TV-Tipp: "Kommissarin Lucas: Vergessen und Vergeben" (ZDF)

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TV-Tipp: "Kommissarin Lucas: Vergessen und Vergeben" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Kommissarin Lucas: Vergessen und Vergeben", 19. Juli, 20.15 Uhr im Zweiten
"Tour de Force" hat ein Killerpärchen seine todbringende Gewaltserie genannt. Bei der Gerichtsverhandlung erschießt Hübner im Gerichtsgebäude einen Polizisten, befreit Freundin Daniela, nimmt Ellen Lucas als Geisel und macht sich aus dem Staub.

"Tour de Force" hat ein Killerpärchen seine todbringende Gewaltserie genannt, in deren Verlauf wahllos mehrere Menschen umgebracht wurden. Doch all dies ist Vorgeschichte. Die Ereignisse liegen ein Jahr zurück, Daniela Lehner (Maria Kwiatkowsky) ist längst in Haft, ihr Freund Tobias Hübner (Florian Panzner) flüchtig, als die Regensburger Kommissarin Ellen Lucas (Ulrike Kriener) ins Spiel kommt. Eigentlich will sie nur den Prozess gegen die Täterin beobachten. Damit endet bereits der Prolog dieses Films, zu dem auch noch die kurze und bündige Einführung des neuen Mitarbeiters Leander Blohm (Florian Stetter) gehört.

Der skrupellose Verbrecher

Ganz entgegen der üblichen Fernsehgewohnheiten mündet die Einführung also fast übergangslos ins Finale, das infolgedessen einen Großteil der Handlung ausmacht: Hübner erschießt im Gerichtsgebäude einen Polizisten, befreit Freundin Daniela, nimmt Ellen Lucas als Geisel und macht sich aus dem Staub. Nach kurzem Zwischenspiel in einem Steinbruch und gelungenen Anleihen beim Action-Film kommt das von Christiane Balthasar vorzüglich umgesetzte Drehbuch zur Sache: Das kriminelle Duo verschanzt sich ausgerechnet im Haus der Mutter ihres ersten Opfers; Hübner hat sich eine Kugel eingefangen, und Ursel Feyninger (Johanna Gastdorf) ist Ärztin. Da der soziopathische Verbrecher gleich zu Beginn seine Skrupellosigkeit unter Beweis gestellt hat, muss man fortan um das Leben der Geiseln bangen.

Die Handlung bewegt sich also über weite Strecken des Films buchstäblich nicht mehr vom Fleck. Dank einer konzentrierten Inszenierung und einer herausragenden Kameraarbeit (Hannes Hubach) entfesselt Balthasar einen rasenden Stillstand von enormer Intensität: Selten hat ein Reihenkrimi mit so wenig Geschichte so viel Faszination entwickelt. Das liegt natürlich auch am Drehbuch. Die Krimis aus Regensburg hatten ja gern da und dort ein relevantes Thema im Gepäck. Diesmal aber verzichtet Thomas Berger, der Schöpfer der Reihe, konsequent auf jeden Ballast. Es gibt nicht mal Versuche, die Motive des Killerpärchens psychologisch zu ergründen: Wie so viele moderne Gewalttäter haben sie offenbar die Leere des Alltags mit einem Blutrausch gefüllt.

Trotzdem spielt Psychologie eine große Rolle, weil Ellen Lucas immer wieder versucht, an die Gefühle gerade der jungen Täterin zu appellieren und einen Keil zwischen das von Kwiatkowsky und Panzner beängstigend überzeugend verkörperte Duo zu treiben, um Zeit zu gewinnen. Zusätzlich erhöht wird die Spannung durch die Parallelhandlung: Während die Kommissarin um ihr Leben redet, versucht die Polizei fieberhaft, das Versteck zu finden und die Geiseln zu retten.