Wie kann die Kirche im Dorf bleiben?

Wie kann die Kirche im Dorf bleiben?
Neue Formen kirchlicher Arbeit in ländlichen Gebieten stehen im Mittelpunkt der ersten Landkirchenkonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die am Dienstag in Gotha begonnen hat. Unter dem Titel "Auf dem Land daheim" geht es um die Herausforderungen für die evangelische Kirche in ausgedünnten ländlichen Regionen.

Zu den Herausforderungen für Pfarrer gehört zum Beispiel, dass sie mit einer Pfarrstelle mehrere Dörfer betreuen müssen. In manchen Gegenden sind jeweils mehrere Gemeinden zusammengefasst worden, weil die Bevölkerung abnimmt. Aufgrund der sinkenden Kirchensteuereinnahmen können vielerorts nicht mehr alle gewohnten Angebote einer Gemeinde allein aus Kirchensteuermitteln finanziert werden.

Die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, sagte, Kirche sei eine der zentralen "Beheimatungskräfte" auf dem Land. "Damit die Kirche aber in der Fläche bleibt, braucht es neue Formen kirchlicher Arbeit", ergänzte Göring-Eckardt, die der Steuerungsgruppe für den Reformprozess "Kirche im Aufbruch" vorsitzt. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Einnahmen hat die EKD 2006 einen Reformprozess auf allen Ebenen angestoßen. Darin wird unter anderem für eine bessere Qualität kirchlicher Angebote und für Strukturanpassungen geworben. "Kirche auf dem Land" gehört zu den Schwerpunktthemen dieses Prozesses.

Gundlach: Geistliche Kompetenz sichtbar machen

Die Landkirchenkonferenz geht zurück auf ein Treffen von Landpfarrern im Juni 2010. Dabei wurde verabredet, entsprechend zu der Konferenz von Citykirchen ein Forum für kirchliche Präsenz auf dem Land zu schaffen. Die Landkirchenkonferenz soll den Angaben zufolge bundesweit Projekte kirchlicher Arbeit in der Fläche sichten und Erfahrungsaustausch ermöglichen.

"Rückzug sollte nicht die erste Option der Kirche in ohnehin ausgedünnten Lebensräumen sein", sagte Vizepräsident Thies Gundlach vom EKD-Kirchenamt. Gefragt seien neue Formen kirchlicher Arbeit und ehrenamtlichen Engagements. Als vorbildhaft bezeichnete der Theologe die Bürgervereine, die sich für den Erhalt von Dorfkirchen einsetzen.

Weiter sagte Gundlach, die "Glaubens- und Frömmigkeitskrise" sei keineswegs auf das Land beschränkt: "Sie prägt Stadt und Land, oben und unten, Diakonie und Parochie, Akademie und Theologie." Er warb dafür, die geistliche Kompetenz als Mitte des kirchlichen Lebens in der Stadt und auf dem Land sichtbar zu machen: "Wir können jede Kooperation eingehen, jede Dorfinitiative und jede Stadtteilaktion befördern, solange deutlich bleibt, dass wir dies als Kirche aus dem Evangelium heraus machen." Schon zu lange lebe die Kirche "auf Pump", mahnte Gundlach, der für eine gute und gehaltvolle Theologie warb.

epd/evangelisch.de/aka