Rupert Murdoch: Zeit für die Wahrheit

Rupert Murdoch: Zeit für die Wahrheit
Rupert Murdoch und seine Top-Manager legen im Parlament öffentlich Rechenschaft über die illegalen Abhörmethoden bei «News of the World» ab. Der Medienmogul wiest die Verantwortung teilweise von sich: Er sei "in die Irre geführt worden".
19.07.2011
Von Christian Böhmer

In der Abhör- und Bestechungsaffäre in Großbritannien hat sich der Medienunternehmer Rupert Murdoch vor einem Parlamentsausschuss verteidigt. Er habe von den Vorgängen nichts gewusst und sei "in die Irre geführt worden", sagte der 80-Jährige am Dienstag vor dem Medienausschuss des britischen Unterhauses in London. "Das ist der demütigendste Tag meines Lebens." Murdoch erklärte, nicht er sei verantwortlich für die illegalen Praktiken, sondern seine Führungsleute, denen er vertraut habe.

Bei der Befragung Murdochs und seines Sohns James (38) ging es um die Frage, wieviel der Medienzar von den Vorfällen in seinem Unternehmen News Corporation gewusst hat. Journalisten der inzwischen eingestellten britischen Boulevard-Sonntagszeitung "News of the World" sollen zahlreiche Telefone abgehört haben, unter anderem von vermissten Kindern. Weiteren Zeitungen des Konzerns werden illegale Abhöraktionen vorgeworfen.

James Murdoch, der die Europa-Aktivitäten der News Corporation leitet, entschuldigte sich für die Praktiken: "Wir bedauern das sehr. Diese Taten entsprechen nicht den Standards, die unser Unternehmen anstrebt."

Der Hauptzeuge wird tot aufgefunden

Die Affäre schlägt in Großbritannien hohe Wellen. Am Sonntag trat der Chef der Londoner Polizei, Sir Paul Stephenson, zurück. Einen Tag später folgte sein Stellvertreter John Yates. Beide stehen im Verdacht der Korruption, streiten dies jedoch ab. Ein ehemaliger Reporter der "News of the World", Sean Hoare, wurde tot in seinem Haus aufgefunden. Der Journalist hatte als erster Details der Affäre öffentlich gemacht. Nach Angaben der Polizei besteht kein Verdacht auf eine Gewalttat.

Die Abhörpraktiken von "News of the World" waren schon seit längerem bekannt. Bereits 2007 war der damalige "Royal Correspondent" des Blattes, Clive Goodman, zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der Klatschreporter hatte die Mailbox engster Mitarbeiter der königlichen Familie abgehört. James Murdoch bestritt, das Parlament bei einer früheren Befragung zum Abhörskandal 2007 belogen zu haben. Damals hatte er geäußert, es handele sich um die Taten einzelner Personen.

Die News Corporation ist eines der größten Medienunternehmen der Welt. Murdoch ist vor allem in den USA aktiv, aber auch in Großbritannien, Australien, Italien und Asien. In Deutschland kontrolliert er den Bezahlfernsehsender Sky. 

Konservative kritisieren Cameron

Auch aus seiner eigenen konservativen Partei wurde Kritik an Cameron laut, weil er trotz der Affäre seine geplante Reise nach Südafrika antrat. Der Regierungschef musste den Besuch nun verkürzen und sollte bereits am Dienstagnachmittag nach London zurückkehren. An diesem Mittwoch will er im Parlament sprechen. Die Parlamentsferien wurden eigens um einen Tag hinausgezögert. Am Montag hatte Innenministerin Theresa May für Cameron in die Bresche springen müssen.

Cameron geriet am Dienstag weiter unter Druck, als herauskam, dass die im Abhörskandal vorübergehend festgenommene Murdoch-Managerin Rebekah Brooks als Gast bei seinem 44. Geburtstag im vergangenen Oktober war. Es ist die 27. Begegnung Camerons mit Murdoch-Managern in nur 15 Monaten Amtszeit. Die Geburtstagseinladung war von der Downing Street zunächst verschwiegen worden.

Rebekah Brooks, die am Dienstag ebenfalls vor Parlamentariern aussagen sollte, war von 2000 bis 2003 Chefredakteurin des inzwischen eingestellten Blatts «News of the World». Dessen Reporter hatten die Telefone von 4000 Prominenten, Verbrechensopfern, Hinterbliebenen und Soldatenwitwen illegal abgehört. Coulson persönlich soll Geldanweisungen abgezeichnet haben, mit denen Polizisten bestochen wurden. Camerons früherer Spin-Doktor war bereits am 8. Juli vorübergehend festgenommen worden - unter anderem wegen Korruptionsverdachts.

 

epd/dpa