Die 60-Watt-Glühbirne wird verbannt

Die 60-Watt-Glühbirne wird verbannt
Das endgültige Aus der klassischen Glühbirne rückt einen weiteren Schritt näher. Am 1. September trifft der Bannstrahl nun die gefragten 60-Watt-Birnen. Die EU-Vorschrift soll Strom sparen, bringt aber auch Probleme mit sich. Hier finden Sie Antworten und Empfehlungen zum Thema.
25.08.2011
Von Andrea Barthélémy und Marc-Oliver von Riegen

Der Glühbirnen-Ausstieg der Europäischen Union erreicht am Donnerstag, 1. September, die dritte Stufe. Es gilt dann ein Herstellungs- und Vertriebsverbot für die althergebrachte 60-Watt- Glühlampe - wie seit einem Jahr schon für die 75-Watt-Glühlampe und zuvor für die Variante mit 100 Watt. Ziel der Aktion ist Stromsparen und mehr Klimaschutz. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Für welche Glühbirnen gelten die Regelungen?

Seit September 2009 gilt das Verbot für herkömmliche Mattglas-Glühbirnen und Glühbirnen mit einer Leistung von 100 Watt. Ein Jahr später folgten Birnen mit mehr als 60 Watt, nun solche mit mehr als 40 Watt. Und im September 2012 sind dann Standard-Glühlampen mit einer Leistung von mehr als 10 Watt dran. Von 2016 an ist auch ein Großteil der Halogenlampen betroffen, die nicht so sparsam wie Leuchtstofflampen sind.

Was sollen die EU-Regeln von 2009 bewirken?

Herkömmliche Glühbirnen gelten als Stromfresser. Sie wandeln nur etwa fünf Prozent der aufgenommenen Energie in Licht um, der Rest wird als Wärme abgegeben. Die Bürger sollen deshalb zur Beleuchtung ihrer Wohnungen auf Leuchtstoff- oder LED-Lampen umsteigen. Mit der Verordnung werden keine Lampenarten verboten, sondern Anforderungen an Effizienz und Tauglichkeit aufgestellt. Da herkömmliche Lampen diesen Anforderungen nicht entsprechen, müssen sie aber schrittweise vom Markt verschwinden.

Wie viel weniger Strom brauchen Energiesparlampen?

Sie wandeln nach Angaben des Umweltbundesamtes etwa 25 Prozent der Energie in Licht um und haben damit eine viel größere Ausbeute als herkömmliche Glühbirnen. Das Einsparvolumen beim Strom wird auf rund drei Viertel geschätzt. Laut Stiftung Warentest spart eine dreiköpfige Familie durch den Umstieg auf Energiesparlampen rund 150 Euro Stromkosten pro Jahr, ein Single 60 Euro. Beim Austausch aller Lampen in privatem Gebrauch würde sich auch der jährliche Ausstoß von Kohlendioxid in Deutschland um rund vier Millionen Tonnen verringern.

Muss ich alle Standard-Glühbirnen jetzt wegwerfen?

Nein. Alle Lampen können weiter verwendet werden und Restbestände noch verkauft werden. Die EU-Verordnung regelt nur, was künftig in den Handel gebracht werden darf. "In Deutschland wird tatsächlich etwas gehamstert, aber in anderen europäischen Ländern ist das Gegenteil der Fall", sagt eine Sprecherin des Leuchtmittelherstellers Osram. Allerdings sei seit einigen Jahren auch hierzulande eindeutig ein Trend zu energiesparenden Leuchten festzustellen. "Die Nachfrage nach LED wird weiter steigen und dann sinken auch die Preise", ist die Sprecherin sicher. LED ist die sozusagen die nächste Generation, aber derzeit noch deutlich teurer als die normalen Energiesparbirnen.

Gibt es Umweltprobleme mit den neuen Leuchten?

Ja, denn sie enthalten giftiges Quecksilber und dürfen deshalb nicht in den Hausmüll. Bundesweit gibt es mehr als 6.000 Sammelstellen im Handel und bei den Kommunen. Umweltschützer und der Hersteller Osram bemängeln, dass der Handel bislang kein flächendeckendes Rücknahmesystem anbietet. Auch eine gesetzliche Verpflichtung zur Rücknahme wird gefordert, etwa von der Stiftung Warentest. Einige Lampenhersteller haben eine Webseite ins Leben gerufen, auf der Verbraucher Rücknahmestellen finden können.

Wie erkennt man, welche Energiesparlampe die richtige ist?

Die Hersteller geben auf den Packungen den Stromverbrauch, die Lebensdauer, die Zeit, bis die Lampe leuchtet, die Umrechnung zur alten Wattzahl und die Wärme des Lichts an. Die Lebensdauer von Energiesparlampen variiert je nach Qualität und Preis nach Expertenschätzungen zwischen 1.500 und 15.000 Stunden. Häufiges Ein- und Ausschalten kann sie verkürzen. Eine klassische
Glühbirne hält meist nur 1000 Stunden.

Wie funktionieren Glühbirnen und wie die neuen Lampen?

In klassischen Glühbirnen wird ein Glühfaden aus Wolfram mit Strom so stark erhitzt, dass er Licht abgibt. Ein Gasgemisch im Glaskolben verhindert das Schmelzen des Fadens. Energiesparende Leuchtstofflampen sind mit einem elektrisch leitenden Gas gefüllt, ihre Innenseite ist mit einem Leuchtstoff beschichtet - wie eine winzige Neonröhre. Andere Varianten sind Halogenlampen (mit Glühdraht) und Leuchtdioden (LED), also Halbleiter, die leuchten, wenn Strom durch sie fließt.

Stiftung Warentest: Gute Noten für Energiesparlampen

Pünktlich zum Aus der 60-Watt-Glühbirne am 1. September hat die Stiftung Warentest energiesparende Alternativen getestet - mit guten Ergebnissen. LED-Leuchten sind dabei die strahlenden Sieger, allerdings zum stolzen Preis von bis zu 45 Euro. Die "klassische" Energiesparlampe schnitt mit Gesamtergebnissen von "gut" bis "mangelhaft" sehr unterschiedlich ab. "Aber es gibt gute Energiesparlampen, die lange halten und mit wenigen Euro in der Anschaffung recht preiswert sind", sagte Hubertus Primus von Stiftung Warentest am Donnerstag in Berlin. Schlusslichter im Test sind Halogenglühlampen, die zwar schönes Licht geben, aber viel Energie brauchen und kurzlebig sind. Sie erhielten nur ein "ausreichend".

Unterm Strich, so rechnen die Verbraucherschützer vor, kann ein Wechsel zu zehn Energiesparlampen 115 Euro pro Jahr einsparen – trotz höherer Anschaffungskosten. Überprüft und bewertet wurden die Leuchteigenschaften, aber auch Brenndauer und Schaltfestigkeit.

Die geringen Mengen des umstrittenen Quecksilbers, das in Energiesparlampen enthalten ist, seien auch beim Bruch der Lampe nicht akut gesundheitsgefährdend, hieß es. Ebenso wie die Stiftung Warentest rät aber auch das Umweltbundesamt Verbrauchern in einem solchen Fall, den Raum sofort und gründlich zu lüften. "Diesen Sicherheitshinweis sollten die Hersteller allen Verpackungen beifügen", forderte das UBA. Immer mehr Hersteller verwenden aus Sicherheitsgründen bereits kein flüssiges Quecksilber mehr, sondern eine feste Amalgamverbindung. Weil die Energiesparlampen als Sondermüll entsorgt werden müssen, fordern die Verbraucherschützer eine gesetzlich verankerte Rücknahmepflicht.

dpa