Atomchef für AKW-Checks weltweit - Japan lehnt ab

Atomchef für AKW-Checks weltweit - Japan lehnt ab
Die Regierungen der Welt wollen sich bei der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien auf mehr Nuklearsicherheit nach Fukushima einigen. Der Atomchef hat konkrete Vorstellungen, doch Länder wie Japan blockieren strengere Vorschriften.

Weltweite AKW-Stresstests, ein verbindliches Kontrollsystem für Kernkraftwerke und besserer Informationsaustausch: Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat als Reaktion auf Fukushima deutliche Verbesserungen der globalen Nuklearsicherheit gefordert. Zudem will die UN-Behörde mehr Kompetenzen.

Alle Staaten mit laufenden Nuklearanlagen sollten regelmäßigen und systematischen Sicherheitschecks von IAEA-Inspektoren zustimmen, forderte IAEA-Chef Yukiya Amano am Montag in Wien zum Auftakt einer Sonderkonferenz aller 151 Mitgliedsstaaten zur Atomkatastrophe von Fukushima.

Katastrophensicherheit angemahnt

Bisher gibt es international keine verpflichtenden Sicherheitsstandards oder -kontrollen. Atomsicherheit ist Sache des einzelnen Staates. Am Nachmittag wollten Regierungsvertreter der IAEA-Mitgliedsstaaten eine Erklärung beschließen, die sich in 25 Punkten für die Stärkung der internationalen Nuklearsicherheit ausspricht. Die von Amano in fünf Punkte gefassten Forderungen sind aber konkreter als die überwiegend Empfehlungen oder Absichtserklärungen der Erklärung.

"Das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Sicherheit von Atomkraft ist stark erschüttert worden", sagte der Japaner. Da Nuklearenergie für viele Länder weiter wichtig sei, sei es zwingend, überall die strengsten Sicherheitsmaßnahmen anzuwenden.

In seinem Fünf-Punkte-Plan spricht sich Amano neben weltweiten AKW-Stresstests mit besonderem Augenmerk auf Erdbeben- und Tsunamisicherheit auch für regelmäßige IAEA-Kontrollen in den 440 Meilern aus. Inspektoren sollen zufällig ausgesuchte Anlagen auf ihre Sicherheit, ihre Vorbereitung auf Notfälle und die Effizienz der staatlichen Regulierungsbehörden untersuchen dürfen. Die Atomindustrie könnte bei den Kosten dafür beteiligt werden, so Amano.

Japan ignoriert die Regeln und lehnt eine Verschärfung ab

Als weitere Punkte nannte der Atomchef weltweit verbesserte Vorbereitungen für Atomnotfälle und besseren Informationsaustausch. Statt bei einem Unfall - wie in Japan - die von einem Land bereitgestellten Informationen nur zu verteilen, sollte die IAEA künftig auch eigene Analysen beisteuern dürfen. Auch die INES-Skala zur Einordnung von Atomunfällen müsse überprüft werden, da sie sich bei Fukushima als ineffektiv erwiesen habe.

Trotz aller Änderungsvorschläge gab es am Montag keine breite Initiative, die von der IAEA formulierten Sicherheitsstandards verpflichtend zu machen. Er wolle schnell leichter umzusetzende Verbesserungen wie Kontrollen erreichen, statt aufwändig bestehende Konventionen ändern zu müssen, sagte Amano. Dennoch sollten die Standards überarbeitet und gestärkt werden: "Selbst die besten Standards sind nutzlos, wenn sie nicht umgesetzt werden", sagte der Japaner.

Auch Japan reagierte ablehnend: Zur Frage verpflichtender Standards gebe es in der Internationalen Gemeinschaft viele verschiedene Ansichten und diese sollten respektiert werden, sagte der japanische Wirtschaftsminister Banri Kaeida. Ein IAEA-Report hatte in der vergangenen Woche enthüllt, dass das Land gegen mehrere der IAEA-Empfehlungen verstoßen hatte. Amano nannte den Unfall von Fukushima eine der schwersten und komplexesten Katastrophen, mit der Menschen je umgehen mussten.

dpa