TV-Tipp: "Wie angelt man sich seine Chefin" (Sat.1)

TV-Tipp: "Wie angelt man sich seine Chefin" (Sat.1)
Die Vorfreude von Pit Opitz auf seinen neuen Job als Geschäftsführer wird bitter enttäuscht: Die Schokoladenfirma ist kürzlich übernommen worden, und die neuen Besitzer schicken eine junge, ehrgeizige Frau nach Berlin, die die Produktlinie verändern soll.
29.07.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Wie angelt man sich seine Chefin", 2. August, 20.15 Uhr in Sat.1

Auch ohne die offene Hose und die Autopanne ahnt man gleich, dass die Vorfreude von Pit Opitz auf seinen neuen Job als Geschäftsführer bitter enttäuscht wird: Die Firma, ein Traditionsunternehmen aus der Schokoladenbranche, ist kürzlich übernommen worden, und die neuen Besitzer schicken eine junge, ehrgeizige Frau nach Berlin, die die Produktlinie verändern und jüngere Käuferschichten ansprechen soll. Natürlich sind die Vorstellungen des alten Hasen (Dominic Raacke) und der Harvard-Absolventin (Sophie Schütt) unvereinbar, und deshalb hat der Vertriebsleiter bald viel Zeit, sich seinem alten Opel GT zu widmen.

Sehenswerte Romanze

Nach dem pointiert inszenierten Einstieg (Regie: Sophie Allet-Coche) kommt der Handlung zwar vorübergehend das Tempo abhanden, aber sehenswert bleibt die hübsche Romanze trotzdem. Allerdings muss Autor Christoph Ritter der Geschichte kräftig auf die Sprünge helfen, damit aus den Konkurrenten schließlich doch noch ein Paar werden kann; ganz abgesehen davon, dass der Titel irreführend ist. Natürlich hofft Opitz zu Beginn, als er mit der neuen Kollegin im Fahrstuhl stecken bleibt, der Tag halte gleich zwei Eroberungen für ihn bereit. Spätestens als Chefin aber ist Katharina Kessler bloß noch Feindbild: Mit Hilfe seiner Getreuen sabotiert Pit ihre Arbeit, wo er nur kann. Prompt werden sie alle gefeuert, doch der Schuss geht nach hinten los und die Firma ohne die Geheimrezeptur für die "Himmlische Mischung" den Bach runter.

Als das Unternehmen wieder abgestoßen werden soll, macht sich Katharina mit Hilfe der alten Belegschaft selbstständig. Aber der Betrieb kommt nicht recht voran: Es fehlt einfach ein erfahrener Vertriebsleiter.
Schaut man sich den Film an, sollte man unbedingt eine Schachtel Pralinen zur Hand haben: Man bekommt zwangsläufig enorme Lust auf Schokolade. Dann akzeptiert man vielleicht auch, dass die Wirtschaftsfrau auf die große Karriere pfeift und ein kleines Geschäft aufmacht. Andererseits gibt es unübersehbare Parallelen zwischen der Pralinenherstellung und dem Fernsehen: Beide wollen einen Hauch von Glück vermitteln. Und wenn sich Pit und Katharina beim großen Krach kurz vor der Versöhnung gegenseitig mit flüssiger Schokolade beschmieren und dies keck als Vorstellungsgespräch deklarieren, ahnt man, dass Süßigkeiten auch Glücksmomente ganz anderer Art bescheren können.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).