TV-Tipp des Tages: "Indisch für Anfänger" (Sat.1)

TV-Tipp des Tages: "Indisch für Anfänger" (Sat.1)
Reizvolle Gegensätze in einem romantischen Abenteuerfilm: Hier der letzte der echten Kerle, dort die zwar selbstbewusste und emanzipierte, aber auch schicksalsgläubige Geologin.
21.10.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Indisch für Anfänger", 25. Oktober, 20.15 Uhr auf Sat.1

In der Regel spielen solche Filme in Afrika und heißen "Buschpiloten küsst man nicht": Hübsche junge Frau aus Deutschland arbeitet als Ärztin im Busch und lernt einen zwar gutaussehenden, aber ziemlich machohaften deutschen Abenteurer kennen und lieben, obwohl sie ihn zunächst gar nicht ausstehen kann. Beide engagieren sich für die gleiche Sache: die Frau aus sozialer Verantwortung, der Mann aus eher materiellen Gründen; aber selbstredend macht er im Verlauf der Geschichte eine Läuterung durch. Die Einheimischen dienen ausschließlich der exotischen Staffage und wären ohne die Hilfe der Deutschen aufgeschmissen.

Einem indischen Dorf geht das Wasser aus

Der romantische Abenteuerfilm "Indisch für Anfänger", man ahnt es, verlegt die Handlung nach Indien und müsste eigentlich "Fernfahrer küsst man nicht" heißen, erzählt ansonsten aber im Grunde die gleiche Geschichte. Die Ärztin ist hier Geologin, die einem Dorf zu Wasser verholfen hat, der Abenteurer ist ein Trucker, der seine Zelte in der Heimat abgebrochen hat. Einander ins Gehege kommen die beiden, als dem Dorf das Wasser ausgeht und Entwicklungshelferin Sarah (Wolke Hegenbarth) in Mumbai ein Bohrgestänge erstehen will, um den Dorfbrunnen tiefer zu legen.

Der windige Geschäftemacher Oskar (Michael Lott) schnappt ihr das Gerät allerdings vor der Nase weg und engagiert Max (Henning Baum), um die Kisten ins indische Hinterland zu transportieren. Sarah, die nicht ahnt, dass Oskar ihr buchstäblich das Wasser abgegraben hat, erklärt sich kurzerhand zu Max’ Begleitung und will ihn in ihr Dorf zu lotsen. Als ihnen unterwegs der Truck geklaut wird, stehen beide mit leeren Händen da; aber so schnell geben sie natürlich nicht auf.

Henning Baum und Wolke Hegenbarth sind derart unterschiedlich, dass die Kombination der Gegensätze durchaus reizvoll ist: hier der letzte der echten Kerle, dort die zwar selbstbewusste und emanzipierte, aber auch schicksalsgläubige Geologin ("Nichts passiert ohne Grund"). Dank der diversen Herausforderungen (Drehbuch: Andreas Brune, Sven Frauenhoff) wächst schließlich doch zusammen, was überhaupt nicht zusammen passt, denn die verschiedenen Hürden (etwa eine baufällige Hängebrücke) müssen sie gemeinsam nehmen. Mehrfach kann Max Sarah im letzten Moment davor bewahren, in tödlichen Fallen zu verenden, weshalb sie ihn schließlich anfährt, er solle sie nicht dauernd retten.

Schön ist auch, wie die metaphernreiche indische Lebensart Max immer wieder auf die Palme bringt. Regisseur Sebastian Vigg würzt den vom Actionspezialisten Hermann Joha ("Alarm für Cobra 11") produzierten Film mit viel Folklore, aber auch einer handfesten Krimiebene: Ganove Oskar will der nach Wasser lechzenden Stadt Mumbai mit Hilfe eines Tricks 10 Millionen Dollar abknöpfen.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).