"Hallo, liebe Liebenden", "Zurück zu Lück" und natürlich "Danke, Anke": Die Sprüche der legendären "Wochenshow" sind Kult. Auf dem Höhepunkt ihrer Popularität sahen bis zu sechs Millionen Zuschauer die 1996 gestartete Sat.1-Comedysendung, die 2002 wegen sinkender Quoten eingestellt wurde. Jetzt kehrt der Klassiker zurück, doch abgesehen von Ingolf Lück fehlen in der Neuauflage (ab Freitag, 20.5., 22.15 Uhr, Sat.1) die Stars von früher: Statt Anke Engelke oder Bastian Pastewka sind in der Mischung aus Sketchen, Parodien und anderen Faxen unter anderem die Comedians Axel Stein und Matze Knop dabei.
Der 53-jährige Ingolf Lück wird wie einst als Nachrichtensprecher durch die Show führen, die als humoriger Wochenrückblick angelegt ist – ganz ähnlich wie die Nachrichtensatire "heute-show" mit Oliver Welke, die ebenfalls am späten Freitagabend im ZDF läuft.
Herr Lück, nach neun Jahren Pause kehrt die "Wochenshow" zurück – aber welchen Sinn macht ein Comeback ohne Bastian Pastewka und Anke Engelke, ohne Sprüche wie "Hallo, liebe Liebenden" oder "Danke, Anke"?
Ingolf Lück: Jahrelang mussten sich alle Frauen, die Anke hießen, immer anhören: "Danke, Anke!" Die wollten wir erlösen, deshalb haben wir jetzt ein ganz neues Team, und es wird neue Kultfiguren und Kultsprüche geben. Wir halten es wie die FDP und streben einen Generationswechsel an – einer muss aber den Brüderle spielen. Ich habe ja eh nichts anderes vor, außer dienstags, da habe ich Kegeln (lacht).
Waren Sie damals nicht froh, dass Sie sich endlich aus der "Wochenshow"-Schublade freigekämpft hatten?
Lück: 2002 war wirklich ein Zeitpunkt, wo ich sagte: Jetzt ist es mal gut, jetzt will ich durchatmen, andere Horizonte entdecken, mich als Künstler weiterentwickeln. In den sechs Jahren "Wochenshow" hatte mich meine Kostümbildnerin öfter nackt gesehen als meine Frau zu Hause, mir mussten am Tag fünf Bärte angeklebt werden, ich habe im Studio gelebt. Aber jetzt habe ich großen Spaß und große Lust, mit einem neuen, jungen Team weiterzumachen.
Die Freunde von einst verfolgen eigene Projekte
Wollten Ihre Co-Stars von früher nicht mehr mitmachen?
Lück: Das stand nicht zur Debatte, die haben ja so viele eigene Projekte – übrigens waren zum Beispiel Bastian Pastewka und Anke Engelke bereits 2002 nicht mehr im Ensemble der "Wochenshow." Als wir auf der letzten Weihnachtsfeier über das Comeback der Wochenshow gesprochen haben, fanden sie es großartig, dass wir wieder loslegen.
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Das alte "Wochenshow"-Team feiert nach so vielen Jahren noch gemeinsam Weihnachten?
Lück: Na klar, wir sind wie eine große Monty-Python-Familie und treffen uns immer wieder, nicht nur bei Produktionen, sondern auch anlässlich von Schicksalsschlägen wie Trauungen oder den Geburten von Kindern – oder auch zu Grillabenden. Dann kann es schon mal vorkommen, das Markus Maria Profitlich mit der Grillzange und im Erklärbär-Kostüm um die Ecke kommt, der hat den Fummel nämlich bei sich zu Hause.
Der Erklärbär war eine der vielen Kultfiguren der Sendung. Werden Sie wieder Ihre alte Rolle als Anchorman einnehmen und wie früher mit Schlips und Kragen durch die Show führen, die ein Comedyrückblick auf die Nachrichtenwoche ist?
Lück: Ja, wir haben uns auch überlegt, ob wir die alten Anzüge wieder rausholen und die alten Witze noch einmal erzählen, haben uns dann aber doch bewusst dagegen entschieden.
Konkurrenz vom ZDF
Sie müssen gegen die zeitgleich laufende "heute-show" im ZDF antreten, die eine reine Nachrichtensatire ist. Soll künftig auch die "Wochenshow" politischer sein?
Lück: Oliver Welke und ich können doch wirklich froh sein, dass am Freitagabend auf zwei Sendern die Art von Comedy läuft, die wir am besten finden und für die wir immer gekämpft haben – ich vermeide jetzt mal bewusst das Wort anspruchsvoll. Ganz so ähnlich sind sich die Sendungen übrigens gar nicht: Die "heute-show" konzentriert sich sehr auf die Politik. Die "Wochenshow" behandelt aber politische Themen ebenso wie Geschichten aus Wirtschaft, Boulevard, Sport, die ganze Bandbreite. Es wird Standup-Nummern geben, Sketche, Musik und natürlich Parodien.
Stichwort Parodien: Welchen Promi würden Sie am liebsten durch den Kakao ziehen?
Lück: Oh, da gibt es wahnsinnig viele, die Linke und die FDP sind natürlich immer ganz ergiebig. Westerwelle geht jetzt zwar leider nicht mehr, das Thema ist durch, aber bei den Liberalen gibt es immer Nachschub. Auf Leute wie Philipp Rösler können wir uns bis zum Ende der Legislaturperiode konzentrieren.
"Ende der verlängerten Sommerpause"
Welche TV-Sendung würden Sie gerne parodieren?
Lück: Am besten die alte "Wochenshow" mit den Sketchen, die bis zu acht Minuten lang waren. Die heutige Zeit ist schnelllebiger, wir werden die Schlagzahl erhöhen. Gerade durch das Internet, durch YouTube oder Facebook gibt es so viel Input. Vielleicht nutzen wir ja auch die sozialen Netzwerke, um vom Publikum zu erfahren, ob ich als Herbert Görgens zurückkehren soll. Wir wollen aber kein Twitter-TV machen, es soll Fernsehen für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen werden.
Sie sind ja nun auch schon über 50, kommen Sie bei dieser ganzen Schnelllebigkeit überhaupt noch mit?
Lück (lacht): Ich hoffe, dass die anderen Kollegen ein bisschen Rücksicht auf mich nehmen, einfach langsamer sprechen und die Zettel mit meinen Texten größer ausdrucken. Außerdem moderiere ich ja im Sitzen, das ist meinem Methusalem-Alter gemäß – wer sitzt, der kann nicht mehr umfallen, sagt mein Arzt immer.
Jetzt aber mal Spaß beiseite: Die "Wochenshow" wurde damals eingestellt, weil die Quoten stark gesunken waren. Wieso sollte die Neuauflage ein Erfolg werden?
Lück: Nun seien Sie mal nicht so negativ! Der Marktanteil betrug zuletzt immer noch 14,5 Prozent in der jungen Zielgruppe. Wir haben damals auch nicht aufgehört, wir sind in eine verlängerte Sommerpause gegangen.
Sicherheitshalber hat Sat.1 vorläufig nur acht Folgen bestellt...
Lück: Genau, die Zuschauer sollten also möglichst schnell einschalten und nicht sagen: Wir gucken mal in einem Jahr, wie die Neuauflage der "Wochenshow" aussieht.
Cornelia Wystrichowski ist freie Journalistin in Berlin.