Ban schickt UN-Koordinatorin nach Syrien

Ban schickt UN-Koordinatorin nach Syrien
Die Lage in Syrien ist dramatisch. Regierungstruppen gehen brutal gegen die Opposition vor. Hunderttausende sollen auf der Flucht sein. Sie brauchen Hilfe, die aber kaum zu ihnen durchkommt. Die UN wollen sich jetzt im Land ein Bild von der Situation machen.

Angesichts der dramatischen humanitären Lage in Syrien schickt UN-Generalsekretär Ban Ki Moon seine Nothilfekoordinatorin Valerie Amos in das arabische Land. Die Britin solle sich ein Bild von der Situation machen, sagte ein UN-Sprecher am Mittwoch in New York. Wann Amos nach Syrien reisen wird, war zunächst aber noch unklar. Auch Russland und Iran, Unterstützer der Regierung von Präsident Baschar al-Assad, zeigten sich besorgt über die "dramatische Lage" in Syrien.

Tod westlicher Reporter: Paris will Antworten von Syrien

Unterdessen macht die Regierung in Paris die syrischen Behörden für den Tod zweier Reporter bei einem Granatenangriff auf die umkämpfte Oppositionshochburg Homs verantwortlich. "Damaskus schuldet uns eine Antwort", sagte der französische Außenminister Alain Juppé am Mittwochabend. Zuvor hatte bereits Staatspräsident Nicolas Sarkozy das Vorgehen der syrischen Regierung scharf verurteilt. "Genug ist genug, dieses Regime muss weg", sagte er zum Tod der Journalisten.

Juppé forderte nach Berichten der Nachrichtenagentur AFP erneut einen Sicherheitskorridor, um den Verletzten mit Unterstützung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) medizinische Hilfe leisten zu können. Die Reaktion der syrischen Regierung auf entsprechende Appelle seien bisher nicht zufriedenstellend gewesen.

[listbox:title=Mehr im Netz[Website der UN-Nothilfekoordinatorin (Englisch)##Website des getöteten Fotografen Ochlik (Englisch)]]

Beim Beschuss der Stadt Homs durch syrische Regierungstruppen waren die amerikanische Kriegsreporterin Mary Colvin und der französische Fotograf Rémi Ochlink ums Leben gekommen. Sie hatten nach Angaben von Aktivisten im Stadtteil Baba Amro ein Medienzentrum der Regime-Gegner besucht, als das Gebäude attackiert wurde. Zwei weitere Journalisten, ein Brite und eine Französin, wurden bei dem Dauerbeschuss verletzt.

In einem Telefongespräch betonten auch der russische Präsident Dmitri Medwedew und sein iranischer Kollege Mahmud Ahmadinedschad nach Kremlangaben die Notwendigkeit, die Gewalt in Syrien zu beenden. Außerdem müsse es "einen konstruktiven Dialog zwischen den Machthabern und der Opposition ohne irgendwelche Vorbedingungen" geben, teilte der Pressedienst Medwedews in Moskau mit.

Viele Gebiete nicht zugänglich

In einem Brief an alle UN-Mitgliedsländer hatte sich Amos "tief besorgt" über die Situation in Syrien gezeigt. Viele Menschen seien verzweifelt, zwischen 100.000 und 200.000 seien auf der Flucht. Die meisten seien bei Verwandten untergekommen, etwa 20.000 hätten es ins Ausland geschafft. Gebraucht würden Nahrung, aber auch Medikamente und selbst Decken, schrieb Amos. Viele Gebiete seien für die Nothelfer aber gar nicht zugänglich. Sie wolle deshalb so schnell wie möglich nach Syrien reisen und auf Bewegungsfreiheit für die Helfer drängen.

Ban hatte ebenso wie Amos mehrfach die syrische Regierung aufgefordert, die Gewalt gegen das eigene Volk zu beenden und Hilfe von außen zuzulassen. Die Rufe verhallten aber ebenso ungehört wie zwei Resolutionen der UN-Vollversammlung, die mit großer Mehrheit Damaskus zu einem Ende der Gewalt aufgefordert hatte. Entschließungen des UN-Sicherheitsrates, der auch Sanktionen verhängen kann, waren zweimal am Veto Russlands und Chinas gescheitert.

Die Unruhen in Syrien halten seit fast einem Jahr an. Allein im vergangenen Jahr sollen laut UN mehr als 5.000 Menschen getötet worden sein. Seitdem kamen vermutlich Hunderte Opfer hinzu. Weil Syrien weder Journalisten noch Beobachter ins Land lässt, gibt es aber keine unabhängigen Berichte.

dpa