TV-Tipp: "Wilde Wellen – Nichts bleibt verborgen" (ZDF)

TV-Tipp: "Wilde Wellen – Nichts bleibt verborgen" (ZDF)
Krimi? Melodram? Romanze? Dieser Vierteiler bietet von allem etwas und erzählt über 360 mitreißende Minuten eine geheimnisvolle Geschichte aus der Bretagne.
17.08.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Wilde Wellen – Nichts bleibt verborgen", Donnerstag, 25. August, 20.15 Uhr, ZDF (Teile 2 bis 4: So., 28. 8., So., 1. 9,. So. 4. 9., jeweils 20.15 Uhr)

Mehrteilige Fernsehfilme, hieß es vor einem Jahr, seien beim Publikum nicht mehr gefragt: Niemand wolle sich mehrere Abende lang an einen Stoff binden. Nun zeigt das ZDF mit "Wilde Wellen" gar einen Vierteiler. Und wer sich einmal auf die Geschichte von Christiane Sadlo ("Inga Lindström") einlässt, wird ihr dank der vielen überraschenden Wendungen bis zum Schluss treu bleiben.

Heldin der Handlung ist die junge Pariser Polizistin Marie (Henriette Richter-Röhl), die bei einer Schießerei schwer verletzt wird. Als sie erwacht, hat sie ihr Gedächtnis verloren. Vater Michel (Ulrich Pleitgen) nimmt sie mit in die Bretagne, wo sie wieder zu Kräften kommt. Durch die zufällige Begegnung mit dem jungen Archäologen Paul (Johannes Zirner), der sich nach ihrer Verwundung um sie gekümmert hat, kehrt die Erinnerung zurück.

Nun weiß Marie wieder, dass sie und ihre verstorbene Mutter jahrzehntelang keinen Kontakt mehr zu Michel hatten. Den Grund dafür hat sie nie erfahren, aber es ist offensichtlich, dass ihr Vater und den Fischgroßhändler Menec (Hanns Zischler) ein düsteres Geheimnis verbindet. Und das ist bloß der Auftakt zu dieser episch erzählten Geschichte, in deren Verlauf sich Marie erwartungsgemäß in Paul verliebt. Er ist in die Bretagne gekommen, um seine leibliche Mutter (Angela Roy) kennenzulernen, doch kurz vor dem Treffen wird sie ermordet.

Herrliche Bilder aus Westfrankreich

Schon der Vorspann verdeutlicht, was "Wilde Wellen" zu bieten hat. Krimi, Melodram, Romanze, dazu immer wieder prachtvolle Aufnahmen von Wolken- und Strandlandschaften (Kamera: Fritz Seemann), die Bilder zudem untermalt von wuchtiger orchestrierter Filmmusik (Karim Sebastian Elias): Der Vierteiler will großes Fernsehen sein (Regie: Ulli Baummann). Der besondere Reiz der Filme liegt in der Mischung aus jungen und erfahrenen Schauspielern. Henriette Richter-Röhl ist das emotionale Zentrum der Geschichte; sie allein lohnt die 360 Minuten schon. Johannes Zirner ist eine ausgezeichnete Ergänzung. Aus der Riege der älteren Darsteller ragt Hanns Zischler konkurrenzlos heraus, selbst wenn Katja Weizenböck als Gattin des Patriarchen und Drahtzieherin diverser Intrigen die vielschichtigere Rolle spielt.

Da Pauls Mutter Druidin ist, gibt sich die Geschichte gelegentlich ein bisschen zu mysteriös; auch die bretonischen Menhire werden entsprechend inszeniert. Aber das ist lediglich eine Geschmacksfrage.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).