Obamas neue Militärstrategie nimmt China ins Visier

Obamas neue Militärstrategie nimmt China ins Visier
Barack Obama verkündet eine neue Militärstrategie. Kleiner, schlanker und flexibler soll die Armee der Zukunft aussehen. Als neue Problemzone sieht der US-Präsident vor allem Asien - Chinas Aufrüstung macht Sorgen.

Weniger Soldaten, mehr High-Tech: Angesichts leerer Kassen und neuer globaler Bedrohungen überholen die USA ihre Militärstrategie. "Wir schlagen nach einem Jahrzehnt der Kriege ein neues Kapitel auf", verkündete Präsident Barack Obama am Donnerstag in Washington. Zwar müssten hunderte Milliarden Dollar im Militäretat gespart werden. Dennoch sollen die US-Streitkräfte ihre weltweite Überlegenheit behalten, stellte Obama klar. Als künftige Brennpunkte der Militärs machte Obama zwei Regionen aus: Asien und Nahost. China und dessen Aufrüstung nannte er allerdings nicht beim Namen.

Die Nato begrüßte die Ankündigung. Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen betonte "das dauerhafte Bekenntnis der USA zur europäischen Sicherheit, zum Erhalt der Stärke und Solidarität unserer Allianz und zum Eintreten für unsere kollektive Sicherheit."

Erste Reaktionen der US-Republikaner waren eher negativ. Die "New York Times" sprach dagegen von einer "pragmatischen Vision", nachdem das Pentagon über Jahrzehnte "einen Blankoscheck" gehabt habe. Allerdings lauerten weltweit mehrere Gefahren, betonte das Blatt. Genannt wurden Pakistan, der Iran, Nord-Korea.

Keine zwei Kriege mehr gleichzeitig

Obama und Verteidigungsminister Leon Panetta gaben keine Details bekannt. Doch als wichtigste Folge der Sparmaßnahmen wird gesehen: Zwei große Bodenkriege zugleich, wie im Irak und in Afghanistan, könnten die USA demnächst nicht mehr führen.

Unklar blieb auch die genaue Truppenstärke. Experten schätzen, vermutlich werde es künftig nur noch etwa 490.000 Soldaten geben. Derzeit sind es 570.000.

Dafür werden die Soldaten aber technisch besser ausgerüstet. Der Fokus liege künftig auf dem Einsatz von Spezialkommandos, unbemannten Drohnen und auch der Kriegsführung im Cyberspace, sagte Panetta.

Bereits im Sommer hatten US-Regierung und Kongress Einsparungen im Verteidigungshaushalt von 487 Milliarden Dollar (374 Milliarden Euro) über zehn Jahre vereinbart. Dem trage die Reform Rechnung. Energisch wandte sich Panetta aber gegen eine mögliche Kürzung von weiteren 500 Milliarden Dollar.

Abzug Tausender Soldaten aus Europa?

Die asiatisch-pazifische Region und der Nahe Osten hätten "wachsende Bedeutung für die Zukunft der USA mit Blick auf Wirtschaft und nationale Sicherheit", sagte Panetta. Dort werde die Präsenz ausgebaut. Auch in Bündnisse und Allianzen wie die Nato solle verstärkt investiert werden.

Das Engagement in Europa werde sich "notwendigerweise" den neuen Gegebenheiten anpassen, sagte Verteidigungsminister Panetta, "vor allem im Lichte der Sicherheitsbedürfnisse des Kontinents verglichen mit strategischen Prioritäten anderswo". US-Medien hatten zuvor über einen möglichen Abzug von 4000 amerikanischen Soldaten aus Europa spekuliert.

Mit Blick auf die Fähigkeit der USA, zwei Kriege gleichzeitig zu führen, sagte Generalstabschef Martin Dempsey: "Wir werden immer in der Lage sein, mehr als eine Sache zu tun." In dem Strategiepapier ist jedoch nur noch von einem Szenario die Rede, in dem sich die USA neben einem Großkonflikt zusätzlich in der Lage sehen, "in einer zweiten Region die Ziele eines opportunistischen Angreifers zu durchkreuzen oder für ihn die Kosten in eine inakzeptable Höhe zu treiben".

dpa