Die erzieherische Wirkung von Nachhaltigkeitspreisen

Die erzieherische Wirkung von Nachhaltigkeitspreisen
Zum vierten Mal werden in diesem Jahr die Unternehmen mit dem Nachhaltigkeitspreis gekürt, die sich nicht nur für ökonomischen Erfolg, sondern auch für eine saubere Umwelt und soziale Gerechtigkeit einsetzen. Was aber bringen solche Auszeichnungen?
20.07.2011
Von Silvia M. Bergmann

Die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis ehrt in diesem Jahr zum vierten Mal Firmen, die neben wirtschaftlichen Interessen auch eine saubere Umwelt und soziale Gerechtigkeit im Blick haben. Was aber bringt die Auszeichnung "Nachhaltigstes Unternehmen des Landes"? Wie wichtig sind solche Preise für Wirtschaft und Gesellschaft?

Die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in Düsseldorf hat vor wenigen Tagen die Unternehmen und Marken bekanntgegeben, die große Chancen auf den Nachhaltigkeitspreis 2011 haben, der am 4. November unter Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verliehen wird. Auf die Auszeichnung "Nachhaltigstes Unternehmen des Landes" dürfen diesmal der Lebensmittelhändler Alnatura, der Catering-Dienstleister Aramark und die Großbäckerei Ludwig Stocker Hofpfisterei spekulieren.

Wirtschaftlicher Erfolg und soziale Verantwortung

"Ohne ökonomischen Erfolg, ohne Wettbewerbsfähigkeit kann ein Unternehmen nicht überleben und ist nicht nachhaltig." Andreas Suchaneks Definition von Nachhaltigkeit ist einfach. Für den Professor der Handelshochschule Leipzig ist ökonomische Standfestigkeit das wichtigste Kriterium für Nachhaltigkeit. Ob ein Unternehmen nachhaltig ist oder nicht, sieht man daran, wie lange es am Markt besteht, sagt der Experte für Wirtschafts- und Unternehmensethik. "Wenn ein Unternehmen 100 Jahre und länger existiert, dann zeigt das, dass es den Stürmen der Zeit standgehalten hat. Es hat Krisen gemeistert, und das ist letztlich der Beweis, dass es nachhaltig ist." Jedenfalls bisher.

Auch für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, eine gemeinsame Initiative der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis, der Bundesregierung, dem Rat für Nachhaltige Entwicklung sowie Wirtschaftsverbänden und Organisationen, spielt der wirtschaftliche Erfolg eine Rolle. Allerdings muss er gekoppelt sein an soziale Verantwortung und einen schonenden Umgang mit der Umwelt. Der Preis soll zum besseren Verständnis in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft beitragen. Wird über Nachhaltigkeit gesprochen, so die Philosophie der Preisverleiher, dann wird auch eher danach gehandelt.

"Wir sind sehr stolz darauf, 2008 den ersten Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen zu haben", sagt Fridolin Weindl, Unternehmenssprecher bei Bosch und Siemens Hausgeräte, dem ersten Unternehmen, das die Trophäe einstreichen durfte. Was aber hat die Auszeichnung konkret gebracht? "Sie war für unser Unternehmen eine wichtige Bestätigung unseres Engagements und unserer Strategie."

Die Auszeichnung setzt das Unternehmen unter Druck

Bosch hat seine Nachhaltigkeitsaktivitäten gebündelt und Anfang dieses Jahres eine Abteilung Corporate Responsibility geschaffen, einen Bereich, der sich speziell der Unternehmensverantwortung widmet. "Wir versprechen uns davon auch einen intensiveren Dialog mit unseren Kunden", erklärt Weindl. Setzt eine solche Auszeichnung Unternehmen unter Druck? "In gewisser Weise, ja", bestätigt der Leipziger Wissenschaftler Suchanek. "Nachhaltigkeitspreise lenken die Aufmerksamkeit auf unternehmerische Verantwortung." Sie hätten in dieser Hinsicht einen positiven Effekt.

Aber: Gute Unternehmen hätten es schon immer geschafft, "ökologische und soziale Gesichtspunkte so einzubringen, dass sie ihnen helfen, das ökonomische Überleben zu sichern", sagt Suchanek. Dafür bräuchte es nicht zwangsläufig Preise. "Es reicht nicht, dass sich Firmen Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben. Sie müssen das organisieren, in alle Unternehmensbereiche hinein, auch in die Entwicklung von Führungskräften. Erst dann wird Nachhaltigkeit wirklich zu einem Teil der Unternehmens-DNA." 

epd