Filmkritik der Woche: "Haywire" von Steven Soderbergh

Filmkritik der Woche: "Haywire" von Steven Soderbergh
In "Haywire" mixt Steven Soderbergh Kampfkunst, Kriminalfilm und Agententhriller zu einer lässigen Einheit - und besetzte die Hauptrolle mit einer echten Kampfkünstlerin.
06.03.2012
Von Frank Schnelle

Man darf an Matrix denken, wenn Mallory Kane im neuen Film von Steven Soderbergh von Dachgiebel zu Dachgiebel springt, um ihren Verfolgern zu entkommen. An die "Bourne"-Filme, wenn sie allein und ahnungslos zwischen die Fronten von Geheimorganisationen gerät. Und nicht zuletzt an Kampfkunstfilme, wenn sie jeden ihrer Konflikte mit Fäusten und Füßen austrägt.

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"It's all haywire", alles geht drunter und drüber, das ist das Motto des neuen Werks von Soderbergh, dem derzeit vielseitigsten Regisseur des US-Kinos. Permanent überwindet er die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Realitätsflucht und Experiment. Nach dem etwas angestrengten "Contagion" ist nun wieder etwas Schwungvolleres an der Reihe: Haywire, ein lässiger Genre-Mix, der außer seiner Freude am Erzählen eigentlich nichts zu beweisen hat.

Mallory Kane wird von Gina Carano gespielt, einer Kampfkünstlerin ohne nennenswertes schauspielerisches Vorleben. Als freie Agentin, die für CIA & Co. die Drecksarbeit erledigt, ist sie eine tolle Besetzung: ein frisches, authentisches Gesicht, dem man die Außenseiterrolle ebenso abnimmt wie eine durchaus einschüchternde Unberechenbarkeit. Und das Amazonenhafte sowieso. Bei einem Einsatz in Barcelona befreit sie eine chinesische Geisel, kurz darauf schickt ihr Boss (Ewan McGregor), der zugleich ihr Ex ist, sie auf eine weitere Mission nach Dublin. Dort muss Mallory erkennen, dass ihr neuer Partner (Michael Fassbender) auf sie angesetzt wurde, und von da an bekleidet sie die klassische Doppelrolle aus Jägerin und Gejagter.

Vergebliches Warten auf den cleveren Kniff

Soderbergh und sein Autor Lem Dobbs machen daraus einen Actionthriller, der ohne große Schauwerte auskommt. Manche Plotwendungen sind arg vorhersehbar, aber Soderbergh erzählt mit hochgezogener Augenbraue, er schwelgt gleichzeitig in den Klischees und distanziert sich von ihnen. Man sieht, dass manches eilig gedreht wurde, und irgendwie wartet man vergeblich auf den cleveren Kniff, der die Story übers Routinierte erheben könnte.

Trotzdem verfügt diese transatlantische Hetzjagd über einen schönen Drive - und über ein ansehnliches All-Star-Ensemble, das um die Neue im Zentrum herumgruppiert ist. Neben dem überraschend fiesen McGregor und dem erstaunlich eisigen Fassbender sind Antonio Banderas, Michael Douglas und Matthieu Kassovitz als undurchsichtige Hintermänner mit von der Partie.

USA/Irland 2011. R: Steven Soderbergh. B: Lem Dobbs. Da: Gina Carano, Michael Angarano, Channing Tatum, Michael Douglas, Antonio Banderas, Ewan McGregor, Michael Fassbender. L: 93 Min.

epd