"Ein starkes Team" - aber Liebe ist ausgeschlossen

"Ein starkes Team" - aber Liebe ist ausgeschlossen
Er ist der impulsive Ermittler mit der Strickmütze als Markenzeichen, sie die besonnene und kluge Kollegin an seiner Seite, die ihn notfalls einbremst: Verena Berthold und Otto Garber, gespielt von Maja Maranow und Florian Martens, gehen seit 1994 in der populären Krimireihe "Ein starkes Team" gemeinsam auf Gaunerjagd. Am 15. Oktober feiert das ungleiche Gespann Jubiläum – dann läuft im ZDF die 50. Folge der in Berlin spielenden Reihe, die regelmäßig mehr als sechs Millionen Zuschauer anlockt und damit zum Tafelsilber des Senders zählt.
11.10.2011
Die Fragen stellte Cornelia Wystrichowski

Herr Martens, Sie tragen heute ja gar keine Wollmütze, wie sie das Markenzeichen Ihrer Ermittlerfigur Otto ist. Schenken die Fans Ihnen etwa keine selbstgestrickten Exemplare?

Maja Maranow: Das ist doch mal eine gute Anregung: Leute, schenkt ihm Pudelmützen! (lacht)

Florian Martens: Hör bloß auf. Ich habe genug von den Dingern im Schrank, schließlich trage ich die im Winter selber. Genau wie Otto laufe ich nicht mit Kamm, sondern mit Mütze rum, denn gerade im Winter wird es schnell kalt auf dem Kopf, wenn man wenig Haare hat. Überhaupt steckt in Otto eine ganze Menge von mir privat. Er ist ne Ostberliner Type, und das bin ich auch. Er berlinert, ich auch. Er ist das Gegenteil eines Vegetariers, und ich kann auch nicht gerade behaupten, dass ich heimlich lieber Tofu esse.

Frau Maranow, die von Ihnen gespielte Verena ist die einfühlsame Ermittlerin an der Seite des impulsiven Otto...

Maranow: Das sah am Anfang auch mal anders aus, da lag der Schwerpunkt auf dem Ost-West-Konflikt, was mit der zeitlichen Nähe zur Wende zusammenhing.
Da gab es Vorurteile auf beiden Seiten, jede Menge Missverständnisse und reichlich Zoff.

Martens: Auf gut Deutsch: Sie war die feine, kultivierte Lady aus dem Westen, ich eher der grobe Bulle aus dem Osten. Heute spielt diese ganze Ost-West-Kiste natürlich gar keine Rolle mehr, und zwischen Maja und mir war das sowieso nie ein Thema.

Als Paar vor der Kamera

 

Sie beide waren in der Anfangszeit der Reihe im richtigen Leben mal ein Paar. Hat sich das irgendwie auf Ihre gemeinsame Arbeit ausgewirkt?

Martens: Aber das ist ja schon ewig her. Verstehen Sie mich nicht falsch, es war jetzt nicht so furchtbar, dass wir nicht mehr darüber reden wollen (lacht). Aber dass wir uns auch privat mal näher gekommen sind, hat mit unserer Arbeit nichts zu tun, und es hat sich schon gar nicht negativ ausgewirkt.

Maranow: Er dachte ja gleich bei unserer ersten Begegnung, ich hätte total mit ihm geflirtet. Und ich konnte ihn danach eigentlich nie mehr davon überzeugen, dass ich damals nichts von ihm wollte.

Sie meinen das Treffen in einer Berliner Schauspielerkneipe, wo Herr Martens Gast war? Sie standen damals bereits als Darstellerin der geplanten Reihe "Ein starkes Team" fest und gingen gemeinsam mit dem Regisseur dorthin, um ihren potentiellen Kollegen in Ruhe zu begutachten...

Martens: Es war schon spät und ich nicht mehr ganz nüchtern, ich stand auf einen letzten Absacker an der Bar, da habe ich die Maja plötzlich entdeckt.
Als alter Galoppsportler kannte ich sie natürlich und habe mich gefragt: Was macht die denn in dem Laden?

Das mit dem Galoppsport müssen Sie erklären.

