TV-Tipp: "Ein starkes Team: Stumme Wut" (ZDF)

TV-Tipp: "Ein starkes Team: Stumme Wut" (ZDF)
Endlich mal ein guter Krimi ganz ohne ohne moralisch-gesellschaftliche Botschaft. Dafür sind klasse Darsteller zu sehen - und Howard Carpendale kommt eine besondere Aufgabe zu.
17.08.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Ein starkes Team: Stumme Wut", Samstag, 20. August, 20.15 Uhr, ZDF

Wenn TV-Kommissare auf zwei Ebenen ermitteln, die allem Anschein nach nichts miteinander zu tun haben, ahnt man als versierter Krimi-Fan in der Regel alsbald: Irgendwo muss es eine Schnittstelle geben. In diesem Fall des "Starken Teams" dauert es allerdings eine Weile, bis es dämmert; das spricht schon mal für die Qualität des Drehbuchs (Birgit Grosz, Jürgen Pomorin).

Dass die Überschneidung dann aber ganz andere Formen annimmt, als man zunächst glaubt, macht "Stumme Wut" zu einem richtig guten Krimi (Regie: Daniel Helfer); neben den ohnehin ausnahmslos ausgezeichneten Titeldarstellern, versteht sich. Außerdem gelingt es den Autoren, auf eine Botschaft zu verzichten, die bei einem vergleichbaren "Tatort" ohne Frage viel stärker in den Vordergrund gerückt wäre: Gegenspieler von Verena Berthold (Maja Maranow) und Otto Garber (Florian Martens) sind die Heckers, ein fieses Brüderpaar (Michael Roll, Tobias Oertel), das vom Menschenhandel lebt. Weil die importierten Frauen aber nicht nur gültige Papiere, sondern sogar deutsche Trauscheine haben, steht das Duo den Machenschaften machtlos gegenüber.

Howie als Folter

Ohnehin haben Verena und Otto bald ganz andere Sorgen: Ein Richter und eine Bäckerin werden überfallen auf brutale Weise gefesselt, die Frau gar mit einer Dauerberieselung durch Howard Carpendale (!) gefoltert. Die beiden sind im Stil der berühmten drei Affen (nichts sehen, nichts hören, nichts reden) ausstaffiert worden.

Die Spur führt zu einem jungen Mann (Volker Bruch), der einst als Kind von seinem Vater derart übel misshandelt worden ist, dass er bis heute unter einem Trauma leidet. Der Richter hatte den Vater aufgrund einer Aussage der Bäckerin freigesprochen. Kurz drauf wird der damals zuständige Mitarbeiter des Jugendamts ermordet, der Fall scheint klar. Doch diesmal hat der Täter auf die Affen-Metapher verzichtet. Stutzig werden die Ermittler, weil der Tote auf überraschend großem Fuß lebte. Als sie außerdem feststellen, dass der Mann mittlerweile zum Standesamt gewechselt ist, ergibt sich doch noch eine Möglichkeit, die Brüder Hecker dranzukriegen.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).