Ehrenamt und Empfänge: Erwartungen an die First Lady

Ehrenamt und Empfänge: Erwartungen an die First Lady
Journalismus ade: Joachim Gaucks Partnerin Daniela Schadt will ihren Redakteursposten nach der Präsidentenwahl aufgeben. Auf sie wartet dann ein neuer Fulltime-Job - als First Lady.
14.03.2012
Von Caroline Bock

Es steht nirgendwo geschrieben, dass eine First Lady nicht in ihrem Beruf weiter arbeiten darf. Allein, es fehlt die Zeit dazu. Empfänge und Ehrenämter, Staatsbesuche und Schirmherrschaften: Im Bürotrakt von Schloss Bellevue wartet ein Fulltime-Job auf die Frau an der Seite der Bundespräsidenten, wie auch schon Bettina Wulff festgestellt hat.

Bei Daniela Schadt, der langjährigen Partnerin von Joachim Gauck, kommt noch hinzu, dass sie einen Beruf hat, den sie schlecht weiter ausüben kann. Als politische Journalistin könnte die 52-Jährige nach der Wahl des Bundespräsidenten in die Gefahr geraten, auch die Arbeit ihres Mannes kommentieren zu müssen. Sie will ihren Posten bei der "Nürnberger Zeitung" aufgeben und sich neuen Aufgaben in Berlin widmen. "Ich weiß im Moment noch nicht so genau, wie es weitergeht", sagte Schadt. Stand Ende Februar.

Heirat offen

Veronica Carstens, von 1979 bis 1984 an der Seite von Bundespräsident Karl Carstens, konnte ihre Praxis als Ärztin behalten. Aber als Medizinerin hatte sie nichts mit Politik zu tun, und in Bonn gingen die Uhren ohnehin anders als im hektischen Berlin. Dort kann Gauck eine medienbeschlagene Beraterin am Frühstückstisch gut gebrauchen, die weiß, welchen "Spin" seine Auftritte haben können.

Mit Doris Schröder-Köpf gab es eine Journalistin an der Seite eines Kanzlers. An der Seite eines Präsidenten gab es das noch nie. Aber auch Bettina Wulff hatte als PR-Frau keine Angst vor Mikrofonen. Noch im Januar überraschte sie mit einem Besuch bei einem Neujahrsempfang im Hause Springer. Auch ihre Vorgängerin Eva Luise Köhler wirkte souverän. Sie galt als der ruhende Pol, hielt ihrem Mann die Hand, nachdem dieser seinen Rücktritt verkündet hatte.

Für Daniela Schadt als Journalistin wird es neu sein, dass sie selbst nicht mehr beobachtet, sondern beobachtet wird. Einen Hype wie um Bettina Wulff, die jüngste und wohl tätowierteste First Lady der Republik, wird es bei ihr kaum gehen.

Schlagzeilen löste Gaucks "wilde Ehe" mit Schadt aus - was wie ein Rückfall in die Adenauer-Zeit wirkte, als Mädchen noch einen Knicks machten und es noch "Bratkartoffelverhältnisse" gab. Ob und wann die beiden heiraten werden, ist nicht bekannt. Nach allem, was man weiß, müsste Gauck sich erst einmal scheiden lassen.

Schirmherrin des Müttergenesungswerks?

Was kommt nun auf Gaucks Partnerin nach dem 18. März zu? Der Mann von Angela Merkel, Joachim Sauer, tritt so selten auf, dass er den Spitznamen "Phantom der Oper" verpasst bekam. Das wird auf Bellevue schlecht möglich sein. Alle zehn bisherigen Frauen der deutschen Bundespräsidenten haben sich für gute Zwecke engagiert, auch wenn das in keinem Gesetz gefordert wird.

Ein Blick zurück. Elly Heuss-Knapp gründete das Müttergenesungswerk. Wilhelmine Lübke entwickelte die Idee des Essens auf Rädern. Mildred Scheel startete die Deutsche Krebshilfe. Marianne von Weizsäcker machte sich für die Integration von ehemaligen Drogenabhängigen stark, Christiane Herzog kämpfte gegen Mukoviszidose und schrieb Kochbücher. Eva Luise Köhler setzte sich für Menschen mit seltenen Krankheiten ein. Bettina Wulff und Christina Rau lagen besonders die Kinder am Herzen.

Traditionell ist die Frau des Bundespräsidenten Schirmherrin des Müttergenesungswerks. "Wir freuen uns auf Frau Schadt", sagt Geschäftsführerin Anne Schilling. Dass Gaucks Partnerin kinderlos ist, spiele für die Organisation keine Rolle. Wie beim Müttergenesungswerk fehlt auch bei Unicef gerade eine Schirmherrin. Bettina Wulff habe ihren Job dort "sehr gut" und "mit großer Ernsthaftigkeit" gemacht, sagt Sprecher Rudi Tarneden.

Egal, womit sich Daniela Schadt künftig befassen wird: Um ihre berufliche Zukunft nach Berlin muss sie sich nicht sorgen. Ihr Chefredakteur Raimund Kirch versicherte kürzlich, sie könne jederzeit wieder bei der "Nürnberger Zeitung" anfangen.

dpa