Lage in Homs wird schlimmer - Rotes Kreuz rettet Verletzte

Lage in Homs wird schlimmer - Rotes Kreuz rettet Verletzte
Dem Roten Kreuz ist es gelungen, Menschen aus der syrischen Stadt Homs in Sicherheit zu bringen. Die Syrien-Kontaktgruppe will zwar weitere Sanktionen, aber eine Militärintervention ist tabu. Oppositionelle sind enttäuscht.

Das Rote Kreuz hat erste Verletzte sowie Frauen und Kinder aus der umkämpften syrischen Stadt Homs herausgeholt. Hicham Hassan vom Roten Kreuz sagte dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira, sieben Verletzte und 20 Frauen und Kinder seien zunächst in Sicherheit gebracht worden. Die Lage in Homs werde immer schlimmer und es werde mehr Hilfe für die Verletzten benötigt.

Der Konvoi von Ambulanzfahrzeugen des Syrischen Roten Halbmonds und des Roten Kreuzes sei am Freitagnachmittag in den Stadtteil Baba Amro gefahren und habe die Menschen mitgenommen. Zu diesem Zeitpunkt habe jedoch keine Kampfpause geherrscht.

Keine Feuerpause für das Rote Kreuz

Die Evakuierung sei ein erster Schritt gewesen. "Wir wollen alle verletzten Personen in Sicherheit bringen", sagte Hassan. Die beiden verletzten ausländischen Journalisten seien nicht dabei gewesen, sagte er. Die französische Journalistin Edith Bouvier und der britische Fotograf Paul Conroy hatten Verletzungen am Bein erlitten.

Carla Haddad Mardini vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) sagte dem US-Nachrichtensender CNN, dass ihre Organisation die syrischen Behörden um eine täglich zweistündige Kampfpause bitten möchte. In dieser Zeit könnten Mitarbeiter in alle betroffenen Gebiete, darunter Homs, gehen, um dringend benötigte Hilfe zu übergeben, sagte die IKRK-Sprecherin telefonisch aus Genf.

Das Viertel Baba Amro lag in den vergangenen Tagen laut Berichten von Augenzeugen unter schwerem Beschuss durch syrische Regierungstruppen. Seit rund einer Woche hatte das Rote Kreuz die syrischen Behörden und die bewaffnete Opposition immer wieder aufgefordert, eine Feuerpause zur Versorgung der Verletzten und Notleidenden zu ermöglichen.

Kontaktgruppe ist gegen Militärintervention

Nach dem ersten Treffen der neuen Syrien-Kontaktgruppe haben sich mehrere Oppositionelle enttäuscht geäußert. Auch die tunesischen Gastgeber der Konferenz der Freunde Syriens wurden kritisiert, weil sie sich strikt gegen jede Art von Militärintervention und gegen die Bewaffnung der Deserteure aussprachen. "Wer solche Freunde hat, der braucht keine Feinde", schrieb ein Aktivist in einem Internet-Forum der Opposition.

Die Konferenzteilnehmer sprachen sich bei ihrem Treffen in der tunesischen Hauptstadt Tunis zwar für ein sofortiges Ende der Gewalt in Syrien aus. Wie dies gegen den Willen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad durchgesetzt werden soll, blieb jedoch offen. Hinter den Kulissen hieß es, man rechne damit, dass sich demnächst noch mehr Funktionäre und Militärs vom Regime abwenden.

Die Kontaktgruppe der Freunde Syriens aus mehr als 60 Staaten und internationalen Organisationen drohte bei ihrem ersten Treffen am Freitag mit weiteren Sanktionen, falls das Regime von Baschar al-Assad die Gewalt gegen das eigene Volk nicht sofort beende. Von einer Militärintervention in Syrien wollten die Teilnehmer jedoch nichts wissen. Sie schlossen sich zusammen, nachdem die Vetomächte Russland und China im UN-Sicherheitsrat mehrfach Zwangsmaßnahmen gegen Syrien verhindert hatten. Ungeachtet immer lauterer Rufe aus der Opposition lehnt US-Präsident Barack Obama eine Bewaffnung der Rebellen weiter ab. "Eine weitere Militarisierung in Syrien ist zu diesem Zeitpunkt nicht klug", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, in Washington.

Hoffnunf ruht auf Kofi Annan

Obama erklärte bei einem Treffen mit der dänischen Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt im Weißen Haus weiter, die internationale Gemeinschaft suche nach jedem verfügbaren Mittel, um die Metzelei von Unschuldigen in Syrien zu verhindern. Es sei an der Zeit, dass das Töten von syrischen Bürgern durch die eigene Regierung beendet werde.

Allein am Freitag wurden in Syrien nach Angaben von Aktivisten wieder mindestens 90 Menschen getötet, darunter 12 Kinder. In mehreren Städten feuerten die Sicherheitskräfte auf Demonstranten.

Die Hoffnung, dass sich politisch etwas bewegt, ruht auch auf dem früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan als neuem Syrien-Sonderbeauftragten von UN und Arabischer Liga. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach von einer "klugen Wahl". Der frühere UN-Generalsekretär besitze "eine Autorität, an der auch Länder wie Russland und China nicht vorbeigehen werden".

Am Dienstag will sich der UN-Menschenrechtsrat in Genf in einer Dringlichkeitssitzung mit der Lage in Syrien befassen. Seit Beginn der Proteste im März 2011 wurden nach Schätzungen von Menschenrechtsgruppen bereits mehr als 7000 Menschen getötet. 

dpa