Friedensexperte: Militäreinsätze dienen der Rohstoffsicherung

Friedensexperte: Militäreinsätze dienen der Rohstoffsicherung
Militäreinsätze sind doppelbödig:Nicht die Friedenssicherung stehe im Mittelpunkt, sondern die Beschaffung wichtiger Rohstoffe wie Öl, Gas, Coltan oder Lebensmittel, sagt Friedensexperte Clemens Ronnefeldt.
04.02.2012
Von Sabine Damaschke

Der Friedensexperte Clemens Ronnefeldt kritisiert eine Doppelbödigkeit internationaler Militäreinsätze. Nicht die Friedenssicherung stehe im Mittelpunkt, sondern die Beschaffung wichtiger Rohstoffe wie Öl, Gas, Coltan oder Lebensmittel, sagte der Friedensreferent beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die von Christen gegründete pazifistische Union hat 100.000 Mitglieder in 40 Staaten.

Das Interesse am Zugang zu Rohstoffen sei auch in der deutschen Politik fest verankert, betonte Ronnefeldt. So habe die Bundeswehr bereits seit den 90-er Jahren den Auftrag, die "vitalen Interessen Deutschlands" an einem "ungehinderten Zugang zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt" zu sichern. Insofern sei die Empörung über die Aussage des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler scheinheilig gewesen. Er hatte gesagt, der Bundeswehreinsatz in Afghanistan diene auch den wirtschaftlichen Interessen der Bundesrepublik.

Iran ist auch im westlichen Fokus, weil das Land über Erdöl verfügt

Ronnefeldt sagte, Staaten wie Libyen oder Iran seien auch deshalb im westlichen Fokus, weil sie über enorme Erdölvorkommen verfügten. "Der Zusammenhang zwischen Militäreinsätzen und der Sicherung von Rohstoffen wird aber von immer mehr Deutschen gesehen und kritisch hinterfragt." Zumal das Ende fossiler Brennstoffe wie Erdöl abzusehen sei. Experten schätzten, dass der letzte Tropfen Erdöl zwischen 2040 und 2050 verbraucht sei.

Erneuerbare Energien müssten daher zügig ausgebaut werden, sagte der 51-jährige Friedensexperte. Dies diene nicht nur dem Umweltschutz und den Menschenrechten, sondern auch einem gerechteren Frieden. Notwendig sei aber auch ein Umdenken in der Ökonomie. "Ein Wirtschaftssystem, das in einer endlichen Welt auf Wachstum und Profit setzt, ist zum Scheitern verurteilt", sagte der Friedensreferent der pazifistischen Organisation. Nötig sei deshalb ein bescheidenerer Lebensstil in den Industrienationen, der auf das Gemeinwohl setze.

epd