Nächstes Jahr hängt er die Lederjacke endgültig an den Nagel: Hermann Josef Matula, so der vollständige Name des bekanntesten Privatdetektivs im deutschen Fernsehen, geht in Rente. Doch vorher feiert die Krimireihe "Ein Fall für zwei", der Matula seinen Stempel aufgedrückt hat, noch ein stolzes Jubiläum – sie wird 30 Jahre alt. Am 9. Dezember läuft um 20.15 Uhr im Zweiten die Jubiläumsfolge, in der das zähe Ermittler-As unschuldig unter Mordverdacht gerät. Natürlich setzt sein treuer Kumpel, Rechtsanwalt Dr. Markus Lessing, alle Hebel in Bewegung, um Matula aus der Untersuchungshaft zu holen. Doch als alle juristischen Mittel kläglich versagen, bricht der knorrige Privatschnüffler kurzerhand aus, um den Mord an einem Drogenfahnder selber zu klären – so kennt man ihn, so liebt das Publikum den Haudrauf Matula seit Beginn der ZDF-Reihe 1981.
Finale Matula-Episode 2013
Als Matula-Darsteller Claus Theo Gärtner vor kurzem seinen Ausstieg verkündete, war klar: Nach Thomas Gottschalk verliert das ZDF schon wieder ein markantes Gesicht, ein Aushängeschild, eine Kultfigur wie es nur wenige gibt. Der 68-jährige Schauspieler hat genug von der Fernsehroutine und möchte nach seinem Ausstieg mit seiner 36 Jahre jüngeren Frau in einem zum Wohnmobil umgebauten LKW erst mal eine ausgedehnte Tour von Alaska nach Feuerland machen. Bis zur 300. Folge von "Ein Fall für zwei", die im nächsten Jahr gedreht wird, steht der von Kollegen und Bewunderern nur CTG genannte Darsteller aber noch vor der Kamera, die finale Episode mit Matula wird 2013 zu sehen sein. Mit Gärtner hört auch Lessing-Darsteller Paul Frielinghaus auf, wie es mit der ZDF-Krimireihe dann genau weitergeht, steht derzeit in den Sternen. Die bekannte Marke soll nach dem Willen aller Beteiligten aber erhalten werden.
Als der Produzent Georg Althammer die ZDF-Serie 1981 aufs Gleis setzte, ahnte noch niemand, dass es "Ein Fall für zwei" so lange geben würde. Im Scherz unterschrieb Claus Theo Gärtner auf einer Restaurantrechnung, dass er – damals für alle unvorstellbar – hundert Folgen als Matula zur Verfügung stehen würde. Es wurden dreimal so viele, weil die Geschichten um den Privatdetektiv und den Strafverteidiger, die zu Unrecht beschuldigten Mandanten aus der Patsche helfen, so erfolgreich waren und immer noch sind: Von den Traumquoten früherer Zeiten ist man zwar weit entfernt, derzeit rund fünf Millionen Zuschauer sind jedoch immer noch eine stolze Einschaltquote. Matulas Abenteuer kommen aber nicht nur in Deutschland gut an, sie konnten bislang in mehr als 50 Länder verkauft werden.
Während Matula in den Kneipen, Rotlicht-Bars, Wolkenkratzern und feinen Villen der Bankenmetropole Frankfurt all die Jahre brav seinem Job nachging und dabei 15 Lederjacken, 28 Jeans und 25 Paar Lederstiefel verschliss, wechselten seine Ermittlungspartner von Zeit zu Zeit – alle mit Doktortitel und viel kultivierter als der bodenständige Junggeselle mit der ausgeprägten Vorliebe für Bier und Billard. Die ersten Jahre spielte Günter Strack (1929 – 1999) den Strafverteidiger Renz an Matulas Seite, von 1988 bis 1997 war Rainer Hunold als Rechtsanwalt Franck zu sehen. Nach einem kurzen Zwischenspiel, in dem Mathias Hermann den Juristen Voss spielte, kam Verteidiger Markus Lessing ans Ruder: Paul Frielinghaus gibt den besonnenen Starverteidiger seit nunmehr elf Jahren und hat von allen Matula-Partnern die meisten Fälle absolviert – kurioserweise gilt er aber bei vielen eingefleischten Fans der Serie immer noch als "der Neue".
Martin Weber ist Medien- und Fernsehjournalist in Berlin.