Filmkritik der Woche: "Der gestiefelte Kater"

Filmkritik der Woche: "Der gestiefelte Kater"
Da schnurrt der Held: In "Shrek 2" tauchte er zum ersten Mal auf. Jetzt hat "Der gestiefelte Kater" sein eigenes Abenteuer zu bestehen: in einem flotten 3D-Animationsfilm, der sich quer durch die Hollywoodgeschichte schlägt.
06.12.2011
Von Frank Arnold

Der Esel hat verloren. Die beliebte, dauerplappernde Nebenfigur aus den "Shrek"-Filmen hat nach dem Ende der Serie nicht seinen eigenen Film bekommen. Man kann ihn sich, mit seiner Vorliebe für schnelle Gags, aber auch besser als Zentrum von kurzen Fernsehepisoden vorstellen, so wie es sie mit den Pinguinen aus den "Madagascar"-Filmen bereits gibt. Statt dessen heißt es nun: Lang lebe der Kater! Der zählt seit "Shrek 2" zu den Freunden des grünen Ogers und ist jetzt Star einer eigenen Kinoproduktion geworden. Mit Fortsetzungen ist zu rechnen, spielte "Der gestiefelte Kater" unter der Regie von Chris Miller ("Shrek der Dritte") doch in den USA in den ersten beiden Wochen bereits 75 Millionen Dollar ein.

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Darin könnte man, in schweren Zeiten, auch die Sehnsucht nach einem Helden ohne Fehl und Tadel erkennen, nach einer neuen Geradlinigkeit. Denn hier haben wir es weder mit einem fehlgeleiteten Superhero ("Megamind") zu tun, noch mit einem übergewichtigen Pandabären ("Kung Fu Panda"), sondern mit einem geradezu klassischen Helden, den ein wenig die Aura des Mysteriösen umgibt, gerade genug, damit er nicht allzu eindimensional erscheint und auch ein erwachsenes Publikum anspricht. Vorbild für die Figur des Katers sind die alten Mantel-und-Degen-Filme im Errol-Flynn-Stil mit ihrer Mischung aus Abenteuer und Leichtigkeit. Der Held mag ein Outlaw sein, aber der Zuschauer weiß vom ersten Augenblick an, dass er entweder zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt wird, oder dass das Gesetz, das ihn verfolgt, in Wirklichkeit korrupt ist.

Man kann hier konkret an Zorro denken. Nicht nur wegen der Geschichte, sondern auch, weil der Sprecher des Katers in der Originalfassung, Antonio Banderas, den schwarzgekleideten Degenfechter in zwei Realfilmen verkörpert hat. Da schließt sich ein Kreis. Der gestiefelte Kater mag zwar manchmal ein wenig großsprecherisch daherkommen, aber das sieht man ihm nach, weil er das mit einem gewissen Talent zur Selbstironie verbindet. Und er bekommt hier eine ebenbürtige Partnerin, die geheimnisvolle Kitty – eine Beziehung, die von ferne an klassische Hollywoodkomödien und die Krimis der schwarzen Serie erinnert.

Ein Ei, das ein faules Ei sein könnte oder ein wahrer Freund

Unbekümmert mischt der Animationsfilm aus Jeffrey Katzenbergs Dreamworks-Animationsstudio Motive aus anderen Märchen in die Geschichte, etwa, wenn es um Zauberbohnen geht, die im Besitz des Gaunerpaares Jack & Jill sind. Sie an sich zu bringen, auf der Bohnenstange, die daraus erwächst, ins Land der Riesen zu kommen und sich dort der Gans, die goldene Eier legt, zu bemächtigen, wird das Ziel des gestiefelten Katers. Es hängt auch ein Kindheitstraum daran, der sich wiederum mit einer Figur verknüpft, die jetzt erneut in sein Leben tritt: Humpty Dumpty, ein Ei, das ein faules Ei sein könnte, vielleicht aber auch ein wahrer Freund, der etwas wiedergutmachen will – eindeutig die ungewöhnlichste und komplexeste Figur des Films, die dem Ganzen einen Zug ins Absurde gibt.

Ansonsten folgt "Der gestiefelte Kater" dem Muster des Actionfilms mit mehreren virtuos inszenierten Verfolgungsjagden (die durch 3-D noch akzentuiert werden), zusammengehalten durch eine ansprechende visuelle Gestaltung.

USA 2011. Regie: Chris Miller. Buch: Tom Wheeler. Mit den Stimmen von: Benno Fürmann, Elton, Andrea Sawatzki, Christian Berkel. 90 Min. FSK: o.Al.

epd