Empörung über judenfeindliche Beschimpfung von Fußballer

Empörung über judenfeindliche Beschimpfung von Fußballer
Die antisemitische Beschimpfung des israelischen Bundesligaspielers Itay Shechter vom FC Kaiserslautern hat eine heftige Diskussion über Rechtsextremismus im Fußball ausgelöst. Die verbale Gewalt wurde einhellig verurteilt.

Der Zentralrat der Juden forderte den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den Verein auf, entschiedener gegen die antisemitischen Schmähungen vorzugehen. "Wer solche Fans duldet, gehört bestraft", sagte Zentralrats-Präsident Dieter Graumann der "Bild"-Zeitung (Dienstag). "Wenn ausgerechnet der Sport missbraucht wird, um Rassismus und Judenhass zu transportieren, ist das eine Schande und ein Skandal für den deutschen Fußball."

Am Sonntag hatten mehrere Fans beim Training des 1. FC Kaiserslautern, für den Shechter spielt, den Hitlergruß gezeigt und den Fußballprofi antisemitisch beschimpft. Der SWR hatte den Zwischenfall am Sonntag öffentlich gemacht. "Es handelt sich um einschlägig vorbestrafte, mit Stadionverbot belegte Personen aus der Hooliganszene", sagte Clubsprecher Christian Gruber. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen.Der Verein sagte den Behörden sämtliche Unterstützung zu und bezog auf seiner Homepage klar Stellung. "Rassismus hat beim FCK keinen Platz!"

DFB: Entschlossen entgegenwirken

Der designierte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zeigte sich empört über die Geschehnisse. "Gemeinsam mit dem Präsidenten ist es mir wichtig, für den gesamten DFB zu unterstreichen, dass solche Vorgänge in keinster Weise zu tolerieren sind und wir dem bereits im Ansatz entschlossen entgegenwirken müssen", sagte er am Dienstag. Niersbach forderte eine schonungslose Aufklärung. Er wünsche sich, "dass die Behörden den Fall mit aller Konsequenz verfolgen". Antisemitismus und Rassismus dürften im Fußball keinen Platz haben.

"Rassismus hat beim FCK überhaupt keinen Platz. Wir werden dafür sorgen, dass diese Typen bestraft werden", hatte der Vorstandschef des Vereins, Stefan Kuntz, in einer ersten Reaktion erklärt. Ministerpräsident Kurt Beck war ebenfalls entsetzt. "Das ist widerlich", sagte er. "Dafür schämt man sich." Beck ist selbst ein überzeugter Anhänger des FC Kaiserslautern. Auch die Anhänger des akut abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten äußerten ihren Unmut. "Die Fanvertretung distanziert sich von rassistischen, diskriminierenden und antisemitischen Äußerungen in jeglicher Form", hieß es in einem Schreiben der FCK-Fanvertretung.

Fans sollen auf Schmähungen reagieren

Der frühere Präsident des Vereins, Udo Sopp, stellte sich hinter die große Mehrheit der Fans. Der Verein habe in der Vergangenheit nie Probleme mit Neonazis gehabt und habe sie auch jetzt nicht, sagte der ehemalige Kirchenrat dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die etwa zehn Randalierer, die Shechter beschimpft hätten, fielen im Vergleich zur Masse der Fans völlig aus dem Rahmen. Sopp rief die Fans auf, beim Heimspiel am Samstag gegen Wolfsburg "in geeigneter Weise auf die Schmähungen gegen Shechter zu reagieren". Die Reaktion des Fußballvereins hält Sopp für vorbildlich. Der Vorstand versuche, die Täter zu identifizieren und sie der Polizei zu melden. Außerdem habe er sehr deutlich gemacht, dass Rassismus in dem Verein nichts zu suchen habe.

Die langjährige Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, verlangte schärfere Maßnahmen gegen rechtsextremistische Tendenzen im Sport. Trotz vieler Gegenmaßnahmen seien rassistische, rechtsextreme und antisemitische Parolen auf deutschen Fußballplätzen noch immer an der Tagesordnung, sagte Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am Dienstag in München. "Dieser abscheuliche Vorfall ist schockierend und traurig." Knobloch begrüßte die breite öffentliche Empörung in Sport und Politik über die Beschimpfung.

epd/dpa