Krieg der Worte und ein Kompromiss im Kosovo

Krieg der Worte und ein Kompromiss im Kosovo
Serben und Albaner werfen sich im Kosovo-Konflikt gegenseitig Kriegshetze vor. Während die KFOR-Verstärkung aus Deutschland und Österreich eintrifft, liegt ein Kompromissvorschlag für die aktuelle Krise auf dem Tisch.

Im wieder aufgeflammten Kosovo-Konflikt haben sich Serben und Albaner gegenseitig Kriegshetze und Gewaltpläne vorgehalten. Der für das Kosovo zuständige Minister in der serbischen Regierung, Goran Bogdanovic, sagte am Mittwoch über den Kosovo-Regierungschef Hashim Thaci: "Er will uns in einen Krieg hineinziehen." Der Kosovo-Regierungsberater Azem Vlasi behauptete, Serbien versuche "mit Gewalt", den Norden Kosovos abzutrennen, indem es die Spannung anheize und bewaffnete Gruppen einschleuse.

Erstmals kam am Mittwoch ein Kompromissvorschlag auf den Tisch, der von der EU und von der internationalen Schutztruppe KFOR den gegnerischen Parteien präsentiert wurde. Danach sollen an den beiden Grenzübergängen, die vor über einer Woche von der Kosovo-Regierung übernommen wurden, zusätzlich auch Beamte der serbischen Minderheit mit regierungstreuen Zöllnern und Grenzpolizisten ihren Dienst verrichten.

Mit dem Kompromiss bleibt das Importverbot für serbische Waren

Das würde den Serben teilweise entgegenkommen, die bislang auf einer alleinigen Kontrolle der beiden Grenzübergänge beharren. Im Gegenzug würden die Serben ihre zahlreichen Straßensperren im Norden des Landes abbauen und wieder einen reibungslosen Verkehr ermöglichen. Die serbischen Demonstranten hatten am Vorabend in Rudare bei Mitrovica ein sieben Meter hohes Metallkreuz auf der Fahrbahn errichtet, das die Barrikaden zusätzlich sichern soll.

Die umstrittenen Grenzübergänge Jarinje und Brnjak dürfen nach dem Kompromisspapier nur Autos und Busse passieren. Für den Warenverkehr blieben die Grenzen gesperrt. Die Kosovo-Regierung könnte auf einen Erfolg verweisen, weil sie ein Importverbot für serbische Waren durchsetzte, an dem sich der aktuelle Konflikt entzündet hatte.

Schließlich sollen unter Vermittlung Brüssels im September die Verhandlungen zwischen dem Kosovo und Serbien über die Zollstempel fortgesetzt werden. Serbien erkennt die Kosovo-Zollstempel nicht an, weil es damit die Anerkennung seiner früheren Provinz befürchtet. Dadurch konnten Waren aus dem Kosovo nicht nach Serbien gelangen. Als Antwort hatte die Kosovo-Regierung einen Importstopp für serbische Waren verhängt.

Verstärkung unterstützt die KFOR-Truppen

Hunderte Serben hatten die neunte Nacht auf den zahlreichen Barrikaden verbracht, um die internationale Schutztruppe KFOR von der Räumung dieser Straßensperren abzuhalten. Sie wollten so lange ausharren, bis die zwei von der Kosovo-Regierung übernommenen Grenzübergänge wieder in ihre Zuständigkeit zurückgegeben werden. Am Dienstagabend war sogar der KFOR-Oberbefehlshaber Erhard Bühler 20 Minuten von den Serben an einer Straßensperre aufgehalten worden.

Bereits an diesem Mittwoch sollten 550 deutsche und 150 österreichische Soldaten als Verstärkung der KFOR im Kosovo stationiert werden. Einzelheiten über deren Aufgaben waren nicht bekannt. Unterdessen wiesen KFOR-Kreise die Kritik in Deutschland an der angeblich zu weichen Haltung gegenüber den serbischen Demonstranten zurück. Bei einer zwangsweisen Räumung der Barrikaden, die von Dutzenden Frauen und Kindern sowie bewaffneten Extremisten gehalten würden, könnte es sonst zu Tragödien kommen.

dpa