Madrid: Versöhnung zwischen Papstgegnern und Katholiken

Madrid: Versöhnung zwischen Papstgegnern und Katholiken
Nach einer Serie von Zusammenstößen zwischen Papstgegnern und Teilnehmern des katholischen Weltjugendtages in Madrid haben Vertreter beider Seiten Versöhnung gefeiert.

Etwa 100 Anhänger der spanischen Protestbewegung der "Empörten" kamen in der Nacht zum Samstag spontan mit jungen Katholiken zu einer friedlichen Diskussionsrunde zusammen.

Bei der Debatte auf dem Platz Puerta del Sol unter dem Slogan "kollektive Umarmung" bezeichneten beide Seiten die Zwischenfälle der vergangenen Tage am Rande des Besuchs von Papst Benedikt XVI. als "bedauerlich". Ein Teilnehmer sagte nach Angaben des staatlichen spanischen Rundfunks RNE: "Wir sollten uns alle respektieren, egal welchen Glaubens wir sind."

Wieder nächtliche Randale

In den vorangegangenen Nächten hatten Papstgegner und Pilger sich wiederholt Rangeleien geliefert und beschimpft. Die Polizei musste eingreifen, um schlimmere Auseinandersetzungen zu verhindern. In der Nacht zum Sonntag demonstrierten erneut Papstgegner gegen ein angeblich zu hartes Vorgehen der Sicherheitskräfte. Die Kundgebung verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle.

In einem Monat besucht der Papst seine deutsche Heimat. Stationen der Reise vom 22. bis 25. September sind Berlin, Thüringen und Freiburg. In Berlin hat ein Bündnis von Anti-Papst-Initiativen Proteste angekündigt.

In Madrid macht den Teilnehmern des Weltjugendtags die Hitze zu schaffen. Bei der Kreuzwegandacht am Freitagabend mit dem Papst mussten mehr als 600 Pilger von Sanitätern behandelt werden, weil sie die hohen Temperaturen in der Menge von Hunderttausenden Menschen nicht vertragen hatten.

Künftiger Berliner Erzbischof findet Papst-Proteste in Ordnung

Der designierte Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki findet Demonstrationen gegen den Papst-Besuch "vollkommen in Ordnung". "Wir leben in einer offenen, freien Gesellschaft. Ich finde das vollkommen in Ordnung, dass die Papst-Gegner für ihre Überzeugungen eintreten und demonstrieren", sagte Woelki dem "Tagesspiegel" (Samstagsausgabe). Er wünsche sich aber, dass die Demonstrationen fair und friedlich verlaufen, damit man sich hinterher "offen und ohne Verletzungen" begegnen könne. Benedikt XVI. wird bei seinem Deutschland-Besuch am 22. September im Berliner Olympiastadion eine Messe halten.

An der Ernennung Woelkis zum Berliner Erzbischof, der am 27. August in sein Amt eingeführt wird, war Kritik laut geworden, weil er an einer Universität der umstrittenen Organisation Opus Dei in Rom promoviert hat. Der "tageszeitung" (Samstagausgabe) sagte der bisherige Kölner Weihbischof, er sei kein Mitglied von Opus Dei. In Köln habe man aber ein "unverkrampftes Verhältnis zu dieser Organisation".

Skeptisch äußerte sich Woelki zu möglichen Reformen in der katholischen Kirche. Es gebe Dinge, die nicht verhandelbar sind, sagte er der "Berliner Morgenpost" (Samstagsausgabe). Der Kirche seien ihre Voraussetzungen vorgegeben, so dass ein innerkirchlicher Dialog auch Grenzen habe. Jeder solle sagen dürfen, was ihn bewegt, und welche Sorgen er sich macht. Kirche sei aber keine parlamentarische Demokratie, wo Abstimmungsmehrheiten den Kurs festlegen.

Bekenntnis zum Zölibat

Papst Benedikt XVI. hat derweil bekräftigt, wie wichtig ihm unverheiratete Priester in der katholischen Kirche sind. Gott zu dienen inspiriere zu der Entscheidung, den Zölibat zu leben, sagte Benedikt jungen Seminaristen. Es gehe auch um "die Abkehr von den irdischen Gütern, die Anspruchslosigkeit und den aufrichtigen, ungeheuchelten Gehorsam", fügte Benedikt an. Katholische Reformkräfte fordern vom Papst schon seit langem, den Zölibat (Ehelosigkeit) für Priester zu lockern.

"Dabei macht euch von allen menschlichen Wünschen frei", ermahnte der Papst in seiner Predigt in der Almudena-Kathedrale die angehenden Priester. "Bereitet euch darauf vor, Apostel mit Christus und wie Christus zu sein, um Weggefährten und Diener der Menschen zu sein."

Hunderttausende bei Kreuzwegandacht

Vor dem Gottesdienst hatte das Kirchenoberhaupt im Madrider Retiro-Park vier Jugendlichen die Beichte abgenommen. Auf Benedikts Programm standen am vorletzten Tag des Glaubensfestes auch der Besuch eines Zentrums für Menschen mit Behinderungen und am Abend die Teilnahme an einer Gebetswache mit jungen Katholiken am Flughafen Cuatro Vientos.

Am Freitagabend hatte der Papst zusammen mit Hunderttausenden Menschen einer Kreuzwegandacht im Herzen von Madrid beigewohnt. Der katholische Weltjugendtag endet am Sonntag mit einer Heiligen Messe auf dem Flughafen Cuatro Vientos. Mehr als eine Million Menschen werden zu diesem abschließenden Höhepunkt des Treffens erwartet.

dpa/epd