegermutter zu kümmern, damit die geplagte Elfriede endlich mal Urlaub machen kann. Die Überraschung ist groß, als sich die angeblich boshafte und demente Erni als hellwach, lebensklug und liebenswert erweist.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die Geschichte ähnelt Rosenmüllers Film "Wer’s glaubt, wird selig". Dort war die Verblichene zwar tatsächlich tot, sollte aber zur Heiligen stilisiert werden. So weit würden Heinz und Johanna dann doch nicht gehen, zumal sie ohnehin ständig von Skrupeln geplagt werden; weniger wegen des Sozialbetrugs, sondern wegen des pietätlosen Umgangs mit dem Leichnam. Dass man die beiden dennoch ins Herz schließt, liegt zuvorderst an der darstellerischen Leistung von Heinz Josef Braun (Stammspieler bei Rosenmüller) und Saskia Vester, aber natürlich auch an der Skizzierung der Figuren (das Drehbuch hat Kronthaler mit Gattin Stephanie geschrieben). Dabei ist das Ehepaar durchaus nicht nur liebenswert. Gerade Heinz wird von seiner Frau völlig zu recht als rückgratlos bezeichnet: Der Mann ist ein Opportunist, der stets den bequemsten Weg wählt und bei Widerständen entsprechend rasch einknickt. Leihoma Erni wiederum, von Gertrud Roll ebenfalls ganz wunderbar verkörpert, hat’s zwar faustdick hinter den Ohren, sorgt aber auch dafür, dass die Familie allen Wirrungen zum Trotz zusammen hält. Leider macht ausgerechnet Erni den Sailers einen dicken Strich durch die schöne Rechnung: Als sie stirbt, stehen Heinz und Johanna plötzlich mit zwei Leichen da.
Kronthaler hat auch zuletzt schon einige Filme für den ARD-Freitagstermin gedreht, die aus dem Rahmen fielen ("Das Leben ist ein Bauernhof"); sein "Wunder von Merching" erzählt fast die gleiche Geschichte wie "Wer’s glaubt, wird selig". "Schluss! Aus! Amen!" aber setzt noch eins drauf. Dank der ungewöhnlichen Bildgestaltung (Kamera: Christoph Oefelein) mit den immer wieder verblüffenden Einstellungen und der gelegentlichen Ruckzuck-Montage ist der Film auch optisch ein großes Vergnügen.