Der Scheitel der Mississippi-Flutwelle hat am Dienstag Memphis im Süden der USA passiert - und die Dämme haben gehalten. Gegen zwei Uhr morgens (Ortszeit) sei die knapp 14,6 Meter hohe Welle in der Stadt angekommen, berichtete ein Sprecher des Nationalen Wetterdienstes, Bill Borghoff. Die rund 920.000 Einwohner der historischen Musikstadt müssen allerdings weiter bibbern: Der Wasserpegel soll sich bis zu 36 Stunden so hoch bleiben.
Die Dämme müssen also weiter einem gewaltigen Druck standhalten. "Wir haben keinen Grund, unseren Dämmen zu misstrauen", sagte ein Sprecher des Armeekorps der Ingenieure. Flussabwärts rüsteten sich zahlreiche Farmer für die Flutwelle. Mit selbsterrichteten Dämmen versuchten sie, ihre Felder zu schützen, während das Hochwasser in Richtung Mississippi-Delta fließt.
Erster Notablauf bereits geöffnet
Gewaltiger als derzeit war der Mississippi nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes bislang nur 1937: Damals erreichte der Wellenkamm eine Höhe von 14,84 Metern. Rund 500 Menschen starben damals in den Fluten, mehr als 80.000 Quadratkilometer wurden überschwemmt, eine Fläche deutlich größer als Bayern.
Der Fluss ist durch heftige Unwetter in den vergangenen Wochen angeschwollen. "Wir haben nicht viel Zeit, aber zum Glück sind wir vorbereitet", hatte der Bürgermeister von Memphis, AC Wharton, im Fernsehen erklärt. Menschen aus 1.300 Haushalten wurden aufgefordert, sich vorsorglich in Sicherheit zu bringen. Helfer und Soldaten waren rund um die Uhr im Einsatz, um Dämme zu sichern und Menschen in Notunterkünfte zu bringen. Präsident Barack Obama erklärte Teile der acht betroffenen Staaten zu Katastrophengebieten.
Nördlich von New Orleans war am Montag ein Ablauf des Mississippi geöffnet worden, um für Entlastung zu sorgen. Von dort fließt das Hochwasser in den Pontchartrain-See und dann in den Golf von Mexiko. Das Wasser des Flusses, so fürchten Naturschützer, könnte den fischreichen See schädigen. Ein weiterer Not-Ablauf blieb zunächst noch geschlossen.
Der Wasserstand sinkt nur langsam wieder
Meteorologen rechnen damit, dass das Hochwasser nur sehr langsam um wenige Zentimeter am Tag sinken wird. "Wir haben dann immer noch mit einer sehr ernsthaften Bedrohung zu tun", sagte der Katastrophen-Einsatzleiter vom Landkreis Shelby, Bob Nations. "Dieses Wasser ist gefährlich."
Elvis Presleys legendäre Villa "Graceland" in Memphis sei nicht von den Fluten betroffen. ""Graceland" ist sicher", sagte Nations der Zeitung "Memphis Commercial Appeal". Das Anwesen liegt in einem höher gelegenen Teil der Stadt.
Der Mississippi ist mit knapp 3800 Kilometern einer der längsten Flüsse der Welt. Er entspringt im nördlichen Minnesota, fließt durch den mittleren Teil der USA und mündet in den Golf von Mexiko.