Schneider und Lehmann betonen ökumenische Nähe

Schneider und Lehmann betonen ökumenische Nähe
Im Fernsehen sprachen Präses Nikolaus Schneider und Kardinal Karl Lehmann über Luther und das Reformationsjubiläum - und waren sich einig, dass sich Protestanten und Katholiken näher stehen, als dies in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde.

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hält eine gemeinsame Stellungnahme von katholischer und evangelischer Kirche zum 500. Jahrestag der Reformation für denkbar. In der Fernsehsendung "Sonntagsgespräch" des Hessischen Rundfunks (hr) sprach sich auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, dafür aus, Katholiken und Protestanten sollten das Jubiläumsjahr 2017 gemeinsam begehen. "Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam ein Christusfest feiern können", sagte er bei der Aufzeichnung der Sendung in Mainz.

Im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 wird derzeit eine gemeinsame Erklärung des Lutherischen Weltbundes und des Vatikan vorbereitet. Mit diesem Dokument soll die internationale Bedeutung des 500. Jahrestages der Reformation deutlich gemacht werden. Als Ausgangspunkt der Reformation gilt der Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) im Jahr 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg

Nach Auffassung von Lehmann und Schneider stehen sich Protestanten und Katholiken nach Jahrhunderten der Feindschaft mittlerweile näher, als dies gewöhnlich in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde. Er sei fasziniert, was nach über vier Jahrhunderten der Trennung bereits wieder an Gemeinsamkeiten gewachsen sei, sagte der Mainzer Kardinal.

Schneider: Die Suche nach Wahrheit endet nicht im Kompromiss

Der EKD-Ratsvorsitzende erläuterte, verbleibende Differenzen, etwa zum Abendmahlsverständnis und der Rolle des Papstes, könnten nicht bei Verhandlungen durch einen Kompromiss gelöst werden: "Wir verhandeln nicht wie politische Parteien, denn wir suchen beide nach der Wahrheit."

In den vergangenen Jahrzehnten habe die katholische Seite auch die Person Martin Luthers neu bewertet, sagte Lehmann. Für ihn persönlich sei Luther ein "Vater im Glauben", der keine Spaltung der Kirche gewollt habe. Auf die Frage, ob jemand wie Martin Luther heute noch Pfarrer in der evangelischen Kirche werden könnte, antwortete Schneider ausweichend: Über Luthers "positive Seiten wäre ich sehr beglückt", sagte er. "Mit den negativen Seiten hätte ich meine Probleme."

Das "Sonntagsgespräch" mit Lehmann und Schneider ist Bestandteil der hr-Festwoche anlässlich der 1.000 "Horizonte"-Sendung, die am 25. Januar ausgestrahlt wird. Moderator beider Sendungen ist Meinhard Schmidt-Degenhard.

epd