Monika Gruber: "Hier kann ich mich austoben"

Monika Gruber: "Hier kann ich mich austoben"
Monika Gruber darf jetzt in einer eigenen Lästershow Prominente durch den Kakao ziehen: In "Leute, Leute!" (ab Dienstag, 22.15 Uhr im ZDF) knöpft sich die Entertainerin genüsslich die neuesten Boulevardschlagzeilen vor.
21.02.2012
Die Fragen stellte Cornelia Wystrichowski

Sie ist der neue Stern am deutschen Satirehimmel, doch die Karriere als spitzzüngige Kabarettistin war Monika Gruber nicht in die Wiege gelegt. Die 40-Jährige aus Oberbayern wuchs auf einem Bauernhof mit Rindermast und Rübenäckern auf, nach dem Abitur wurde sie Fremdsprachensekretärin. Weil sie das aber nicht glücklich machte, besuchte sie eine private Schauspielschule – und wurde bei einem kleinen Standupauftritt fürs Fernsehen entdeckt. Populär sind vor allem ihre Soloprogramme und Satireauftritte im Bayrischen Fernsehen. Monika Gruber ist mit einem bayerischen Brauerei-Unternehmer liiert und lebt in Erding.

Frau Gruber, Sie bekommen eine eigene Show im ZDF, die sich Boulevardsatire nennt. Worum geht’s?

Monika Gruber: Ich werde Boulevardsendungen wie "Prominent" oder "Extra" aufs Korn nehmen – und die involvierten Prominenten. Urban Priol hat mich mal als die "Queen of Boulevard" bezeichnet, und hier habe ich eine schöne Plattform, wo ich mich austoben kann. Das Magazin wird aber nicht rein boulevardesk sein, sondern wird auch Themen wie die Causa Wulff aufgreifen. Boulevard und Politik müssen nicht zwei verschiedene Stiefel sein.

Manche Politiker lassen sich ja heutzutage wie Filmstars für Zeitschriften oder beim Posieren auf dem roten Teppich ablichten...

Gruber: Genau, und was da unter den roten Teppich gekehrt wird, das kehren wir wieder raus. So politisch wie zum Beispiel die Kabarettsendung "Neues aus der Anstalt" wird es aber nicht werden.

"Ja mei, der Lothar kriegt

eine eigene Dokusoap.

Danke, lieber Gott!"

 

Wer ist unter den aktuellen Promis denn Ihr Lieblingsopfer?

Gruber: Das wechselt, aber Veronica Ferres steht weit oben auf meiner Liste, außerdem gehört Lothar Matthäus zu meinen Favoriten. Gerade hatte ich mir gedacht: Ja mei, jetzt ist endlich mal Ruhe beim Lothar – da kommt pünktlich zum Start meiner Sendung die Meldung, dass er eine eigene Dokusoap kriegt. Da habe ich spontan ein Stoßgebet zum Himmel geschickt: "Danke, lieber Gott!" (lacht).

Welche Medien wollen Sie außer den klassischen Boulevardmagazinen im Fernsehen aufs Korn nehmen?

Gruber: Es kann auch eine Zeitung wie die "Bild" sein, die jemanden hochschreibt, um ihn zwei Tage später zu vernichten, es kann Facebook sein oder eine Sendung auf RTL. Es kann aber auch die Werbung sein, die das Volk verarscht. Werbung, in der ein Prominenter etwas vermarktet, obwohl er hinter dem Produkt gar nicht steht. Wir werden TV-Ausschnitte zeigen, aber nicht, um einen billigen Einspieler und einen billigen Lacher zu haben, sondern weil ich eine klare Haltung dazu vertrete.

Sie werden Ihre Show nicht alleine bestreiten. Wer gehört noch zu Ihrem Team?

Gruber: Außenreporter werden von Events wie der Berlinale oder der Goldenen Kamera berichten, und ich werde Gäste wie Oliver Kalkofe im Studio haben. Kabarettistin Maren Kroymann wird als Gesellschaftsexpertin "Idylle Leichenberg" bösartige Kommentare zu Societythemen und Prominenten abgeben – im Stile einer Sibylle Weischenberg. Wir wollen den Finger in die Wunde legen und die Prominenten nicht streicheln, sondern ihnen schon die ein oder andere Watschn mitgeben.

"Mensch Meier, das ist jetzt aber saublöd,

dass ich dich kennen gelernt habe,

was soll ich denn in Zukunft über dich erzählen?"

 

Aber wie weit können Sie sich aus dem Fenster lehnen, ohne Ihren Bekannten aus der Münchener Bussi-Gesellschaft auf den Schlips zu treten?

Gruber: Zugegeben, manchmal komme ich schon in einen Interessenskonflikt. Insgesamt wird mich das zwar nicht davon abhalten, den ein oder anderen schwer aufs Korn zu nehmen. Aber wenn ich jemanden wie Christine Neubauer kennen und schätzen gelernt habe, habe ich natürlich eine gewisse Beißhemmung. Ich habe zum Beispiel den Florian Silbereisen kennen gelernt, der ist privat ein reizender, liebenswerter, sehr humoriger Mensch. "Mensch Meier", habe ich zu ihm gesagt, "das ist jetzt aber saublöd, dass ich dich kennen gelernt habe, was soll ich denn in Zukunft über dich erzählen?" Er meinte dann, ich soll ihn ruhig durch den Kakao ziehen. Er sieht’s mit Humor, der fehlt aber glaube ich vielen in der Branche.

Werden Sie auch Stars parodieren?

Gruber: Nein, ich bin kein guter Parodist und werde mich auf die Rolle der Moderatorin beschränken. Aber jemanden wie Annemarie Warnkross von "taff" bei Pro Sieben oder Karen Webb von der ZDF-Sendung "Leute heute" werde ich garantiert mal von Schauspielern parodieren lassen.

Müssen Sie Ärmste für Ihre neue Show nun ständig Boulevardsendungen schauen und einschlägige Zeitschriften lesen?

Gruber: Das schaue und lese ich auch privat sehr gerne, das gebe ich ganz offen zu. Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, ich lese solche Zeitschriften nur, wenn ich beim Zahnarzt im Wartezimmer sitze. Ich gebe das schon zu, dass ich so eine Zeitschrift abonniert habe, und Societyformate im Fernsehen gönne ich mir auch privat, weil es mich amüsiert und weil ich mir denke: Was für ein Wahnsinn in der Welt. Deshalb bin ich für den Job auch nicht ganz verkehrt (lacht).

Und was fasziniert Ihrer Meinung nach die breite Masse am Promitratsch?

Gruber: Das funktioniert nach dem Muster: Schau dir das mal an, jetzt sind diese Leute so prominent, haben so viel Geld und sind so hübsch, aber glücklich sind sie trotzdem nicht. Das schaut man sich doch gerne an, dass da auch nicht alles perfekt ist in diesem scheinbar so perfekten Leben dieser Menschen.

Dabei hat die Welt doch eigentlich andere Sorgen...

Gruber: Genau, aber da redet man doch lieber darüber, dass Victoria Beckham eine unschöne Delle am Po hat oder was Seal in einer Talkshow über Heidi Klum ausplaudert. Solche Nichtigkeiten werden aufgeblasen und den Zuschauern so Brot-und-Spiele-mäßig vorgeworfen, um von den eigentlichen Problemen wie Griechenland abzulenken. Dass die Leute da zum Teil auch ganz schön verarscht werden, das will ich in meiner Sendung aufzeigen.