Zur Halbzeit der traditionellen Stierhatz in Pamplona hat es bis Sonntag bereits rund 50 Verletzte gegeben. Drei junge ausländische Touristen zogen sich durch Hornstöße schwere Verletzungen zu: Ein 24-jähriger Australier, ein 23-jähriger Franzose und ein 21-jähriger US-Amerikaner wurden von den Stieren auf die Hörner genommen und erlitten jeweils Verletzungen am Oberschenkel. Der Australier musste noch an der Unfallstelle notoperiert werden. Nach Angaben des Roten Kreuzes ist er aber auf dem Weg der Besserung. Keiner der drei Schwerverletzten sei in Lebensgefahr gewesen.
Fast 700 Kilogramm schwer
Allein beim vierten Stiertreiben am Sonntag wurden nach Krankenhausangaben elf Menschen verletzt, von denen allerdings zehn noch am selben Tag aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Einer müsse wegen einer Gehirnerschütterung weiterbehandelt werden. Das vierte Stiertreiben über eine 825 Meter lange Strecke durch die Gassen von Pamplona dauerte wegen der besonders schnellen Bullen nur zwei Minuten und 15 Sekunden. Mehrere Läufer ("mozos") fielen im Gedränge und wurden von den bis zu 695 Kilogramm schweren Stieren oder von den Geleitochsen überrannt.
Bei dem lebensgefährlichen Spektakel werden noch bis Donnerstag jeden Morgen sechs Kampfstiere durch die Gassen der Altstadt bis in die Arena gejagt, wo sie abends von Toreros getötet werden. Wie jedes Jahr finden sich hunderttausende Menschen in Pamplona ein, darunter viele ausländische Touristen, um das Volksfest mitzuerleben. Im vergangenen Jahr hatte es bei dem gefährlichen Spektakel insgesamt mehr als 370 Verletzte gegeben.
Jedes Jahr mehr Menschen
Die von Jahr zu Jahr wachsende Zahl von Menschen in den engen Gassen der Altstadt von Pamplona macht das Stiertreiben immer gefährlicher und chaotischer. Die spanische Tagezeitung "El Mundo" kommentierte am Sonntag, der massive Besucherzustrom sei für den Ablauf der Stierhatz gefährlicher als die spitzen Hörner der Tiere. Die Zeitung schlug vor, dass nur noch die traditionell weiß-rot bekleideten erfahrenen Läufer an der Hatz teilnehmen sollten.
Für die nordspanische Stadt Pamplona dürften solche Forderungen allerdings nicht besonders willkommen sein. Denn der Stiertourismus bringt der 200 000 Einwohner zählenden Stadt jährlich rund 75 Millionen Euro ein. Nach Schätzungen kommen während des achttägigen "sanfermines"-Festes bis zu eine Million Menschen in die Stadt. Die Stadtverwaltung nimmt deshalb gerne die Unbequemlichkeiten in Kauf: durch die Straßen tobende oft betrunkene Menschenmassen und den von ihnen zurückgelassenen Müllhaufen.
In Spanien finden Stierkämpfe nicht mehr ungeteilte Zustimmung: In zwei Regionen, in Katalonien und auf den Kanarischen Inseln, wurde das blutige Spektakel bereits verboten.