Orchidee Angela Merkel blüht im Ausland

Orchidee Angela Merkel blüht im Ausland
Es ist die Woche der Preise für Merkel. Im Ausland. Indien zeichnete die Kanzlerin für internationale Verständigung aus. Die USA würdigen nächste Woche ihre Friedenspolitik und in Singapur blüht nun eine Orchidee mit ihrem Namen. In Berlin ist es nicht so rosig für sie.
03.06.2011
Von Kristina Dunz

Angela Merkel hat diesen Moment noch sehr genau in Erinnerung. Gerade zur Kanzlerin gewählt und mit dem Abschreiten von Militärparaden wenig vertraut, gab sie ihrem allerersten Staatsgast nicht rechtzeitig das Zeichen zur Verbeugung vor der Flagge. Als er schon losmarschieren wollte, hielt sie ihn am Ärmel, und die Kameras diese Szene im Bild fest. Mehr als fünf Jahre ist das her. Nun steht die Regierungschefin routiniert auf einem roten Teppich in einem prächtigen Palast in Singapur, wo sie Premierminister Lee Hsien Loong mit militärischen Ehren empfängt. Es ist der damals vereinbarte Gegenbesuch bei ihrem ersten Staatsgast.

Inzwischen regiert Merkel nicht mehr mit der SPD, sondern mit der FDP. Die Partei von Lee hat gerade ihre Zweidrittelmehrheit im Parlament verloren (aber immer noch 60 Prozent). Die Welt wurde von Finanzkrisen erschüttert, und Staats- und Regierungschefs suchen nach neuen und größeren Bündnissen von der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer bis zum Asean-Verbund der südostasiatischen Nationen.

Merkel macht sich für Euro und Finanzmarktregulierung stark

Merkel hat wegen des schwierigen Atomausstiegs in Deutschland eigentlich keine Zeit für eine Auslandsreise. So presst sie ihre Reise nach Indien und Singapur in drei Tage. Pro Land sind es letztlich nur ein paar Stunden. Aber entweder kurz oder gar nicht. Gar nicht? Geht nicht, sagt die Kanzlerin. Wer Unterstützung in den Vereinten Nationen, im Internationalen Währungsfonds (IWF), für die Finanzmarktregulierung oder moralische Hilfe bei der Rettung des Euro haben will, muss reden. In Berlin wie in Neu Delhi, in Washington oder in Singapur. Und zuhören. Sie sagte: "Es ist sehr interessant, die Welt aus den verschiedenen Perspektiven zu sehen."

Nur mit einem gewissen Grundverständnis sind dann öffentliche Auftritte wie von Merkel und Lee in seinem Regierungspalast möglich, ohne dass es zu großem Aufsehen kommt. Merkel macht keinen Hehl daraus, dass Lee ihrer Ansicht nach die international so wichtige Finanzmarktregulierung in seinem reichen Stadtstaat erst noch "hinbekommen" müsse - in den mächtigen Finanzplatz Singapur fließen angeblich große Vermögen und Schwarzgeld. Und Lee lässt Merkel mit dem kurzen Verweis auf hohe Kontrollstandards in Singapur abblitzen. Aber gesagt werden musste es, womöglich hatten sie es abgesprochen.

Für Merkel sind Auslandstouren oft Erholung vom Berliner Betrieb, wo sie eine Koalition führen muss, der es mitunter an Solidarität und Besonnenheit fehlt. Wo sie eine CDU führen muss, die bei Wahlen ihre Felle wegschwimmen sieht und die Vorsitzende und Kanzlerin intern zunehmend kritisiert. Und wo sie den Bürgern erklären muss, warum Wahlversprechen wie umfangreiche Steuersenkungen nicht eingehalten und der jetzige, verspätete schwarz-gelbe Atomausstieg besser als der rot-grüne vor vielen Jahren sein soll.

Singapur hat eine eigene Angela Merkel

In anderen Ländern bekommt Merkel dagegen Auszeichnungen für herausragende Politik. In Indien war es ein Preis für internationale Verständigung - in den USA wird es am Dienstag die Friedensmedaille sein. Beides sind höchste Ehren dieser Länder. Und Singapur hat seit Donnerstag eine eigene Angela Merkel. Eine Orchideen-Art im botanischen Garten wurde nach der Kanzlerin benannt. Es ist eine "Dendrobium Angela Merkel". Experten wissen, dass diese Blumen nicht viel Wasser brauchen und die Dendrobium-Orchidee "Luftwurzeln" hat, mit deren Hilfe sie sich quasi an sich selbst festhält und Nahrung aus der Luft aufnimmt. Das sieht nach Unabhängigkeit aus und hört sich pflegeleicht an. Über Letzteres streiten sich aber die Geister.

Übrigens: Was auf dem Hinweg noch ein Problem war, verlief auf der Rücktour reibungslos: Der Iran gewährte der Kanzlerin anstandslos den Überflug über sein Territorium.

dpa