So forderte der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis den Kandidaten auf, seine persönlichen Lebensverhältnisse "so schnell als möglich zu ordnen" und zu heiraten, wie die "Passauer Neue Presse" (Dienstag) berichtete. Dies liege in Gaucks eigenem Interesse, "damit insoweit keine Angriffsfläche geboten wird", argumentierte Geis, der dem konservativen Forum Deutscher Katholiken angehört.
Von SPD und Grünen kam umgehend scharfe Kritik an Geis' Äußerungen. "Ich kann meinem Freund Norbert Geis nur zurufen: Halt den Mund", sagte Dieter Wiefelspütz (SPD) der "Mitteldeutschen Zeitung" in Halle (Mittwoch). "Das ist eine abwegige Diskussion. Als ob wir keine anderen Sorgen hätten!"
Das moderne Deutschland
"Wie Herr Gauck sein Privatleben lebt, geht niemanden etwas an", sagte der Grünen-Politiker Volker Beck der Zeitung: "Es bildet einen Teil der Realität ab, dass auch Unverheiratete zusammenleben." Das private Leben Gaucks sei nicht ungeordnet, sondern "nur eben anders geordnet", so der bekennende Homosexuelle. Er erwarte da "Respekt".
Und auch die FDP verteidigte das Recht des Bundespräsidenten in spe auf einen eigenen liberalen Lebensentwurf. Die Kritik von Geis sei "stillos", sagte Außenminister Guido Westerwelle der "Rheinischen Post" in Düsseldorf (Mittwoch). Deutschland sei ein "modernes Land".
Gauck selbst hatte vor der Wahl des Staatsoberhaupts 2010 angedeutet, im Fall seines Siegs wolle er heiraten. "Schnelle Heirat ist ausgeschlossen, spätere nicht unbedingt", sagte er damals laut Medienberichten. Allerdings ist er noch nicht geschieden. Mit Ehefrau "Hansi" hat Gauck vier erwachsene Kinder und mehrere Enkelkinder. Die Ehe war nach der Wende zerbrochen; sie hatte offenbar dem Druck des DDR-Regimes auf die Familie nicht standgehalten.
Das Paar hüllt sich in Schweigen
Nachdem ihr Freund in der Bundesversammlung Christian Wulff unterlegen war, meinte Daniela Schadt, die seit zwölf Jahren an Gaucks Seite ist, nun seien Heiratspläne wieder Privatsache. Inzwischen sind sie wieder von öffentlichem Interesse. Doch das Paar hüllt sich noch in Schweigen. Schadt hatte auch am Dienstag ihr Redaktionsbüro bei der "Nürnberger Zeitung" nicht betreten. Für Journalistenkollegen war sie nicht erreichbar. Gauck selbst wollte sich am Dienstag nicht dazu äußern.
Protokollarisch ist der Fall für das Bundespräsidialamt indes klar: "Das Grundgesetz sieht keine 'First Lady' vor", sagt der stellvertretende Sprecher des Amtes, Martin Schulze. "Allerdings wird sehr wohl erwartet, dass die Partnerin gewisse ehrenamtliche Verpflichtungen wahrnimmt." Und das seien nicht wenige. So war Bettina Wulff etwa Schirmherrin des Kinderhilfswerks UNICEF Deutschland; ein Ehrenamt, das auch schon ihre Vorgängerin Eva Luise Köhler innehatte - eines von vielen.
Der Bundestag, der über den Staatshaushalt befindet, habe für die "Frau des Bundespräsidenten" ein Büro mit Sekretärin und Referenten vorgesehen, heißt es zudem im Präsidialamt. Die "First Lady" verfügt über ein Budget, Chauffeur und Leibwächter inbegriffen. Für Daniela Schadt wird dies nicht anders sein - verheiratet oder nicht.
Gelassenheit zeigte sich auch die evangelische Kirche: "Das ist Gaucks Privatangelegenheit. Da haben wir uns nicht einzumischen", sagt die evangelische Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein. Joachim Gauck sei ein Mensch, dem man keinen unsoliden Lebenswandel nachsagen könne. "Beide werden eine Entscheidung treffen, die gut ist und für sie stimmt. Darauf sollten wir vertrauen."