Kein anderer Regisseur hat das populäre Kino der 70er bis 90er Jahre so geprägt wie Steven Spielberg. Seine Filme faszinieren durch eine Mischung aus avancierter Tricktechnik, atemloser Spannung und einer gehörigen Portion kindlicher Naivität und Emotionalität. Am 18. Dezember wird Spielberg 65 Jahre alt, er kam 1946 in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio zur Welt.
1975 drehte er jenen Film, der zusammen mit "Krieg der Sterne" (1977) von seinem Freund George Lucas die Ära des Blockbuster-Kinos eröffnete: "Der weiße Hai". Nach diesen beiden Werken war die Filmwelt nicht mehr dieselbe: Die Budgets der Filme stiegen ins Unermessliche, den Special Effects und vor allem auch dem Merchandising kam eine immer größere Bedeutung zu. Die Filme wurden mit einer riesigen Anzahl von Kopien ins Kino gebracht - und das Publikum stand in Schlangen vor den Kinokassen.
Spielberg selbst hat in dieser Zeit Kassenknüller am laufenden Band produziert: Mit "Jäger des verlorenen Schatzes" drehte er 1981 den ersten Film um den Abenteurer und Wissenschaftler Indiana Jones, der sich mit den Nazis ("Nazis? I hate these guys!") um die Bundeslade streitet. Dieser erste Indiana-Jones-Film, mit George Lucas als Produzenten, war eine Hommage an die Cliffhanger der 40er Jahre mit spektakulären Schaueffekten und einer charmanten Comic-Ästhetik.
Moderne Klassiker …
Mit "E.T." ein Jahr später gelang Spielberg ein moderner Klassiker, der immer noch zu den besucherstärksten Filmen aller Zeiten gehört. Auch "E.T." markiert so etwas wie eine Geburtsstunde: Der Film, der sich an alle Altersklassen richtete, läutete die Ära der Familienunterhaltung ein. Die Freundschaft des kleinen Jungen Elliott mit einem Außerirdischen geriet unter Spielbergs Regie zu einer Auseinandersetzung mit dem Fremden in der eigenen Gesellschaft, und er wirkt heute mit seinem Plädoyer für Toleranz fast multikulturell modern.
Spielbergs Filme zählen zu den erfolgreichsten Werken der Kinogeschichte (im Uhrzeigersinn von links oben): "Der weiße Hai", "E.T.", "Jurassic Park" und "Indiana Jones". Fotos: Universal/dpa
Fünf Jahre zuvor, 1977, war ein anderer Film von Spielberg in die Kinos gekommen, der ebenfalls von einer Begegnung mit Außerirdischen handelte: "Unheimliche Begegnung der dritten Art". Doch da waren die Vertreter der fremden Zivilisation noch typische Aliens, kein putziges Wesen mit Heimweh nach seinem Heimatplaneten.
Der Grundstein für diese Karriere, die Spielberg mit einem geschätzten Vermögen von vier Milliarden Dollar zu einem der reichsten Männer Hollywoods werden ließ, wurde schon in seiner Jugend gelegt: Bereits mit zwölf Jahren drehte Spielberg erste Amateurfilme, mit 13 gewann er einen Wettbewerb mit dem Kriegsfilm "Escape To Nowhere" (1960). Ein weiterer Kurzfilm, "Amblin", brachte ihm einen Vertrag mit Universal, für die er Episoden von TV-Serien wie "Dr. med. Marcus Welby" inszenierte. Sein Kinodebüt "Sugarland Express" (1974) floppte allerdings.
Doch schon früh gab es auch den anderen Spielberg, der aus dem Kosmos der Abenteuerspektakel auszubrechen versuchte: Mit "Die Farbe Lila" schilderte er 1985 die Emanzipation einer Afroamerikanerin in den Südstaaten, mit "Das Reich der Sonne" (1987) beschrieb er den Zweiten Weltkrieg aus der Sicht eines kleinen Jungen.
… und die Rückkehr zur Unbeschwertheit
Die zwei Linien im Werk des mehrfachen Vaters, gewissermaßen die kindliche und die ernsthafte, kamen am deutlichsten 1993 zum Ausdruck. Da brachte Spielberg "Jurassic Park" in die Kinos, in dem er mit einem Riesenaufwand an digitaler Tricktechnik die Welt der Saurier mit dem damals sagenhaften Produktionsbudget von 190 Millionen Dollar wiederauferstehen ließ.
Unmittelbar darauf folgte "Schindlers Liste", sein vielleicht größter Erfolg bei den Kritikern. Für diesen in schwarz-weiß realisierten Film über den Industriellen Oskar Schindler, der in der NS-Zeit 1.100 Juden rettete, erhielt Spielberg einen "Oscar" für die beste Regie und den besten Film. Für Spielberg bedeutete dieser Film auch ein Bekenntnis zu seiner jüdischen Religion. 1994 gründete er die "Shoah Foundation", die in großem Umfang Schilderungen von Holocaust-Überlebenden dokumentiert.
Im Spätwerk des Regisseurs, der in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Kate Capshaw verheiratet ist, wechseln sich eher unbedarfte Filme wie das etwas geistlose Remake "Krieg der Welten" (2005) mit ambitionierten Arbeiten wie "München" (ebenfalls 2005) ab. Sein aktueller Film "Die Abenteuer von Tim und Struppi" ist Spielbergs erster Animationsfilm, gedreht in der Performance-Capture-Technik. Mit ihm ist er wieder zur Unbeschwertheit des Kinos in seiner Frühzeit zurückgekehrt.