TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Bruderliebe" (WDR)

TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Bruderliebe" (WDR)
Dieser Beitrag zur Reihe "Polizeiruf 110" hat es in sich: Es geht um Mädchenhandel, Inzest und uralte Rechnungen, und trotz aller Pointen ist das Finale richtig dramatisch.
28.07.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Polizeiruf 110: Bruderliebe", 28. Juli, 20.15 Uhr im WDR

Das war das Schöne an den Beiträgen des WDR zur Reihe "Polizeiruf 110": Wo im "Tatort" stets die Krimiregeln befolgt werden müssen, bewegten sich die Fälle im fiktiven sauerländischen Volpe gern am Rand der Parodie.

Dialoge voller Zitate und Anspielungen

In diesem Film treiben es die Autoren Dirk Salomon und Thomas Wesskamp, die Väter der Landeier Sigi und Kalle, besonders toll: Die Dialoge zwischen den beiden Kleinstadtpolizisten wimmeln nur so von Zitaten und Anspielungen. Der Krimi selbst hat es trotzdem in sich: Es geht um Mädchenhandel, Inzest und uralte Rechnungen, und trotz aller Pointen ist das Finale richtig dramatisch. Schöner aber ist der trockene Humor, mit dem Ulrich Stark die Geschichten immer wieder inszeniert. Den größten Spaß bereitet es ihm offensichtlich, sein Publikum regelmäßig ins Bockshorn zu jagen.

Gleich zu Beginn zum Beispiel muss man schockiert feststellen, dass in der Pathologie auch Sigis Flamme (Andrea Sawatzki) aufgebahrt ist. Bedauernd stellt der Mediziner fest, die Besten treffe es immer zuerst. Falscher Alarm: Die Kommissarin, die zufällig genauso heißt wie eine ARD-Moderatorin, ist schwanger, was selbstredend gleichfalls zu diversen Komplikationen führt. Und wem dies zur Empfehlung noch nicht genügt: Nicht nur Kalle und Sigi, auch Oliver Stritzel und Martin Lindow sind wieder in Hochform. Unter ihren Gegenspielern ragt Martin Lüttge heraus, während sich Jan-Gregor Kremp als Provinzpate mit den üblichen Gangster-Klischees begnügt.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).