TV-Tipp: "Wenn Liebe doch so einfach wär" (Sat.1)

TV-Tipp: "Wenn Liebe doch so einfach wär" (Sat.1)
Unschuld vom Lande kommt in die große Stadt, rührt die Menschen dort mit ihrem reinen Wesen und sorgt dafür, dass Gerechtigkeit Einzug hält, wo vorher herzloser Kapitalismus regierte.
03.08.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Wenn Liebe doch so einfach wär", Dienstag, 9. August, 20.15 Uhr im Sat.1

Unschuld vom Lande kommt in die große Stadt, rührt die Menschen dort mit ihrem reinen Wesen und sorgt dafür, dass Gerechtigkeit Einzug hält, wo vorher herzloser Kapitalismus regierte: ein Klassiker, seit Gary Cooper einst für Frank Capra den reinen Toren verkörperte und seine geerbten Millionen an die Armen verschenkte ("Mr. Deeds geht in die Stadt", 1936).

Fahrkartenverkäuferin Katrina (Yvonne Catterfeld) ist von ganz ähnlichem Schlag. Wenn die Deutsche Bahn mehr Menschen wie beschäftigen würde, käme es vermutlich nie zu Streiks, und die Züge wären auch pünktlich. Nun aber muss Katrina, nach dem Tod der Eltern völlig alleinstehend, ihre kleine Welt verlassen, denn sie hat unvermutet geerbt: Ihr Vater, Teilhaber der großen Hamburger Reederei Berger, hatte die Familie einst verlassen, um in der DDR die Liebe seines Lebens heiraten zu können. Katrinas jüngst verstorbener Onkel hat ihr 15 Prozent der Aktien vermacht, und prompt bringt die junge Frau eine Menge frischen Wind in die verknöcherte hanseatische Mischpoke.

Mit Sebastian Ströbel und Stephan Luca

Geschickt hat sich Autorin Barbara Jago die Details ihrer Geschichte zusammengeklaubt. Wechselt die Handlung nach Hamburg, erinnert der Film kräftig an Billy Wilders "Sabrina", denn Katrina trifft auf zwei Cousins: den Genießer und Frauenschwarm Moritz (Sebastian Ströbel) und den steifen, etwas blasiert wirkenden älteren David (Stephan Luca). Die Parallelen zu Wilder großartiger Komödie sind nicht zu übersehen: Damals spielte Audrey Hepburn die Tochter eines Chauffeurs, die sich eigentlich in den Leichtfuß (William Holden) verliebt hatte, letztlich aber doch seinen geschäftstüchtigen Bruder (Humphrey Bogart) heiratete.

Dass das Trio in Jagos Version (Regie: Katinka Feistl) Cousins und Cousine sind, und das ja auch nicht um ein paar Ecken herum, scheint seltsamerweise niemanden zu stören. Allerdings sind fast alle sämtliche Beteiligten auch immens abgelenkt: Katrina hütet ein Geheimnis, nach dessen Offenbarung die Karten völlig neu gemischt wären.

Yvonne Catterfeld spielt dieses etwas naive Mädchen mit dem großen Herzen, das von einer Hochzeit in Weiß träumt, ins Haus der Bergers buchstäblich erst mal die Sonne lässt und in der Reederei für mehr Menschlichkeit sorgt, restlos überzeugend und mit viel Charme. Davon abgesehen aber lebt der Film vor allem von der Frage, welcher der Brüder am Ende der Glückliche sein wird.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).