TV-Tipp des Tages: "Tatort: Paradies" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Paradies" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Paradies", 31. August, 20.15 Uhr im Ersten
Bibi Fellner will in den Urlaub fliegen und kommt mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der von fernen Ländern träumt, sich das Reisen aber nicht leisten kann. Als die Majorin telefonisch erfährt, dass ihr Vater im Sterben liegt, schenkt sie dem Mann kurzerhand ihr Ticket.

Ausgerechnet der ORF, der in den letzten Jahren mit seinen beiden Sonderermittlern im Einsatz gegen verschiedene Mafiabanden für einige ausgesprochen leichenreiche Krimis gesorgt hat, erzählt mit "Paradies" eine völlig andere Geschichte, aber auf gewohnt hohem Niveau. Das garantieren schon allein die Namen der beiden wichtigsten Verantwortlichen: Autor Uli Brée und Regisseur Harald Sicheritz haben bereits mit "Abgründe" (2013) und "Ausgelöscht" (2011) für zwei ganz besondere "Tatort"-Beiträge aus Wien gesorgt.

Der Prolog am Grazer Flughafen führt nicht nur ins Thema ein, er nimmt auch vorweg, dass sich dieser Film einer ganz anderen Erzählweise bedient als der gewohnte Sonntagskrimi: Bibi Fellner (Adele Neuhauser) will in den Urlaub fliegen und kommt mit einem älteren Herrn (eine hübsche Gastrolle für Johannes Silberschneider) ins Gespräch, der von fernen Ländern träumt, sich das Reisen aber nicht leisten kann. Als die Majorin telefonisch erfährt, dass ihr Vater im Sterben liegt, schenkt sie dem Mann kurzerhand ihr Ticket. Auf der Fahrt zu dem heruntergekommenen Seniorenheim, in dem ihr Vater lebt, berichtet sie dem Kollegen Eisner (Harald Krassnitzer) von ihrer unglücklichen Kindheit.

Die Rentnergang

Allein in diesen ersten zehn Minuten erzählt Brée mehr Geschichten als andere Autoren in neunzig. Den nachdenklichen Themen zum Trotz ist der Tonfall dank der spritzigen Dialoge zwischen den Ermittlern tendenziell eher heiter. Dank diverser satirischer Elemente scheint sich der Film endgültig zu einer Seniorenkomödie im Stil von Brées "Spätzünder" zu wandeln. In einem Schließfach findet Fellner ihr Erbe: Der verhasste Vater hat ihr über 30.000 Euro hinterlassen. Der rätselhafte Wohlstand weckt die berufliche Neugier des Duos, zumal sich rausstellt, dass der kürzlich verstorbene Zimmergenosse des Vaters ähnlich vermögend war. Das Geld ist offenbar das Ergebnis regelmäßiger Busfahren nach Ungarn. Mit Unterstützung eines pensionierten Kollegen (Branko Samarovski), der kurzerhand als verdeckter Ermittler ins Seniorenheim geschleust wird, kommen Eisner und Fellner einer Rentnergang auf die Spur, die ein ebenso florierendes wie illegales Geschäft betreibt. Alte Leute, stellt Eisner fest, sind gefährlich: weil sie nichts mehr zu verlieren haben.

Obwohl die Handlung also schließlich doch noch zum Krimi mutiert, zumal es zu zwei recht blutigen Gewalttaten kommt, bleiben Brée und Sicheritz dem Tonfall des Prologs treu: Der Hintergrund ist durchaus ernster Natur, aber die Verpackung ist gerade dank der komödiantischen Einlagen höchst unterhaltsam. Dafür sorgen neben der wunderbar jazzigen Musik von Lothar Scherpe und dem mitunter makabren Humor vor allem die Dialoge, ohnehin eine von Brées großen Stärken, sowie viele Details am Rande; Branko Samarovski ergänzt Neuhauser und Krassnitzer zu einem wunderbaren Trio alter Hasen, die mit kleinen Gesten große Wirkung erzielen.

Vierter im Bunde der großartigen Schauspieler ist Peter Weck, dem man nicht einen Moment anmerkt, dass er die achtzig längst überschritten hat; ähnlich wie in dem Pädophiliedrama "Mutprobe" (2011) ist er hier konsequent gegen sein Rollen-Image besetzt worden. Die Fans der ORF-Krimis wird zudem freuen, dass der sonst meist nur dem Namen nach präsente "Inkasso-Heinzi" (Simon Schwarz) wieder mal leibhaftig mitwirken darf.