Der LWB-Rat, Leitungsgremium der kirchlichen Dachorganisation, habe sich von der "schweren humanitären Katastrophe" berichten lassen, die sich wenige Wochen vor der geplanten Unabhängigkeit des Südsudans in der Grenzregion Südkordofan abzeichne, heißt es in der Mitteilung. Geschätzte 300.000 Menschen seien vom Militär umlagert, von Hilfslieferungen abgeschnitten und außerstande, den Kämpfen zu entkommen. Ein Großteil der Bevölkerung von Kadugli, der Hauptstadt von Südkordofan, sei auf der Flucht.
"An Ort und Stelle getötet"
Augenzeugen zufolge gingen Regierungstruppen von Haus zu Haus, um mutmaßliche Sympathisanten der Opposition herauszuholen und mitunter an Ort und Stelle zu töten. In einem Fall seien Zivilisten, die bei der UN-Mission im Sudan (UNMIS) Zuflucht gesucht hätten, von dort "weggezerrt und vor den Augen der UN-Mitarbeitenden getötet worden", berichtete der namibische Bischof Zephania Kameeta, Vorsitzender des LWB-Programmausschusses für Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte. Dies deute auf eine erneute "ethnische Säuberung" durch die Regierung des Sudan hin.
Am 9. Juli wird der ölreiche Südsudan offiziell unabhängig. Er ist vorwiegend die Heimat von Christen und Anhängern afrikanischer Religionen, während der Norden islamisch-arabisch geprägt ist. In der Grenzregion Südkordofan kam es in den vergangenen Wochen zu blutigen Auseinandersetzungen. Dem Lutherischen Weltbund gehören 140 Kirchen weltweit mit knapp 70 Millionen lutherischen Christen an. Die meisten Lutheraner gibt es in Deutschland.