Das Flugzeug auf den Monitoren vor den Sitzplätzen der "Konrad Adenauer" zieht in den frühen Morgenstunden merkwürdige Kreise an der Grenze zum Iran. Schleife um Schleife dreht der neue Regierungs-Airbus 340 über türkischem Gebiet. Es ist sein Jungfernflug. Er soll Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und eine große Delegation nach Neu Delhi zu den ersten deutsch-indischen Regierungskonsultationen bringen. Dort traf sie verspätet ein.
Der Iran verweigerte ihr kurzerhand den Überflug. "Die Piloten der Regierungsmaschine waren im sicheren Wissen um gemeldete Flugdaten und Genehmigungen bereits in den Luftraum des Irans geflogen, als dessen Behörden mitteilten, es bestehe keine Überflugerlaubnis", schildert Regierungssprecher Steffen Seibert.
Die zweite Maschine - ohne Kanzlerin - durfte fliegen
Zurück im türkischem Luftraum wurde verhandelt. Die Türken mussten helfen, weil die Iraner nicht mehr mit den Deutschen reden wollten. Schließlich wurde das Auswärtige Amt in Berlin alarmiert und auf Staatssekretärsebene vermittelt. "So etwas habe ich noch nicht erlebt. Die Piloten auch nicht", sagt Merkel. Nach einstündigem Ringen erwog der Krisenstab, der in der Maschine gebildet wurde, in Ankara zu landen. "Dann spielte auch der Sprit eine Rolle", sagt Seibert. Unendlich viel Flugbenzin hat auch der neue Regierungs-Airbus nicht.
Der Grund für die iranische Blockade war zunächst nicht klar. Ein gezielter unfreundlicher Akt gegen die Kanzlerin kann aber nicht ausgeschlossen werden, da die zweite Regierungsmaschine mit Bundesministern und Staatssekretären an Bord problemlos durchkam.
Es war ausgerechnet der Jungfernflug der auf den Namen "Konrad Adenauer" getauften Regierungsmaschine von Merkel. Das Flugzeug bietet mehr Platz und Komfort als die alte Maschine der Luftwaffe vom Typ A310, mit der die anderen Kabinettsmitglieder flogen. In der "Konrad Adenauer" kann man telefonieren, jeder Platz hat einen eigenen kleinen Fernseher sowie Steckdosen. Für die Kanzlerin gibt es einen kleinen Konferenzraum mit Tischen.
Merkel verkürzt die Reise wegen Atomausstieg
Merkel will in Neu Delhi ihr gutes Verhältnis zu Premierminister Manmohan Singh pflegen und Indiens Stellung als bedeutendes Schwellenland hervorheben. Mit der Atommacht will die Kanzlerin, die in Deutschland gerade den vorgezogenen Atomausstieg beschlossen hat, über erneuerbare Energien sprechen.
Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) musste zu Hause bleiben. Er soll die Stellung in Berlin halten. Denn die Koalitionsspitzen haben die Energiewende in Deutschland zwar beschlossen. In dieser Woche werden aber noch die Ministerpräsidenten der Länder gehört und erst am Montag entscheidet das Kabinett. Da will Merkel nichts anbrennen lassen.
Sie selbst hat ihre Auslandsreise verkürzt. Ursprünglich wollte sie nach einem Abstecher in Singapur noch nach Vietnam reisen. Eine Rückkehr erst am Freitag wurde ihr aber doch zu knapp. Sie will nämlich selbst noch mit den Chefs der Landesregierungen über die sofortige Abschaltung von acht Atommeilern und das Aus für alle Meiler bis 2022 sprechen.