TV-Tipp: "Visus - Expedition Arche Noah" (RTL)

TV-Tipp: "Visus - Expedition Arche Noah" (RTL)
Ein 4,3 Millionen Euro teures, an internationalen Schauplätzen entstandenes TV-Movie, das Fans des Genres zwei Stunden lang alles bietet, was einen guten Abenteuerfilm ausmacht.
27.05.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Visus - Expedition Arche Noah", 2. Juni, 20.15 Uhr auf RTL

RTL hat sich dieses zwei Stunden lange Action-Abenteuer 4,3 Millionen Euro kosten lassen. Der Film ist jeden Cent wert.

Der Kölner Sender hätte am liebsten schon aus dem knallharten Thriller "Das Papst-Attentat" ein religiöses Mysterienspiel im Stil der Dan-Brown-Verfilmungen ("The Da Vinci Code") gemacht. Das gelang aber erst mit "Die Akte Golgatha". "Visus - Expedition Arche Noah", wie "Golgatha" eine Romanverfilmung, ist nun gewissermaßen die Krönung: ein 4,3 Millionen Euro teures, an internationalen Schauplätzen entstandenes TV-Movie, das Fans des Genres zwei Stunden lang alles bietet, was einen guten Abenteuerfilm ausmacht.

Das zweite "Auge" führt zum Weltuntergang

Star des Spektakels ist Stephan Luca als Kunsthistoriker, der auf der ganzen Welt nach verlorenen Schätzen sucht. Als ihn sein etwas verschrobener Onkel (Michael Gwisdek), ein Professor für Kirchengeschichte, in die Toskana schickt, um dort bei einem Kollegen nach dem Rechten zu schauen, gerät der antireligiöse Robert in ein Abenteuer, das seinen Unglauben nachhaltig erschüttern wird. Zunächst geht es nur darum, eines jener sagenhaften "Augen Gottes" zu finden, die Noah angeblich einst auf seiner Arche mitführte, doch schließlich steht nicht weniger als das Schicksal der Erde auf dem Spiel: Die Kombination mit einem zweiten "Auge" führt umgehend zum Weltuntergang; und genau das ist es, was ein uralter Orden im Sinn hat.

Die Zutaten mögen der üblichen Rezeptur entsprechen, zumal es zwischen dem attraktiven Helden und einer ebenso hübschen wie klugen Kollegin (Julia Molkhou) prompt zur Romanze kommt; am Ende ist ihre Rettung fast noch wichtiger als die Abwendung der Apokalypse. Und die Musik (Wolfram de Marco) klingt verdächtig nach Hans Zimmer. Aber Arne Sommer, dessen Drehbuch auf der gleichnamigen Romanvorlage von Richard Hayer beruht, ist eine höchst unterhaltsame Mischung gelungen.

Der Film schöpft seine Qualität aus dem Vertrauen auf die traditionellen Komponenten des Genres: exotische Handlungsorte, abwechslungsreiche dramatische Zuspitzungen, starke Figuren, gute Schauspieler (Hilmi Sözer, Tayfun Bademsoy und Fahri Ogün Yardim). Das sich abzeichnende Weltende stammt natürlich aus dem Computer, aber die auf konventionelle Art entstandenen Passagen sind nicht minder spannend, darunter eine Flucht über die feuchten Dächer einer italienischen Kleinstadt oder eine in Istanbul entstandene spektakuläre Verfolgungsjagd durch "Eriwan". Tobi Baumann, bislang vor allem als Comedy-Regisseur ("Ladykracher") aufgefallen, hat mit "Visus" einen bemerkenswerten klassischen Abenteuerfilm gedreht.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).