Die Hängepartie hat ein Ende: Lanz beerbt Gottschalk

Die Hängepartie hat ein Ende: Lanz beerbt Gottschalk
Kein Paukenschlag, nicht der Supercoup - aber beim ZDF ist eine Entscheidung gefallen. Es wurde auch Zeit. Markus Lanz wird neuer "Wetten, dass..?"-Moderator. Er muss sich aus dem Schatten seines Vorgängers herausmanövrieren.
12.03.2012
Von Carsten Rave

Ein Jahr ist im schnelllebigen Medium Fernsehen eine Ewigkeit. Und diese Ewigkeit hat es gedauert, bis das ZDF sich nach Thomas Gottschalks Ankündigung, nicht mehr "Wetten, dass..?" moderieren zu wollen, zu einem Nachfolger durchgerungen hat. Der steht seit Sonntagabend nun offiziell fest: Er heißt Markus Lanz, ist 42 Jahre alt, verheiratet, hat ein Kind und ist bereits festes Ensemblemitglied im Moderatorenreigen des Senders.

So groß der Karriereschritt für den gebürtigen Südtiroler nun auch sein mag, er wird noch lange mit dem Makel leben müssen, nur die dritte Wahl für das ZDF gewesen zu sein. Denn als sich die Medienwelt schon darauf eingestellt hatte, Hape Kerkeling (47) werde Gottschalk beerben, sagte der Spaßvogel Anfang November "nein". Danach fing die Gerüchteküche noch heißer an zu brodeln.

Lanz war der "Plan C"

Als Wunschkandidat kristallisierte sich zum Jahreswechsel Jörg Pilawa (46) heraus. Aus Senderkreisen war immer wieder zu hören, dass er mehrfach von Programmdirektor Thomas Bellut gebeten worden sein soll, in Gottschalks große Fußstapfen zu treten. Doch Pilawa erwies sich nach erneuten Gesprächen mit Bellut, der nächsten Donnerstag Intendant wird, als beinhart und blieb bei seinem "Nein".

Blieb noch Plan B, der eigentlich Plan C heißen müsste: Lanz. Doch den 42-Jährigen scheint es kaum zu stören, nur dritte Wahl zu sein - so sagte er dem Magazin "Stern" in der vergangenen Woche auf eine entsprechende Frage: "Nur wenn du dermaßen von deiner eigenen Bedeutsamkeit überzeugt bist, dass es dich wurmt, nicht als Erster gefragt worden zu sein. Nee-nee, ich finde die Reihenfolge genau richtig."

Außerdem ist die Lanz-Lösung ZDF-tauglicher als vielfach wahrgenommen: Lanz, 2008 als Johannes-B.-Kerner-Ersatz von RTL nach Mainz gekommen, hat sich in seiner Spät-Talkshow (immer von Dienstag bis Donnerstag) vor allem in den vergangenen Monaten beinahe außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung richtig warm gelaufen. Das war die Zeit, als alle Welt über die neuen ARD-Talks redete, aber niemand auf Lanz achtete.

Erste Sendung im Oktober

Der wiederum führte diverse Gesprächsrunden zum Thema Bundespräsident Christian Wulff, als andere sich noch schwertaten, Sendungen mit kompetenten Gästen zusammenzustellen. Lanz zeigt sich in seiner Gesprächsführung als bestens vorbereitet, schlagfertig, gut gelaunt und auch kritisch, wenn es sein muss - eine gute Empfehlung für höhere Aufgaben. Bei einigen Gästen wie "Emma"-Herausgeberin Alice Schwarzer oder Rapper Bushido biss er zwar auf Granit, aber seine Grenzen zu erkennen, gehört auch zum Geschäft.

Lanz schafft es mittlerweile, die Boulevardpresse aus seinem Leben herauszuhalten. Die Trennung von seiner damaligen Lebensgefährtin Birgit Schrowange (53), die für RTL das Boulevardmagazin "Extra" moderiert, wurde vor fünf Jahren von der Yellow Press heftig begleitet, auch die Heirat mit Angela Gessmann Mitte 2011 war ein Thema. Aber derzeit herrscht Ruhe. Noch.

Der erste Vorhang für Lanz bei "Wetten, dass..?" öffnet sich nun am 6. Oktober. Aber ob auch Lanz 24 Jahre seiner Aufgabe treubleiben wird wie sein Vorgänger? Dann wäre er immerhin schon 66 Jahre alt.

dpa