Cool, clever und ziemlich smart: Matthias Opdenhövel lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen und hat immer einen lustigen Spruch parat. Doch der lässige Auftritt täuscht: Dem Mann mit der Brille und der eingebauten Schlagfertigkeit ist nichts zugeflogen, wie es vielleicht auf den ersten Blick wirkt, seinen Aufstieg hat sich der langjährige Gefolgsmann von Stefan Raab vielmehr hart erarbeitet. Am 30. Juli steht nun die Krönung von Opdenhövels bisheriger Fernsehkarriere an: Dann feiert der 40-Jährige im Ersten sein Debüt als neuer Moderator der "Sportschau" (18 Uhr, ARD).
Für ihn gehe ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, sagte der Familienvater, nachdem bekannt geworden war, dass er die Nachfolge von Monica Lierhaus antritt und künftig im Wechsel mit Gerhard Delling und Reinhold Beckmann die Traditionssendung moderieren darf: "Die 'Sportschau' ist der heilige Gral. Für mich wird ein Jugendtraum wahr." Doch damit nicht genug: Die ARD plant, den von Pro Sieben losgeeisten Opdenhövel ab 2012 zusätzlich eine neue Primetime-Show moderieren zu lassen – dem in Köln lebenden Ostwestfalen wird eine ganze Menge zugetraut.
Vom Stadionsprecher zum Rateonkel
Opdenhövels Aufstieg in die "Champions League", wie der eingefleischte Fußballexperte das nennt, ist das Ergebnis harter Arbeit und einer mit Beharrlichkeit vorangetriebenen Karriere, die ihn aus den Niederungen des Jugendfernsehens bis ganz nach oben geführt hat: Wie viele TV-Prominente startete Opdenhövel seine Fernsehkarriere in den neunziger Jahren bei Viva, wo er das Medium in all seinen Facetten kennen lernte. Er arbeitete als Redakteur und Moderator, kümmerte sich um die Produktion von Beiträgen, interviewte Popmusiker und Starlets und bewährte sich mit Live-Reportagen.
Nach einem kurzen Zwischenspiel bei RTL2 führte er von 1998 bis 2003 erst mit Franziska Becker, dann mit Barbara Schöneberger durch die sonntägliche Frühstücksshow "Weck Up" von Sat.1 und arbeitete außerdem bei Vox – Opdenhövel war sich für nichts zu schade. Einem größeren Publikum bekannt wurde der schlagfertige Detmolder, als er 2003 die "Quiz Show" auf Sat.1 übernahm, mit der Jahre zuvor Jörg Pilawa seinen Durchbruch hatte. Allerdings wickelte Opdenhövel die auf der Kippe stehende Quizsendung nur noch ab, 2004 war Schluss mit der Show und seine Zeit als Rateonkel auch schon wieder vorbei.
Opdenhövel war in einer Sackgasse gelandet, aus der ihn zwei Jahre später König Fußball wieder herausführte: Der Mann, der drei Jahre lang als Stadionsprecher von Borussia Mönchengladbach Aufstellungen und Spielstände durchgesagt hatte, berichtete für den Bezahlsender Arena über der Deutschen liebstes Hobby.
Bei Stefan Raab holte er sich "Grundentspanntheit"
Seinen Durchbruch feierte Opdenhövel, als ihn 2006 Stefan Raab entdeckte. Als nervenstarker und von nichts zu erschütternder Moderator des Pro-Sieben-Spektakels "Schlag den Raab" gewann er Fernsehpreise, und auch in anderen live übertragenen Raab-Eventshows wie der "Wok-WM" oder dem "TV total Turmspringen" gab er eine gute Figur ab. "Bei Live-Shows habe ich inzwischen eine gewisse Grundentspanntheit, die ich mir aber auch erst zulegen musste", sagte er in einem Interview mit dem Branchendienst DWDL. Als Showtalent Raab 2010 und dieses Jahr für die ARD und Pro Sieben die deutschen Vorentscheide für den "Eurovision Song Contest" in die Hand nahm, war Opdenhövel wieder mit im Boot – und plötzlich ARD-Moderator.
"Es gibt durchaus unattraktivere Sender als das Erste", kokettierte der Ostwestfale und ließ damit bereits anklingen, dass er gegen eine ständige Zusammenarbeit nichts einzuwenden hätte. Da er in den vergangenen zwei Bundesliga-Spielzeiten beim Telekom-Sender "Liga total!" außerdem weitere Erfahrungen als Fußball-Moderator sammelte, war sein Weg in die "Sportschau" in gewisser Weise vorgezeichnet.
"Als dritte Spitze neben Gerhard Delling und Reinhold Beckmann ist Matthias Opdenhövel ein Volltreffer", jubelt ARD-Programmdirektor Volker Herres über die Neuverpflichtung. Einziger Wermutstropfen für Opdenhövel: Wenn die Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga neu geregelt werden, könnte es mit der traditionellen "Sportschau" im Ersten schon übernächstes Jahr vorbei sein.
Martin Weber ist freier Medienjournalist in Berlin.