Priester Georg Häfner war "treuer Hirte" im KZ

Priester Georg Häfner war "treuer Hirte" im KZ
In Würzburg ist am Sonntag der katholische Priester Georg Häfner aus Unterfranken selig gesprochen worden. Er hatte im KZ Dachau mit Mitgefangenen gebetet und die Eucharistie gefeiert. Aus seinem Glauben heraus stand Häfner dafür ein, keinem Menschen etwas nachzutragen - auch nicht seinen Peinigern.
16.05.2011
Von Daniel Staffen-Quandt

Donnernder Applaus hallt durch den Würzburger Kiliansdom. Es ist kurz vor halb drei, als der päpstliche Delegat, Kardinal Angelo Amato, das Apostolische Schreiben in lateinischer Sprache verliest. Mit diesem Akt ist der katholische unterfränkische Priester Georg Häfner, der am 20. August 1942 im Konzentrationslager Dachau durch Hunger und eine Infektionskrankheit ums Leben kam, seliggesprochen. An ihn soll künftig jährlich an seinem Todestag erinnert werden.

Würzburgs katholischer Bischof Friedhelm Hofmann sagte am Sonntag vor den rund 1.650 Gästen in seiner Predigt, bei Häfners Seligsprechung gehe es nicht einfach darum, die Schar der Seligen und Heiligen zu erweitern. Vielmehr gehe es darum, von dem bodenständigen Pfarrer aus Oberschwarzach (Kreis Schweinfurt) zu lernen.

Mit Gottes Hilfe: Vergebung und Feindesliebe

Häfner werde als exemplarischer Zeuge der Glaubenstreue in der schweren Zeit des Nationalsozialismus selig gesprochen, sagte Hofmann. Damit erführen auch all die "unbekannten Zeugen", die den Nazis Widerstand geleistet haben, ihre Würdigung.

Hofmann würdigte Häfners bis zuletzt konsequente christliche Haltung. In der Hölle von Dachau hätten er und viele seiner Mitgefangenen, die oftmals "bestialisch gequält, erniedrigt und zu Tode geschunden wurden, aus dem Gebet und der Feier der Eucharistie die Kraft, um Vergebung zu bitten und Vergebung zu gewähren". Die Forderung Jesu', auch die eigenen Feinde zu lieben, "scheint uns oft genug zu viel des Guten zu sein". Dies könne man, wie Häfner, nur mit Gottes Hilfe erreichen.

Im von Amato verlesenen apostolischen Schreiben Papst Benedikts XVI. wird dem "Priester und Märtyrer" Georg Häfner attestiert, mit "Eifer und Klugheit" während des NS-Regimes das Evangelium bezeugt zu haben. Nach der lateinischen Fassung trug Stefan Mai, der heute Pfarrer von Oberschwarzach ist, die deutsche Übersetzung vor. Danach brandete tosender Applaus auf. Es wurde ein großes Bild enthüllt, das ein Porträt des 1942 im KZ an Hunger und Krankheit Gestorbenen zeigt.

Brief von Häfner: "Mit allen wollen wir gut sein."

Mit dem Festgottesdienst endete das Procedere der Seligsprechung nun offiziell. Sie wurde bereits 1985 von der Dachauer Priestergemeinschaft und dem Priesterverein der Würzburger Diözese an den damaligen Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele herangetragen und von Scheele auf den Weg gebracht. Häfner war von 1934 bis zu seiner Verhaftung 1941 sieben Jahre lang Pfarrer in Oberschwarzach. Er wurde 1900 in Würzburg geboren und 1924 dort auch zum Priester geweiht. 1941 wurde Häfner verhaftet und ins KZ Dachau gebracht.

Der Gottesdienst wurde nicht nur im Bayerischen Fernsehen gezeigt, sondern auch ins Neumünster und auf den Kiliansplatz direkt neben dem Dom auf Videoleinwände übertragen. Die kostenlosen Karten für die Seligsprechung im Dom waren nämlich schon seit Wochen vergriffen.

Papst Benedikt XVI. würdigte Häfner als Glaubenszeugen in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Priester sei bereit gewesen, "als treuer Hirte bis zur Hingabe seines Lebens die Herde zu weiden", sagte der Papst bei seinem Mittagsgebet in Rom. Häfner habe seinen Peinigern "von Herzen vergeben". In diesem Zusammenhang zitierte der Papst einen Brief Häfners vom Dezember 1941 an seine Eltern aus dem Gefängnis, in dem er schrieb: "Keinem Menschen wollen wir fluchen, keinem etwas nachtragen, mit allen wollen wir gut sein."

epd