Neues Lebensmittel-Portal steht in der Kritik

Neues Lebensmittel-Portal steht in der Kritik
Trotz Protesten aus der Wirtschaft wird am Mittwoch ein neues Verbraucherportal zu irreführenden Angaben auf Lebensmittelpackungen gestartet.

Das Angebot der Verbraucherzentralen wird vom Bundesverbraucherministerium gefördert. Es soll ein Forum für Kunden schaffen, die sich durch die Aufmachung von Produkten etwa bei Inhaltsstoffen getäuscht fühlen.

Die Verbraucherschutzbeauftragte der Unionsfraktion, Mechthild Heil, begrüßte die neue Internetseite. Die wenigen schwarzen Schafe, die sich mit Tricks und Täuschung Vorteile verschaffen wollten, würden benannt, sagte die CDU-Politikerin der Nachrichtenagentur dpa.

Kritik am Internetportal "Lebenmittelklarheit.de"

Der Vorsitzende des Agrarausschusses, Michael Goldmann (FDP) kritisierte hingegen in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch): "Frau Aigner transportiert mit dem Portal die Ängste der Verbraucher vor Lebensmitteln." Die Nennung von Produkten halte er für "höchst riskant". Er kritisierte, dass Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) die Koordinierung des Internetportals an die Verbraucherzentralen delegiert hat.

Die Lebensmittelwirtschaft warnt vor der Gefahr eines "modernen Prangers". Der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Matthias Horst, begrüßte zwar die im Portal vorgesehenen Informationen und Diskussionsforen zur Kennzeichnung von Lebensmitteln und vermuteten Täuschungen. Nicht tragbar seien jedoch produktbezogene Angaben, "bei denen Marke sowie Hersteller- und Händlernamen genannt werden", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch).

Der Verbandschef warnte, die Internetseite könne "massive Folgen für die Vermarktung von Produkten und für Firmen haben, bis hin zum Existenzrisiko". Er wollte gerichtliche Klagen von Unternehmen nicht ausschließen. Aigners Politik sei nicht zielführend. "Dennoch unterstützt das Ministerium das Portal mit 775.000 Euro. Das ist viel Steuergeld", warf Horst der CSU-Politikerin vor.

Foodwatch für Klarheit und Wahrheit

Die Verbraucherorganisation Foodwatch sprach dagegen von einem guten ersten Schritt. Ziel sei, dass Klarheit und Wahrheit nicht nur für einige Produkte im Internet geschaffen würden, sondern auf allen Etiketten direkt im Supermarkt, sagte ein Sprecher.

Auf dem Portal www.lebensmittelklarheit.de können Verbraucher melden, wenn sie sich durch die Aufmachung eines Produkts getäuscht fühlen. Die Redaktion des Portals gibt dem betroffenen Hersteller dann Gelegenheit zur Stellungnahme. Für Ärger bei Kunden sorgt zum Beispiel, wenn Fruchtprodukte keine Früchte, sondern nur künstliche Aromen enthalten.

dpa / epd