Menschenkette gegen rechte Gewalt in Kassel

Menschenkette gegen rechte Gewalt in Kassel
Protest gegen rechte Gewalt: In Kassel haben an diesem Samstag mehr als 3.500 Demonstranten an einer Menschenkette teilgenommen. Der evangelische Bischof Martin Hein sagte: "Toleranz gegenüber Intoleranz darf es nicht geben." In Kassel war 2006 ein türkischstämmiger Mann ermordet worden. Auch in Berlin und Nürnberg gingen Menschen gegen rechte Gewalt auf die Straße.

Mehrere tausend Menschen haben am Samstag in Kassel gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit protestiert. Die nach Veranstalterangaben über 3.500 Demonstranten bildeten dazu eine Menschenkette vom Rathaus in die Kasseler Nordstadt, wo 2006 ein türkischstämmiger Besitzer eines Internetcafés ermordet worden war. Dringend tatverdächtig für diesen sowie bundesweit insgesamt neun weitere Morde ist die rechtsextreme Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund".

Der evangelische Bischof Martin Hein betonte bei der Kundgebung in Kassel, dass die Bürger der Stadt nicht bereit seien, menschenverachtende Ideologien zu dulden. "Toleranz gegenüber Intoleranz darf es nicht geben", sagte er. Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck forderte zudem eine zügige Aufklärung der Aktivitäten der rechten Terrorzelle. Dabei müsse auch das Versagen der zuständigen Behörden mit in den Blick genommen werden.

Bekir Alboga, Leiter der Dialogabteilung der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), kritisierte das Verhalten der deutschen Sicherheitsbehörden. Ein früheres Eingreifen hätte viele Morde verhindern können. Die Muslime in Deutschland seien angesichts von Todeslisten, die in rechtsextremen Kreisen geführt würden, äußerst besorgt und lebten in einem Gefühl der Unsicherheit. Zu der Demonstration in Kassel hatte ein Bündnis von Stadt, Landkreis, Ausländerbeirat, Kirchen, jüdischer Gemeinde, Gewerkschaften und muslimischen Organisationen aufgerufen.

In Berlin wurden 183 Namen von Mordopfern verlesen

Auch in Berlin gingen Menschen aus Protest gegen Rassismus auf die Straße. Zu dem Aufzug vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor hatte das Berliner "Bündnis gegen Rassismus", ein Zusammenschluss aus Anti-Rechts-Initiativen, linken Gruppen und Migrantenorganisationen, anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte aufgerufen. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich an der Demonstration 800 bis 1.000 Menschen. Die Polizei sprach von 240 Teilnehmern.

Die rechtsextreme Mordserie sei nur ein Symptom einer an Rassismus krankenden Gesellschaft, die soziale Probleme ethnisiert und Migranten kriminalisiert, hieß es. Während des Aufzugs wurden nach Angaben der Veranstalter die Namen aller 183 rechtsextremen Mordopfer seit der Wiedervereinigung verlesen.

Dem "Bündnis gegen Rassismus" gehören unter anderem der Migrationsrat Berlin-Brandenburg, der Türkische Bund Berlin-Brandenburg, die Beratungsstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt "Reach Out", der Landesverband der Linken und die Evangelische Galiläa-Samariter-Gemeinde an.

Auch Nürnberger drückten Anteilnahme aus

Rund 2000 Bürger haben in Nürnberg der Opfer des rechtsextremen Terrors in ihrer Stadt gedacht und eine Lichterkette gebildet. Unter dem Motto "Frei von Furcht in Deutschland leben - kein Platz für Rechtsextremismus" trafen die Demonstranten sich in der Innenstadt. "Es war uns ein Anliegen, der Opfer zu gedenken und ihren Angehörigen unsere Anteilnahme auszudrücken", sagte Doris Groß von der "Allianz gegen Rechtsextremismus", die zu der Veranstaltung aufgerufen hatte. In Nürnberg waren drei Menschen von einer Neonazi-Gruppe ermordet worden.

epd/dpa