Bei Denkmal für Sinti und Roma droht neuer Bauskandal

Bei Denkmal für Sinti und Roma droht neuer Bauskandal
In Berlin droht wegen des Mahnmals für die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma ein neuer Bauskandal um eine NS-Gedenkstätte. Obwohl das geplante Mahnmal noch nicht einmal in Umrissen erkennbar ist, sind die eingeplanten zwei Millionen Euro bereits ausgegeben.

Für das vor fast genau 20 Jahren beschlossene Projekt am Reichstag rechnet die Bundesregierung mittlerweile mit Gesamtkosten in Höhe von 2,8 Millionen Euro, sagte ein Sprecher von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) am Wochenende und bestätigte damit Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd). Knapp zwei Millionen seien bis zum Jahreswechsel bereits verbraucht worden.

Die Mehrkosten sollen durch Umschichtungen im Haushalt gedeckt werden, hieß es weiter. Neumann hatte Ende Dezember eine Fertigstellung des vom israelischen Künstler Dani Karavan entworfenen Mahnmals innerhalb von zwölf Monaten in Aussicht gestellt. Ähnliche Ankündigungen von Neumann und anderen führenden Politikern hatte es bereits in den Vorjahren gegeben. Der feierliche Baustart fand bereits vor drei Jahren statt.

Opferverbände stritte um Inschrift

Als Ursache für die deutliche Kostenüberschreitung und die erneute Bauverzögerung gibt die Bundesregierung die zuletzt auf Wunsch des Künstlers erfolgten Änderungen bei der Gestaltung des Mahnmals an. Bauherr ist das Land Berlin, mittlerweile hat sich aber auch das Bundesbauministerium eingeschaltet. Das Geld für das Mahnmal kommt vom Bund. Das Projekt war zunächst auf heftigen Widerstand beim damaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) gestoßen. Im Anschluss daran konnten sich jahrelang zwei Opferverbände nicht auf eine Inschrift einigen.

Bereits beim Bau des NS-Dokumentationszentrums "Topographie des Terrors" waren durch jahrelange Bauverzögerungen zehn Millionen Euro buchstäblich in den Sand gesetzt worden. Bereits errichtete Treppentürme mussten abgerissen werden. Für das 2010 eröffnete Projekt auf dem ehemaligen Gestapo-Gelände standen aufgrund der Fehlplanung nur noch knapp drei Viertel der ursprünglich vorgesehenen Bausumme zur Verfügung.

Zwischen Reichstag und Brandenburger Tor

Das Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma wird auf Beschluss des Bundestages zwischen dem Berliner Reichstag und dem Brandenburger Tor errichtet. Damit befindet es sich in unmittelbarer Nähe zum 2005 eingeweihten Holocaust-Mahnmal für die ermordeten Juden Europas und dem ebenfalls im Tiergarten befindlichen Homosexuellen-Mahnmal. Dem zweiten nationalsozialistischen Völkermord dürften nach Schätzungen von Historikern über 100.000 Roma zum Opfer gefallen sein. Der Zentralrat der Sinti und Roma nennt eine fünf Mal höhere Zahl.

Der Entwurf sieht einen kreisrunden See auf einer zwölf Meter großen Granitplatte vor. Darin soll jeweils einmal am Tag eine Steinsäule auftauchen, die eine immer frische Rosenblüte präsentiert. Akustisch untermalt werden soll das Ensemble von einem elektronisch erzeugten Ton, der mal stärker und mal schwächer wird und an das Abbremsen eines Deportationszuges in die Konzentrationslager erinnern soll. Nach einem Ende 2007 mühselig gefundenen Kompromiss soll nun ein Gedicht des italienischen Roma-Musikers Santino Spinelli den Brunnenrand zieren. Zudem soll das Mahnmal durch eine Dokumentation des Völkermordes auf Tafeln ergänzt werden.   

epd