Martens: Die Rennbahn Hoppegarten ist seit Jahren mein zweites Wohnzimmer, ich hatte früher selber Rennpferde, bin auch selber geritten. Deshalb kannte ich die Fernsehserie, mit der Maja berühmt geworden war, "Rivalen der Rennbahn". Jedenfalls sah sie mich ständig an, und ich dachte mir: Was will die von mir? Bin ich so hübsch? Ich dachte, sie macht mich an. Später hat sich dann alles aufgeklärt. Aber daran sieht man mal, dass es nicht immer gut ist, um zehn Uhr abends mit einem Kamillentee daheim zu sitzen, sondern dass man auch mal um die Häuser ziehen muss.

"Scherzenjägerattitüde" inbegriffen

 

Ihr rauchender und trinkender Berliner Ermittler Otto wird sogar "Dosenbierbulle" genannt ...

Martens: Neulich wurde ich mal als der lässigste Cop des deutschen Fernsehens bezeichnet. Was soll ich sagen? Damit kann ich leben. Otto ist von Anfang an als unrasierter, kettenrauchender Fast-Food-Fan konzipiert, nicht vordergründig als kultiviert erkennbar. Eine leichte Schürzenjägerattitüde wurden ihm am Anfang auch angedichtet. Also genau das Gegenteil seiner Kollegin Verena.

Haben Sie nach 50 Folgen von "Ein starkes Team" schon mal darüber nachgedacht, wie es mit den beiden mal enden soll?

Maranow: Wie wir dann aus der Reihe rauskommen? Keine Ahnung, das ist ja noch nicht akut. Vielleicht mit einem gleichzeitigem Suizid von Otto und Verena.
Martens: Er im Osten, sie im Westen (lacht).

Sie haben ja einen makabren Humor. Können die beiden nicht lieber ein Paar werden und auf dem Traumschiff in den Sonnenuntergang schippern?

Maranow: Um Gottes Willen, die beiden dürfen nie ein Paar werden, das hätte keine Zukunft. Nicht einmal im Off (lacht).

Der Blackout am Morgen danach

 

Gab es da nicht mal eine Folge, in der Otto und Verena kurz etwas miteinander hatten?

Martens: In den späteren Folgen war das zwar nie mehr ein Thema, aber es stimmt: In einem der ersten Filme ist sie morgens bei ihm in der Wohnung aufgewacht und konnte sich nicht erinnern, was in der Nacht passiert war. Damit hat er sie dann aufgezogen. Die Reihe ist ja schließlich kein Dokudrama über Polizeiarbeit, sondern es gab von Anfang an eine humoristische Schiene.

Für den Humor sorgt nicht zuletzt Jaecki Schwarz als Sputnik, ein Kumpel Ottos aus alten Volkspolizei-Zeiten. Alle seine kuriose Geschäftsideen scheitern – welche fanden Sie am lustigsten?

Martens: Die Sache mit den Kuschelpartys fand ich zum Beispiel großartig.
Sputnik ist einfach ein unternehmenslustiges Schlitzohr, das immer Pech hat, deshalb ist er unfreiwillig komisch. Ich habe auch schon Leute gehört, denen das nicht gefällt, weil es ihnen nicht ernsthaft genug ist. Aber ich finde, Sputnik ist das Salz in der Suppe, und die kleinen Szenen mit ihm können wir uns durchaus leisten, solange wir die Fälle und die Figuren ansonsten ernst nehmen. Und es ist ja auch nicht so, dass Jaecki Schwarz in der Rolle eine Slapsticknummer nach der anderen abzieht. Ich habe immer großen Wert darauf gelegt, dass Sputnik drin bleibt.

Maranow: Komödiantische Elemente müssen einer Tragödie nicht schaden, im Gegenteil, die Fallhöhe ist dadurch größer. Solange Sputnik nicht anfängt, übers Wasser zu laufen oder Gold zu spinnen, ist einiges möglich.


Martens und Maranow, die in den 90er Jahren vorübergehend ein Paar waren, leben beide in Berlin. Maja Maranow (50) stammt aus Niedersachsen und wurde mit Serien wie "Rivalen der Rennbahn " bekannt. Der 52-jährige Florian Martens, Sohn des bekannten Schauspielers Wolfgang Kieling, bekam voriges Jahr für seine Rolle in "Ein starkes Team" den Bayerischen Fernsehpreis.