Die Hebräische Bibel bildet nach Schneiders Worten als Altes Testament den ersten und damit grundlegenden Teil der christlichen Bibel. "Mit keiner anderen Religion teilen wir diese Gemeinsamkeit." Auf dieser Grundlage könnten Christen und Juden gemeinsam lernen und einen Dialog auch über Unterschiede führen.
Dass die jahrhundertelange Polemik im Verhältnis zwischen Christen und Juden von christlicher Seite immer wieder in Diskriminierung und brutale Gewalt umgeschlagen sei, beschäme die Kirche an ihrer Geschichte bis heute, sagte der Ratsvorsitzende. Er bezeichnete es als "unverdientes Geschenk", dass es auf jüdischer Seite auch nach dem Holocaust und trotz dieser Schuld Gesprächsbereitschaft gegeben habe.
Erster Adressat von Gottes Wort war das Volk Israel
"Wir brauchen den Dialog mit dem Judentum, weil uns sonst nicht der ganze Wortschatz und alle Vokabeln des Gotteswortes zugänglich sind", sagte Schneider, der auch Präses der rheinischen Landeskirche ist. Denn erster Adressat von Gottes Wort in der Hebräischen Bibel sei nicht die Kirche, sondern das Volk Israel gewesen. Schneider hob zudem die gemeinsame Verantwortung von Christen und Juden für soziale Gerechtigkeit hervor, die sich aus der Hebräischen Bibel ebenso wie aus dem Neuen Testament ergebe.
Die "Woche der Brüderlichkeit", die am Sonntag in Leipzig eröffnet wird, wird seit 60 Jahren von den deutschen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit veranstaltet. Das diesjährige Motto lautet: "In Verantwortung für den anderen". Am Sonntag wird Schneider mit der Buber-Rosenzweig-Medaille für Verdienste um den christlich-jüdischen Dialog ausgezeichnet. Bereits am Samstag findet in Leipzig eine christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier mit dem EKD-Ratsvorsitzenden, dem Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff, und Landesrabbiner Henry G. Brandt statt.