Das Friedenslicht: Eine Flamme, die Völker verbindet

Das Friedenslicht: Eine Flamme, die Völker verbindet
Es ist nur ein kleines Licht, nur eine Kerzenflamme, die in der Geburtsgrotte in Bethlehem entzündet wird. Aber es ist dieses kleine Licht, das Friedenslicht, das von dort seinen Weg zu Millionen Menschen findet – und aus der einen Flamme für den Frieden werden viele, die alle für den Frieden auf Erden leuchten.

Zum 25. Mal bringt der Österreichische Rundfunk (ORF) zusammen mit Pfadfinderinnen und Pfadfindern aus aller Welt das Friedenslicht auf den Weg. Es steht dieses Jahr unter dem Motto "Licht verbindet Völker". "Das Friedenslicht erinnert uns daran, dass Frieden nicht überall auf der Welt selbstverständlich ist – es ermahnt uns, für die Menschen einzustehen, die unter Krieg und Verfolgung leiden", erklärt Kathrin Moosdorf, Vorsitzende des Rings Deutscher Pfadfinderinnenverbände.

Seit 1986 steht das Friedenslicht aus Bethlehem für den weltweiten Einsatz für Frieden. Über die Jahre ist die zentrale Aussendungsfeier zu einem immer größeren Ereignis geworden. Pfadfinder aus 16 Ländern – von Argentinien und den USA bis Ungarn und Ukraine – kommen am 11. Dezember nach Wien, um dort das Licht in Empfang zu nehmen und in ihre Heimatländer zu bringen. Von dort aus reiste das Licht auch weiter in 30 deutsche Städte. Das Licht bildet eine ununterbrochene Reihe von Bethlehem bis Wien: Im Heiligen Land entzündet das "Friedenslichtkind" die Flamme in der Geburtsgrotte. Von dort wird das Licht mit dem Flugzeug in einer speziellen explosionssicheren Lampe nach Wien geflogen – eine der wenigen offenen Flammen, die an Bord eines Flugzeugs darf! Auch Pfadfinder und Pfadfinderinnen aus Israel und Palästina treffen sich in der Geburtsgrotte und nehmen das Licht direkt von dort mit in ihre Gemeinden.

Eine ungebrochene Kette von Bethlehem bis in alle Welt

In diesem Jahr entzündet die 11-jährige Sarah Schinwald aus Oberösterreich das Licht. Die Schülerin und Ministrantin wurde wegen ihres ehrenamtlichen Engagements in Schule und Gemeinde ausgewählt und wird auch beim Aussendungsgottesdienst in der Pfarrkirche Neuottakring das Licht in die Kirche tragen. Der Gottesdienst ist (wie jedes Jahr) ökumenisch, ebenso wie die etwa hundertköpfige Delegation der deutschen Pfadfinder.

Im Logo der Aktion Friedenslicht (links) steht das Licht im Mittelpunkt. Die drei Sterne stehen für den dreeinigen Gott und die Prinzipien der Weltpfadfinderbewegung. Die beiden gekreuzten Parallelogramme sind ein Sinnbild für das Kreuz Christi, erinnern aber auch an eine Krippe oder den Halstuchknoten der Pfadfinder. Der schwarze und helle Balken zeigen, dass Menschen aller Nationen und Hautfarben gemeinsam für den Frieden stehen. Logo: RdP/RDP

Sie sind dafür verantwortlich, dass das Licht auf dem Weg von Wien in die Gemeinden nicht erlischt. Friedenslichtlaternen, windgeschützt und stets bewacht, halten die Flamme am Leben. An den Bahnhöfen unterwegs wird das Licht weitergegeben, bis die einzelnen Delegierten ihre regionalen Aussende-Gottesdienste erreicht haben. Anders als in Österreich wird in Deutschland das Licht schon am dritten Advent weitergegeben. Die Österreicher müssen sich noch bis zum 24. Dezember gedulden, wo das Friedenslicht landesweit einen wichtigen Teil der Weihnachtsgottesdienste ausmacht.

Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder tragen das Friedenslicht in Kirchen und Gemeinden, zu Familien und zu Obdachlosen, in Kindergärten und in Krankenhäuser, in Rathäuser und Justizvollzugsanstalten, in Ministerien, in Moscheen und Synagogen. Sie bringen es zu Menschen, die im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens stehen – und zu denen am Rande. Gut 1,5 Millionen Menschen holen sich die Flamme jedes Jahr ab, um das Friedenslicht auch in ihrem Leben zu entzünden.

"Pfadfinden ist Friedensarbeit"

Das Licht ist ein Zeichen der Hoffnung und des Wunsches nach Frieden, unabhängig von Religionszugehörigkeit und Hautfarbe. "Pfadfinden ist Friedensarbeit", sagt Hans Jürgen Poppek, Vorsitzender des Rings deutscher Pfadfinderverbände. Aus aktuellem Anlass verstehen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder das Licht der Hoffnung auch als leuchtendes Zeichen gegen Rechtsradikalismus und Fremdenhass. Hans Jürgen Poppek betont: "Das Friedenslicht ist ein Zeichen für das friedliche Miteinander hierzulande. Ein Zeichen, dass Menschen vieler Völker auch hier willkommen und zuhause sind."

Die deutschen Pfadfinder vom Verband Christlicher Pfadfinder und Pfadfinderinnen (VCP), vom Bund der Pfadfinerinnen und Pfadfinder (BdP) und der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) werden das Licht auch in fast allen deutschen Ministerien übergeben. Bildungsministerin Annette Schavan wird das Licht ebenso empfangen wie Verteidigungsminister Thomas de Maiziere Innenminister Hans-Peter Friedrich, Außenminister Guido Westerwelle und Bundespräsident Christian Wulff. Nur das Familienministerium hat abgesagt, so dass Ministerin Kristina Schröder auf das Licht verzichten muss – vielleicht holt sie es sich ja von einer ihrer Kolleginnen und Kollegen.

Wo sich am dritten Advent oder in den Wochen danach jeder selbst das Friedenslicht abholen kann, ist auf der Homepage der Aktion Friedenslicht aufgelistet.

evangelisch.de/han