Zeitungsstudie: "Konkurrenz verdirbt die Qualität"

Zeitungsstudie: "Konkurrenz verdirbt die Qualität"
Regionalzeitungen mit Monopolstellung schneiden einer Untersuchung zufolge qualitativ oft besser ab als Zeitungen, die sich die Leserschaft mit einem Konkurrenzblatt teilen müssen.

Was Akteursvielfalt, Themenvielfalt, Politisierung und Anti-Provinzialismus angehe, stünden vielfach die Monopolblätter, die als einzige Zeitung in ihrem Kreis erscheinen, besser da, sagte der Kommunikationswissenschaftler Frank Marcinowski von der Universität Münster am Montag.

Der Wissenschaftler untersuchte mit Studierenden über den Erscheinungszeitraum von einer Woche insgesamt 66 deutsche Regionalzeitungen, davon 32 in Monopolstellung und 34 mit einer Konkurrenzzeitung im Erscheinungsgebiet.

"Je weniger Wettbewerb, desto besser die Qualität"

Die verbreitete und auf viele Branchen zutreffende Aussage, Konkurrenz belebe das Geschäft, gelte nicht unbedingt für Zeitungen, erklärte Marcinowski. Mit Blick auf die Zahl von "O-Ton-Gebern", Themenvielfalt, Vielfalt der Orte, ausgewogene Parteiberichterstattung sowie auf Eigenständigkeit der Beiträge und Transparenz der Quellen habe sich gezeigt: "Je weniger intensiv der Wettbewerb, desto besser schnitten die Zeitungen ab."

Ein Erklärungsansatz seien die Finanzen, sagte der Kommunikationswissenschaftler. Ein Monopolist könne seine Redaktion besser stellen als eine Konkurrenzzeitung, die sich die verkaufte Auflage mit einer anderen Zeitung teilen müsse. Das Postulat der neoliberalen Wirtschaftstheorie, Produzenten bemühten sich bei Konkurrenz darum, das bestmögliche Produkt zum bestmöglichen Preis anzubieten, funktioniere nur dann, wenn die Leser tatsächlich Qualität nachfragten, erklärte Marcinowski. Doch journalistischen Produkten könne man, anders als bei einem Auto, ihre Qualität nicht direkt ansehen.

Auch der "Spielraum für Qualitätsjournalismus" sei unter Monopolbedingungen offenbar eher vorhanden. Das funktioniere allerdings nur, wenn die Verlage mitspielten und sich wenig in redaktionelle Belange einmischten, sagte der Wissenschaftler.

epd