Kauder fordert volle Religionsfreiheit in Ägypten

Kauder fordert volle Religionsfreiheit in Ägypten
Unionsfraktionschef Volker Kauder hat den Aufbau eines demokratischen Rechtsstaats mit voller Glaubensfreiheit in Ägypten gefordert. "Ich erwarte, dass in der neuen Verfassung die Religionsfreiheit ohne Einschränkungen verankert wird", sagte Kauder am Wochenende zum Abschluss eines zweitägigen Ägypten-Besuchs. Er zeigte sich besorgt über die Lage der Kopten, zumal es wegen des Rückzugs von Polizei und Militär ein Sicherheitsvakuum gebe.

Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olaf Fykse Tveit, rief Christen in aller Welt dazu auf, die koptische Kirche in Ägypten in ihre Gebete einzuschließen. Die Gewalt gegen Christen in dem Land sei besorgniserregend, sagte Tveit am Rand der internationalen Friedenstagung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Kingston (Jamaika) dem epd. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass nach der Parlamentswahl im September in Ägypten eine stabile Demokratie entsteht.

Zuletzt hatte es in Ägypten Mitte Mai Zusammenstöße zwischen radikalen Muslimen und Kopten gegeben, bei denen 15 Menschen zu Tode kamen. "Die Ausschreitungen überschatten die ermutigenden Entwicklungen, als Kopten und Muslime vor drei Monaten gemeinsam auf dem Tahrir-Platz für einen friedlichen Systemwandel demonstrierten", sagte Kauder.

Kauder sicherte Ägypten Hilfe zu

Der Unionspolitiker beklagte eine anhaltende gesellschaftliche Diskriminierung der Christen. Mit dem Sprecher des Patriarchats der Koptischen Kirche, Girgis Saleh, stimmte Kauder überein, dass Kopten und Muslime gleiche Bürgerrechte genießen müssten. Kauder: "Das muss sich auch in einem säkularen Familienrecht ausdrücken."

Die Kopten stellen nach Schätzungen rund zehn Prozent der 80 Millionen Ägypter. Kauder sicherte dem arabischen Land Hilfe zu, vor allem bei der Ausarbeitung einer neuen Verfassung und der Förderung der Wirtschaft. "Deutschland wird Ägypten auf dem Weg in die Demokratie begleiten", sagte er.

Auch der Groß-Imam der Kairoer Al-Ashar-Universität, Ahmed Al-Tayeb, äußerte sich besorgt über die Spannungen zwischen Kopten und Muslimen. "Es wird nicht zu einem Bürgerkrieg kommen", betonte der Geistliche jedoch, der als höchste Autorität der sunnitischen Muslime gilt, in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Groß-Imam: "Christen haben keinen Grund zur Klage"

"Interessierte Kräfte innerhalb und außerhalb Ägyptens" schürten diese Spannungen, die keine Wurzeln in der ägyptischen Geschichte hätten. Die USA und Israel hätten kein Interesse an einem stabilen Ägypten. Zu dem Vorwurf, die Kopten würden diskriminiert, sagte Al-Tayeb: "Die Christen haben keinen Grund zur Klage." Sie könnten hohe Ämter im Staat einnehmen.

Eine Säkularisierung Ägyptens im westlichen Sinn lehnte der Geistliche ab: "Wir sind weder ein säkularer noch ein islamischer Staat." Es sei kein Problem, wenn die neue Verfassung die Scharia als Grundlage des Rechts beibehalte. "Man sollte aber ergänzen, dass Nicht-Muslime nach den Gesetzen ihrer jeweiligen Religion leben", fügte er hinzu. Im Koran stehe, dass es keinen Zwang in der Religion gebe.

Al-Tayeb steht der Al-Ashar-Universität seit März 2010 vor. Er hatte dem Papst Einmischung in ägyptische Angelegenheiten vorgeworfen, weil er zum Schutz der Christen im Orient aufgerufen hatte.

epd